Herr Holm quittiert den Dienst
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In der Lüneburger KulturBäckerei gab Herr Holm am Freitagabend seine allerletzte Show.
© Quelle: phs
Lüneburg. Er hat viele letzte Shows gespielt in den vergangenen Wochen. Dies hier in der KulturBäckerei aber ist die allerletzte. Einmal zieht Dirk Bielefeldt noch die Uniform des Polizisten Herrn Holm an.
Der kleine Theatersaal ist voll, die Nachfrage nach Karten lief bis kurz vor Showbeginn, sagt Nele Kröger von der Sparkassenstiftung. Die Stiftung will mehr Leben ins Haus bringen. Die zwischen Comedy und Kabarett schlenkernde Holm-Show passt dazu und bietet einen sehr witzigen und manchmal ein wenig nachdenklichen Abend.
„Das Beste zum Schluss“ hat Dirk Bielefeldt sein finales Programm überschrieben. 32 Jahre lang hat der Hamburger landauf landab die Weltsicht des leicht verschusselten Polizisten Holm verbreitet. Am häufigsten im St. Pauli Theater: „588 mal, sie haben nachgezählt“, sagt Bielefeldt. Gleich nebenan in der Davidwache wurde der amtliche Ehrenkommissar Holm bzw. Bielefeldt der Hamburger Polizei bereits verabschiedet, mit Urkunde, überreicht vom Polizeipräsidenten.
Holm, der Konfliktvermeider
Bielefeldt, 1957 in Hamburg geboren, spielte in all den Jahren oft in Lüneburg, er trat in der Aula der Herderschule auf und im Kulturforum. Das Finale läuft in vergleichsweise intimem Rahmen. So um die 100 Plätze fasst der Theatersaal, jedes Lachen ist ansteckend.
Herr Holm präsentiert sich, seinem Beruf verpflichtet, als Konfliktvermeider, und Dirk Bielefeldt führt sein Können vor. Es ist alles da, der schlackernde Gang, die rudernden Arme, der mürrische und verdutzte Blick, die Lust am Sprachspiel, die Stimmverrenkungen, das Bauchrednen, das Einbeziehen des Publikums, die technischen Gags aus dem eigenen Bastelkeller – auch die Witze, die zum Teil alles andere als korrekt sind, und angegraute Mann/Frau-Nummern, die mittlerweile aus der Zeit gefallen sind.
Eigentlich hätte es Herrn Holm nicht geben dürfen
Herausragend aber sind die Slapstick-Szenen, in denen Bielefeldt mit vorproduzierten Videos spielt. Wenn Herr Holm via Skype mit dem Kieler Polizeipsychologen und Anti-Aggressionsexperten Dr. Fuchsband Kontakt aufnimmt, baut sich ein grandioses Chaos auf – gespielt mit perfektem Timing zwischen Livespiel und Film.
Im zweiten Teil trägt Herr Holm eine sportive Freizeitjacke, philosophiert am Klapp-Lagerfeuer – und dann ist es vorbei. Der Beifall will nicht enden, das Stiftungsteam steht bereit mit einem rentnergerechten Präsentkorb… vom Erbseneintopf in der Dose bis zum Fläschchen Asbach Uralt. Vorher aber erzählt Dirk Bielefeldt, dass es Herrn Holm gar nicht hätte geben dürfen.
Festgenommen von der Polizei
Und das geht so: Als Dirk Bielefeldt die Idee mit dem Polizisten als Straßentheaterfigur in die Tat umsetzen wollte, fragte er bei der Hamburger Polizei nach. Darf man das? Ja. Wo bekomme ich wohl eine Uniform? Kommen Sie zu uns in die Kleiderkammer! So weit, so leicht.
Als Herr Holm aber das erste Mal in Uniform auf die Straße trat, in Kassel, kam schnell die Polizei und nahm den Holm-Darsteller fest. Das passierte wiederholt, bis auch die Hamburger Polizei zurückruderte: Sie dürfen das doch nicht, alles zurück in die Kleiderkammer. Dirk Bielefeldt tauschte die Straße mit der Bühne, dort wuchs Herr Holm zu einer über Jahre prägenden Figuren der Comedy/Kabarett-Szene heran. Bielefeldt wird nun erstmal seinen Bastelkeller in Blankenese aufräumen und Brot backen. Mal sehen, was ihm noch so einfällt… .