Filmfestspiele ehren Hollywoods Regieikone

„The Fabelmans“ – Spielbergs Familienmärchen auf der Berlinale

Für immer Traumfabrikant: Gabriel LaBelle als Sammy Fabelman in einer Szene des Films „The Fabelmans“. Der Film von Steven Spielberg, der in der Topsparte „Bester Film“ für den Oscar nominiert wurde, ist heute (21. Februar) bei der Berlinale zu sehen. Spielberg wird mit dem Ehrenpreis der Filmfestspiele gekürt.

Für immer Traumfabrikant: Gabriel LaBelle als Sammy Fabelman in einer Szene des Films „The Fabelmans“. Der Film von Steven Spielberg, der in der Topsparte „Bester Film“ für den Oscar nominiert wurde, ist heute (21. Februar) bei der Berlinale zu sehen. Spielberg wird mit dem Ehrenpreis der Filmfestspiele gekürt.

Vor der Liebe zum Kino steht für Sammy Fabelman ein traumatisches Erlebnis. Seine Eltern haben den Achtjährigen in einen Film mit einem Frontalcrash von Zug und Auto mitgenommen. Sammy starrt auf die Szene in Cecil B. DeMilles „Die größte Schau der Welt“ (1952), in der ein Cabriolet bei dem Aufprall durch die Luft geschleudert wird und die entgleisten Waggons mit den Zirkustieren wild durcheinanderpurzeln.

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Hatte Sammy (Gabriel LaBelle) seinem Vater nicht vorhergesagt, dass er Angst bekommen würde? Schon weil die Menschen auf der Leinwand so riesig sind? Vater Burt (Paul Dano), ein technologiegläubiger Ingenieur, hatte sich vor dem Kino neben ihn gekniet und ihm das Prinzip des Lichtspiels erklärt, bei dem 24 Bilder pro Sekunde auf eine Leinwand projiziert werden. Und seine kunstsinnige Mutter Mitzi (Michelle Williams) hatte ihn zum Kinobesuch ermuntert: „Filme sind Träume, die du niemals vergisst.“

Eine Acht-Millimeter-Kamera vertreibt die Angst

Sammy geht auf seine Weise mit dem Schrecken um. Zu Hause filmt er den Crash mit Spielzeugeisenbahn und Acht-Millimeter-Kamera immer und immer wieder nach. Er vertreibt die Angst, indem er ihr auf den Grund geht. Er zerlegt die Szene und ergründet die Tricks dahinter (und verärgert seinen Vater mit der reparaturlastigen Aktion).

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Kann es einen trefflicheren Beginn geben in einem Film, in dem einer der berühmtesten Filmemacher der Welt von seiner Kindheit erzählt? In „The Fabelmans“ erinnert sich Steven Spielberg, wie alles begann, bevor er mit „Der weiße Hai“ (1975) das Blockbusterkino miterfinden, mit „Jurassic Park“ (1993) das digitale Kino in neue Dimensionen und mit „Schindlers Liste“ (1993) den prägenden Spielfilm zum Holocaust drehen sollte. Und das sind nur drei Filme aus seinem überreichen Werk, für das Spielberg heute im Berlinale-Palast mit dem Goldenen Ehrenbär ausgezeichnet wird.

Zur Preisverleihung zeigt die Berlinale „The Fabelmans“

Seinem bewährten Co-Autor Tony Kushner („München“, „Lincoln“, „West Side Story“) gab Spielberg während der Corona-Pandemie in stundenlangen Videogesprächen Einblicke in sein Inneres. Die Begegnungen müssen Therapiesitzungen ähnlich gewesen sein. Daraus entstand das Drehbuch zu „The Fabelmans“, dem Film, der heute anlässlich der Preisverleihung bei den 73. Filmfestspielen in Anwesenheit Spielbergs gezeigt wird – einem nostalgischen Blick zurück, in dem die Risse in der Familie jedoch prägend sind.

Ob sich der Beginn von Spielbergs Kinoleidenschaft wirklich so abgespielt hat? Zumal er mit der Zugszene aus die „Die größte Schau der Welt“ gewissermaßen den Beginn des Kinos herbeizitiert? Die französischen Brüder August und Louis Lumière filmten 1895 „Die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof in La Ciotat“. Die heranschnaufende Lok soll das Publikum fürchterlich erschreckt haben.

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„The Fabelmans“ ist Spielbergs persönlichster Film

Aber vielleicht spielt das gar keine große Rolle: Ein guter Geschichtenerzähler ist auch ein guter Geschichtenerfinder. Zudem war der andere prägende Film in Spielbergs Kinderleben John Fords Western „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“ (1962). Und in dem lautet die Pointe: „Wenn die Legende zur Wahrheit wird, druck die Legende!“

„The Fabelmans“ ist auf jeden Fall Spielbergs persönlichster Film – gewidmet seinen Eltern, die im wirklichen Leben Arnold und Leah hießen. Vornehmlich geht es um eine amerikanische Durchschnittsfamilie, wie er sie später immer wieder zur Grundlage seiner Filme gemacht hat.

Spielbergs Held Sammy steht auf Spezialeffekte

Um Spezialeffekte im Praxistest geht es auch. Das ist lustig, wenn Sammy seine beiden Schwestern mit viel Ketchup einen Zahnarztbesuch nachspielen lässt oder wenn er die beiden mit Klopapier als Mumien ausstaffiert. Hier wird auch noch einmal nachempfunden, wie der Kriegsfilm „Escape to Nowhere“ (1962) mit einer kompletten Pfadfindergruppe entstand. Der Vierzigminüter findet sich tatsächlich in Spielbergs Filmografie – und könnte eine Inspiration für „Saving Private Ryan“ (1998) gewesen sein.

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Später folgen bittere Momente. Sammy entdeckt im Schneideraum geheime Dinge. Er registriert die zärtlichen Blicke und Berührungen zwischen seiner Mutter und dem besten Freund der Familie, Onkel Bennie (Seth Rogen).

In diesem Moment fühlt man sich an den zufällig auf einer Fotografie gebannten Mord in Michelangelo Antonionis Film „Blow Up“ (1966) erinnert. Kino sei die Wahrheit 24-mal in der Sekunde, hat der im vergangenen September gestorbene Regisseur Jean-Luc Godard gesagt.

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Und noch ein Beispiel für die Wirkungsmacht des Kinos: Nach dem beruflich notwendigen Umzug des Vaters nach Kalifornien lässt Sammy den prügelnden antisemitischen Mitschüler trotz allem als Helden in seinem Schulabschlussfilm erscheinen. Damit bricht er den Hass des Kraftprotzes. Zu diesem Zeitpunkt hat auch Vater Burt nach endlosen Kämpfen endlich verstanden: Die Hingabe seines Sohnes zum Kino ist viel mehr als ein „Hobby“.

Herzzerreißend und lustig – Fortsetzung der „Fabelmans“ erwünscht

Der Weg von hier zum König in Hollywood ist noch weit. Wir bekommen nur noch eine denkwürdige Begegnung mit dem griesgrämigen John Ford (David Lynch) auf dem Paramount-Gelände geboten. Es gäbe wohl noch einiges zu erzählen. Vielleicht dreht Spielberg ja noch einen Film über seinen Werdegang. Hoffentlich ist dieser dann auch so lustig und manchmal auch so herzzerreißend wie dieser.

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„The Fabelmans“, Regie: Steven Spielberg, mit Gabriel LaBelle, Michelle Williams, Paul Dano, 151 Minuten, FSK 12 (Präsentation auf der Berlinale am 21. Februar, Kinostart am 9. März)

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