Schneeglöckchen richtig pflanzen: So geht’s
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Schneeglöckchen blühen schon früh im Jahr.
© Quelle: Bruno Kelzer/Unsplash
Hier und da strecken sich schon die ersten Frühlingsboten der Sonne entgegen: Winterlinge, Krokusse und allen voran die Schneeglöckchen. Das ist die Zeit, in der es Mirjam Moritz besonders oft in den Garten zieht. Hier findet die Künstlerin Inspiration direkt vor ihren Füßen: zarte, weiße Schneeglöckchen. Mit Bleistift und Skizzenbuch kniet sie vor einer kleinen Pflanzengruppe. „An den nassen Hosenabdrücken rund ums Knie erkennt man die Galanthophilen“, sagt die 49-jährige Dresdnerin.
Als galanthophil bezeichnen sich Schneeglöckchensammler und -züchter. Das Wort leitet sich vom botanischen Fachbegriff für das Schneeglöckchen ab: Galanthus, einer Zusammensetzung aus den griechischen Worten „gala“ (Milch) und „anthos“ (Blume).
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Ihre Leidenschaft für die kleinen Zarten sei familiär bedingt, sagt Moritz. Der Opa war Gärtner, die Oma sammelte Schneeglöckchenraritäten. Vor mehr als 30 Jahren schenkte sie ihrer Enkelin die ersten Zwiebeln. Seitdem kamen immer mehr hinzu, und die Leidenschaft sprang irgendwann auch auf ihre Bilder über, die man sich in ihrem Atelier ansehen kann – mit Blick auf den Garten.
Schneeglöckchenfieber begann in England
In den vergangenen Jahren beobachtete die Dresdnerin, dass der Hype „zusehends auf Deutschland überschwappt“. Zu beobachten sei das auf Zwiebelbörsen oder in Fachgärtnereien. Preise im zwei- bis dreistelligen Bereich pro Zwiebel sind für seltene Sorten durchaus normal. Und es geht noch höher. „Dann können schon mal 1800 Euro für eine Zwiebel verlangt werden“, sagt Michael Dreisvogt. Der Schneeglöckchenliebhaber ist Diplom-Ingenieur und Technischer Leiter der Stiftung Arboretum-Park Härle in Bonn-Oberkassel – und damit Herr über unzählige Schneeglöckchenarten und -sorten, die sich im Park zeigen.
Besonders auf den britischen Inseln, aber zunehmend auch bei uns sei das Schneeglöckchenfieber groß, so Dreisvogt. Vor knapp 150 Jahren nahm die Galanthophilie in England ihren Anfang. Teilweise erinnert sie ein wenig an das niederländische Tulpenfieber im 17. Jahrhundert, als eine einzige Blumenzwiebel mitunter so viel wert war wie ein ganzes Haus.
Das eine Schneeglöckchen gibt es nicht
Doch was macht den Reiz an dem eigentlich schlichten Frühblüher aus? „Dazu muss man dem Pflänzchen unter den Blütenrock schauen“, sagt Moritz lächelnd und hebt vorsichtig die hauchzarte, perlweiß schimmernde Blüte vor sich an. Diese gehört zu der verbreitetsten Sorte in Deutschland: Galanthus nivalis.
Zu erkennen sind die Pflanzen an ihren langen, schmalen dunkelgrünen Blättern. Der Blütenstängel trägt das weiß-hängende Blütenglöckchen, das aus drei äußeren und drei inneren Blütenblättern besteht. Die äußeren sind reinweiß und stehen weit ab, sodass die inneren, kürzeren und miteinander verwachsenen Blütenblätter gut zu sehen sind. Diese tragen an der unteren Spitze ein grünes Muster. „Sieht ein bisschen so aus wie ein trauriger Mund“, meint Moritz.
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Die grüne Färbung auf den inneren Blütenblättern der Galanthus nivalis sieht aus wie ein trauriger Mund.
© Quelle: Pixabay/Hans
Die Künstlerin zieht es zu einer weiteren Blumengruppe in ihrem Garten. Hier zeigt sich ein ähnlicher Anblick, doch diese Blüten sind größer, die innere Blättergruppe ist reichlich gefüllt und erinnert an eine Miniaturpfingstrose. Es wird deutlich: Das eine Schneeglöckchen gibt es nicht, sondern eine ungeahnte Vielfalt der Amaryllisgewächse. Neben Größe und Laubfärbung zeigen sich die Unterschiede vor allem an den Blüten. Manche haben eine ungewöhnliche Form, andere weisen mehr oder minder kräftige grünliche Muster auf. Auch die Farbe des Fruchtknotens kann variieren – von dunkelgrün bis zu gelb wie bei der Sorte „Primrose Warburg“.
Schneeglöckchen blühen nicht nur im Frühjahr
Expertinnen und Experten können nicht ganz genau sagen, wie viele Arten und Sorten es gibt. Je nachdem, wie streng die Unterscheidungskriterien sind, ist die Zählung unterschiedlich. „Wir kennen 20 Wildarten und über 3000 Namensorten, also benannte Selektionen und gezielte Züchtungen“, sagt Dreisvogt.
Man ahnt, warum die Pflanze stetig mehr Menschen begeistert. Und so verwundert es nicht, dass Gartenprofis wie Hobbyzüchter, Sammler sowie Schneeglöckchenfans gern nach Großbritannien reisen, um dort den „snowdrops“, den „Schneetröpfchen“, zu huldigen. Dort werden Konferenzen, Seminare, Auktionen und Ausstellungen veranstaltet. Gärten und Parks öffnen ihre Pforten und geben den Blick auf Schneeglöckchenteppiche frei.
Mit ein bisschen Geduld können auch im eigenen Garten in wenigen Jahren weiße Hingucker entstehen. Von der Keimung der Pflanzenzwiebel aus den Samen bis zur ersten Blüte vergehen meist drei bis vier Jahre. Dafür blühen die Pflanzen aber nicht nur im Frühjahr. „Es gibt Sorten, die bereits im Oktober blühen, andere bis in den April hinein“, sagt Dreisvogt. „Durch geschicktes Pflanzen habe ich ein halbes Jahr lang durchweg Schneeglöckchen im Garten“, so Moritz.
Für den Anfang müssen es auch keine teuren Blumenzwiebeln sein. Doch Vorsicht bei billigen Zwiebelangeboten aus dem Supermarkt. „Diese werden nicht selten aus der Natur entnommen. Das sollte man nicht unterstützen“, sagt Dreisvogt.
Pflanzen mögen es am liebsten halbschattig
Am besten ist ein halbschattiger Standort für die weißen Schönheiten, etwa zwischen Sträuchern oder unter Bäumen. Ausnahme: Nadelgehölze, denn dort ist der Boden oft zu sauer. Generell sollte die Erde locker sein und im Sommer nicht austrocknen.
Idealerweise kommen die Zwiebeln im Herbst in den Boden, bis zehn Zentimeter tief und mit einem Abstand von gut zehn Zentimetern. So können sich die Pflanzen ausreichend ausbreiten. „Am besten kauft man blühende Schneeglöckchen im Topf und pflanzt sie ins Beet“, rät Moritz. Dort leben sie dann recht anspruchslos. Zu viel gut gemeinte Nährstoffe ließen das Blattwerk zwar stark wachsen, doch die Blüten litten darunter. Es reicht, wenn die braunen Blüten entfernt werden. Aus den verwelkten Blättern speichert die Zwiebel Nährstoffe für das kommende Jahr. Also einfach liegen lassen.
„Im Garten wirken die weißen Blüten schön in Kombination mit immergrünen Stauden und anderen Frühjahrsblühern. Farne bieten sich an. Auch der kleine Italienische Aronstab ist ein guter Partner oder großblättrigere Bergenien in sonnigeren Bereichen“, sagt Experte Dreisvogt. In bunter Umgebung kommen die porzellanartigen Blüten ebenfalls gut zur Geltung. Dazu bieten sich winterharte Alpenveilchen mit ihrem kräftigen Pink an, lilafarbene Krokusse, Christrosen, die es in vielen unterschiedlichen Farben gibt, oder gelbe Winterlinge.