Fachkraft Küche: neuer Ausbildungsberuf für praktisch Begabte
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Jan Freund ist im ersten Ausbildungsjahr zur Fachkraft Küche. Später will er Koch werden.
© Quelle: Landgasthof-Hotel Riesengebirge
Die gefüllten Schweinenackensteaks, wie sie seine Oma früher oft gemacht hat, waren vielleicht die kulinarischen Wegbereiter von Jan Freund. „Sie gehörten schon früher zu meinen Lieblingsgerichten“, erzählt der 17-Jährige, der schon als Kind gern gekocht hat – und heute immer noch viel Spaß daran hat. Seit einem halben Jahr macht der junge Mann nun eine Ausbildung zur Fachkraft Küche.
Wenn Freund am Morgen im Landgasthof-Hotel Riesengebirge im fränkischen Neuhof an der Zenn an seinen Arbeitsplatz kommt, schaut er sich als Erstes den Speiseplan an, um zu sehen, was er an diesem Tag für wie viele Leute vorbereiten muss. „Ich kontrolliere zuerst, ob alle Zutaten reichlich vorhanden sind und kümmere mich dann um die Bestandteile, die eventuell noch vorbereitet oder gegebenenfalls auch bestellt werden müssen.“
Fachkraft Küche ist ein neuer Ausbildungsberuf in der Gastronomie. „Er richtet sich an Jugendliche, die das professionelle Kochen von Grund auf praktisch lernen wollen, sich aber dabei nicht zu sehr mit Theorie und Zahlen beschäftigen möchten“, sagt Hans Schneider, Inhaber des Landgasthof-Hotels.
Schneider weiß aus Erfahrung, dass einige, die die dreijährige Ausbildung zum Koch oder zur Köchin zwar gut absolviert haben, am Ende durch die Prüfung fallen, „weil sie zum Beispiel Fragen im Bereich Wirtschafts- und Sozialkunde nicht beantworten können“, erzählt er. „Gute Leute, mit denen in der Küche alles super funktioniert hat, stehen dann plötzlich ohne Abschluss da.“
Keine Zeit verlieren
Das sorgt für Frust – nicht nur bei den Azubis, sondern auch bei den Betrieben. „Der Ausbildungsberuf Fachkraft Küche kann das Problem lösen“, sagt Schneider, der auch Vorsitzender im Dehoga Bundesausschuss für Berufsbildung ist und Koordinator bei den Küchenberufen im Neuordnungsverfahren war.
„Die Ausbildung dauert zwei Jahre. Dann haben sie, wenn alles gut geht, schon mal einen Berufsabschluss geschafft. Und nach der Abschlussprüfung, bei der im theoretischen Teil einfachere Aufgaben vorgesehen sind, kann gleich oder später mit einem weiteren Ausbildungsjahr noch der Abschluss zum Koch oder zur Köchin drangehängt werden“, erklärt er. „So verlieren die jungen Leute weder Zeit noch Ausbildungsvergütung.“
Am Anfang Vorspeisen und Desserts
Salat waschen, Gemüse putzen und klein schneiden – die Vorspeisen bereitet Jan Freund nach vorheriger Einweisung des Küchenchefs bereits vollständig allein zu. Auch die Desserts gelingen ihm schon gut. Später soll er mehr und mehr die Koordination der kalten Küche übernehmen.
„Mir gefällt vor allem der kreative Teil beim Dekorieren“, erzählt der junge Mann, der von sich sagt, dass er häufig Probleme mit der Konzentration hat. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich gleich die Ausbildung zum Koch geschafft hätte“, erzählt er. „Aber das ist immer noch mein Plan.“
Ware annehmen und richtig lagern
Die Fachkraft Küche lernt, Lebensmittel zu verarbeiten sowie einfache Speisen und Gerichte aus Fleisch, Fisch und Gemüse zuzubereiten. Vor allem Salate und Nachspeisen, einfache Suppen und Soßen stehen bei ihm oder ihr auf dem Lehrplan. Auch wie man Ware annimmt und richtig lagert, ist ein zentrales Thema der Ausbildung.
„An die Arbeitszeiten – manchmal bis spät abends, manchmal am Wochenende – habe ich mich mittlerweile gewöhnt“, erzählt Freund, der gern im Team arbeitet und der sich besonders freut, „wenn es Rückmeldungen vom Service gibt, dass die Gäste zufrieden sind“.
Auch Schneider ist mit seinem Azubi zufrieden. Und er hofft, dass möglichst viele Unternehmen demnächst die Fachkraft Küche ausbilden. „Wer praktisch begabt ist und Leidenschaft im Umgang mit Lebensmitteln mitbringt, sollte diese Chance bekommen.“ Zumal viele Betriebe händeringend gutes Personal suchen würden.
Niedrigschwelliger Einstieg auch in anderen Branchen
Andere Branchen bieten ebenfalls vereinfachte Ausbildungen an, die es Jugendlichen mit Sprachbarrieren oder Leistungsdefiziten leichter machen, einen Beruf zu erlernen. Die es aber auch unproblematisch ermöglichen, anschließend oder später mit dem dritten Ausbildungsjahr zum „vollen“ Berufsabschluss zu kommen.
So kann zum Beispiel die zweijährige Ausbildung zum Fahrradmonteur bzw. zur Fahrradmonteurin ein Baustein für den Zweiradmechatroniker bzw. die Zweiradmechatronikerin sein, sowie die zweijährige Ausbildung zum Fachlageristen bzw. zur Fachlageristin die Basis zur Fachkraft Lagerlogistik sein kann.
Eine Übersicht über zweijährige Ausbildungsberufe findet man auf der Seite Planet-Berufe.de.
Steckbrief: Die Fachkraft für Küche …
… lernt alle wichtigen Grundlagen des Kochens. Eine der Hauptaufgaben ist es, Speisen vor- und nachzubereiten sowie einfache Gerichte zuzubereiten. Sie setzen dabei praktische Arbeiten eher selbst um, als Aufgaben an andere zu delegieren.
- Ausbildungsform: Duale Ausbildung im Gastgewerbe
- Ausbildungsdauer: 2 Jahre
- Voraussetzungen: Rechtlich ist keine bestimmte Schulbildung vorgeschrieben.
- Gefragt sind: Kontaktbereitschaft und Teamfähigkeit, Kunden- und Serviceorientierung sowie guter Geruchs- und Geschmackssinn.