Kompaktwagen in ID.3-Dimensionen: „Hey Ora, sprich mit mir“
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Oras Funky Cat soll ab Januar 2023 in Europa an den Start gehen.
© Quelle: Ora
Nio, BYD, Aiways, Lynx & Co., Wey, und, und, und. Nach den Bruchlandungen von Landwind und Brilliance vor mehr als zehn Jahren wegen katastrophaler Crashtests drängen aktuell in einer zweiten Welle chinesische Automarken nun mit Macht auf den deutschen Markt. Mit deutlich besseren Aussichten. Einmal, weil die dortigen Hersteller aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben, wie die Crashtestergebnisse beweisen. Und vor allem, weil China als mit Abstand größter Elektroautomarkt weltweit in puncto E-Mobilität genau jene Fahrzeuge bereithält, die bei dem automobilen Umbruch in Deutschland eine starke Nachfrage erwarten lassen.
Deshalb verwundert es nicht, dass die Newcomer aus dem Reich der Mitte zu ihren Deutschland-Debüts zumeist Stromer im SUV-Format an den Start schicken. Nicht so die neue chinesische Elektromarke Ora, die den Startschuss für ihre hiesige Präsenz mit einem Kompaktwagen in ID.3-Dimensionen, dem Funky Cat, für Januar 2023 angekündigt hat. Und sie unterscheidet sich auch von anderen Wettbewerbern gleicher Provenienz, die ihr Heil in neuartigen Vertriebsmethoden suchen, sich etwa nur auf Onlineverkäufe beschränken oder ausschließlich auf ein Abomodell bauen und gar kein Verkaufsangebot mehr machen.
Junges Publikum als Zielgruppe
Ora, die 2018 gegründete Marke des Great-Wall-Motor-Konzerns (GWM), der über ein Joint-Venture zur Produktion des Elektrominis auch mit der BMW Group verbandelt ist, setzt eher auf den klassischen Weg. Für den Import und Vertrieb in Deutschland zeichnet sich die Schweizer Emil-Frey-Gruppe verantwortlich. Genau so, wie sie das schon seit Jahren erfolgreich mit der japanischen Marke Mitsubishi praktiziert. Weshalb die deutsche Zentrale der drei Diamanten in Friedberg auch zum Headquarter der Ora-Aktivitäten wird. Und es verwundert nicht, dass der überwiegende Teil der vorerst geplanten 200 Ora-Händler sich aus Mitsubishi-Betrieben rekrutieren wird.
Mit dem Ora Funky Cat nehmen die Chinesen vor allem ein junges Publikum als Zielgruppe ins Visier. Äußerlich soll das mit einem Designkonzept funktionieren, das Retro mit futuristischen Elementen mischt. Mit stilistischen Anleihen beim Mini, Fiat 500 und auch bei Porsche scheint das bei dem 4,24 Meter langen und 1,60 Meter hohen Lifestyle-Cityflitzer, der auch in einer Zweifarblackierung erhältlich sein wird, durchaus gelungen.
Der Innenraum präsentiert sich erstaunlich geräumig. Ein Radstand von 2,65 Meter garantiert auch den Hinterbänklern reichlich Kniefreiheit, was allerdings zulasten des Kofferraums geht. Genaue Daten nennt Ora zwar noch nicht, wesentlich mehr als 250 Liter Volumen dürfte das Gepäckabteil allerdings kaum haben, und die extrem hohe Ladekante erschwert das Beladen zudem.
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Bereits in der Basisausstattung überzeugt der Ora durch ein hochwertiges Interieur.
© Quelle: Ora
Eigene Sprachsteuerung und Gesichtserkennung
Die angesprochene jüngere Kundschaft mag dies vielleicht gar nicht so sehr stören. Zumindest ist die Hoffnung der Entwickler groß, dass die Begeisterung für das innovative Bedienkonzept diesen Mangel mehr als wettmachen wird. Denn die Sprachsteuerung ist ein zentrales Element in der Konzeption des kompakten Stromers. Vom Fenster öffnen über die Betätigung von Klimaanlage und Massagesitzen bis zu Restaurantvorschlägen – alles lässt sich hier per Anrede regeln. In normaler Sprache mit intelligenter Interaktion.
Auf die Äußerung „Hey Ora, mir ist heiß“ erscheint in dem zweigeteilten 20,5-Zoll-Display für die Tachoanzeigen und das Infotainment ein chinesisches Püppchen, das signalisiert, dass es verstanden hat und stellt die Klimaanlage an oder reguliert sie. Da stecken weder Siri noch Alexa dahinter. Es handelt sich vielmehr um ein eigenes System, das beispielsweise auch über Gesichtserkennung bei unterschiedlichen Fahrern und Fahrerinnen automatisch die korrekten Einstellungen von Lenkrad und Spiegeln vornimmt. Immerhin gibt es für einige Funktionen aber auch noch eine kleine Reihe von Kippschaltern unterhalb des Touchscreens, die unverkennbar beim Mini abgekupfert wurden.
Das gesamte Interieur wirkt bestens verarbeitet, und auch haptisch hinterlassen die veganen, kunststoffartigen Oberflächen einen guten Eindruck. Schon die Grundausstattung ist bemerkenswert umfangreich für diese Wagenklasse, denn von LED-Scheinwerfern über Rückfahrkamera, 360-Grad-Kamera und einer stattlichen Anzahl von Assistenzsystemen bis hin zum automatischen Einparken gehört alles bereits zum Serienumfang.
Funky Cat wurde speziell für Europa entwickelt
Und der Antrieb? Der Ora Funky Cat hat ein 126 kW/171 PS starkes E-Werk an Bord, das mit zwei Batteriegrößen kombiniert werden kann. Der 49-kWh-Akku soll etwa 300 Kilometer Reichweite schaffen, das große 63-kWh-Batteriepack bringt es bei einem Normverbrauch von 16,5 kWh/100 km auf bis zu 400 Kilometer. 160 km/h sind als Höchsttempo festgelegt. Eine Schnelladeleistung von knapp unter 80 kW bei Gleichstrom ist allerdings sicher noch ausbaufähig. Für eine 80-Prozent-Ladung muss schon etwas mehr als eine halbe Stunde veranschlagt werden.
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Preislich dürfte sich der neue Ora bei mindestens 35.000 Euro bewegen.
© Quelle: Ora
Preise nennt der chinesische Newcomer, der im hessischen Dietzenbach bei Frankfurt ein Entwicklungszentrum unterhält und den Funky Cat speziell für Europa entwickelt hat, noch nicht. Mit einem Basispreis von knapp über 35.000 Euro – die reduzierte Kaufprämie noch nicht abgezogen – sollte aber auf jeden Fall gerechnet werden. Im Laufe des Jahres soll dann noch ein weiteres Modell auf den Markt kommen, das als Limousine Next Ora Cat bereits auf dem Pariser Autosalon zu sehen war. In China hat die Marke bereits wesentlich mehr Baureihen im Programm wie etwa eine Kopie des guten alten Käfers. In Friedberg versichern sie allerdings, dass der nicht nach Deutschland kommen wird.
Was am Ende natürlich nicht unerwähnt bleiben darf: Der Ora Funky Cat hat beim Euro-NCAP-Crashtest die Bestwertung von fünf Sternen erreicht.