Vom Bühnenstück zum Kinofilm

Seepocken sind geschlechtsneutral: die Kinokomödie „Caveman“

Er versteht die Frauen nicht: Moritz Bleibtreu als Bobby in einer Szene des Films „Caveman“.

Er versteht die Frauen nicht: Moritz Bleibtreu als Bobby in einer Szene des Films „Caveman“.

Der kleine Unterschied und seine Folgen für die Beziehung zwischen Frauen und Männern ist ein Dauerbrenner, der sowohl Paartherapeutinnen als auch Heerscharen von Comedians das Einkommen sichert. Unglaubliche 14 Millionen Menschen in 55 Ländern haben Rob Beckers „Caveman“ seit seiner US-Premiere 1991 gesehen. Mit komödiantischer Akribie türmt das Bühnenstück Geschlechterklischees aufeinander. Als Fundament dient die These, dass das Unverständnis zwischen Männern und Frauen bereits in der Urzeit angelegt wurde, als die Herren der Schöpfung als Jäger in den Wald zogen, während die Damen als Sammlerinnen ihren Beitrag zur Ernährung leisteten.

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Nun bricht Drehbuchautorin und Regisseurin Laura Lackmann („Mängelexemplar“) die Statik des Einmannstückes auf und verwandelt es in einen Ensemblefilm. Die Rahmenhandlung bleibt der Bühne verpflichtet: Der unglückliche Autoverkäufer Bobby (Moritz Bleibtreu) versucht sich in einer Zweitkarriere als Comedian.

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Ausgerechnet am Premierenabend macht Ehefrau Claudia (Laura Tonke) mit ihm Schluss. Auf der Bühne beginnt Bobby, seine Beziehung aufzuarbeiten. In Rückblenden geht es zu den Anfängen ihrer Liebe, als noch über die glückliche Geschlechtsneutralität von Seepocken philosophiert wird. Vom Gefühl der Seelenverwandtschaft bleibt in der verheirateten Reihenhausexistenz kaum etwas übrig. Das liegt, wie Bobby aus einem Frauenmagazin erfährt, an der Angleichung der Hormonspiegel während der Verliebtheitsphase, die dann wieder auf ihr jeweiliges geschlechtsspezifisches Niveau absinken.

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Film bedient Klischees

Wie die Theatervorlage bedient auch die Filmadaption Klischees. Männer reden weniger, stieren nach einem schlechten Tag auf den Fernseher, interessieren sich nicht für Mode und laufen mit einem bekleckerten Sweatshirt durch die Gegend. Frauen hingegen haben ein unstillbares Kommunikationsbedürfnis, verständnisvolle Freundinnen, begehbare Kleiderschränke und eine üppige Schuhsammlung. Das, was hier an abgegriffenen Stereotypen aufgegriffen wird, hat man schon in vielen, entbehrlichen Beziehungskomödien gesehen.

Vielleicht liegt der etwas miefige Geruch an der Herkunft des Originals vor einem knappen Vierteljahrhundert. Mag sein, dass sich seitdem an dem grundsätzlichen Unverständnis zwischen Männern und Frauen wenig geändert hat, aber die Art der Missverständnisse dürften andere sein.

Die #MeToo-Debatte hat die Gewichte im Geschlechterkampf verschoben. Es wächst eine neue Generation mit neuen Genderdebatten heran, die nach einer anderen Aufarbeitung auch im Comedyformat verlangen. Davon ist in „Caveman“ nichts zu spüren. Auch wenn Laura Lackmann die Pointen über die Geschlechterdynamik ein wenig paritätischer verteilt und auf der Zielgeraden zum Happy End auch einmal die Mann-Frau-Brille absetzt, schmeckt die Komödie ein wenig abgestanden.

„Caveman“, Regie: Laura Lackmann, mit Moritz Bleibtreu, Laura Tonke, Wotan Wilke Möhring, 100 Minuten, FSK 12

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