Künstliche Intelligenz im Kinderzimmer: der Horrorfilm „M3gan“
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Ihr ist nicht zu trauen: Die Hightechpuppe M3gan wird im gleichnamigen Horrorfilm zur Killermaschine.
© Quelle: © 2023 Universal Studios
Die künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch. Jüngstes Beispiel dafür ist das textbasierte Dialogsystem ChatGPT. Der Chatbot kann nach entsprechender Fütterung genauso Gedichte wie auch solide wissenschaftliche Texte verfassen.
Mit diesem für jeden und jede zugänglichen Programm könnten Ängste geschürt werden, dass die Maschinen irgendwann schlauer sind als ihre Erfinder. Im Kino wurde diese Annahme immer wieder durchgespielt. James Camerons „Terminator“ (1984) schickte Arnold Schwarzenegger als omnipotenten Maschinenmann aus der Zukunft in die Gegenwart der 80er-Jahre. In Spike Jonzes „Her“ (2013) wurde ein persönliches Betriebssystem zur einfühlsamen Lebensbegleiterin. Und nun lässt Gerard Johnstone im Horrorfilm „M3gan“ die künstliche Intelligenz ins Kinderzimmer einziehen.
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Als die Eltern ihrer achtjährigen Nichte bei einem Autounfall sterben, bekommt Gemma (Allison Williams) das Sorgerecht über Cady (Violet McGraw) zugesprochen. Von den emotionalen Ansprüchen des traumatisierten Mädchens ist die ehrgeizige Robotikexpertin überfordert. Im Betrieb arbeitet Gemma an der Entwicklung einer lebensechten Puppe, die für die junge Kundschaft eine mit künstlicher Intelligenz angetriebene Freundin sein soll. Um die Nichte zu trösten, bringt sie ihr den Prototypen mit nach Hause.
Blanker Horror
M3gan heißt die Puppe, die laut Aufgabenstellung seelisches und physisches Leid von dem Kind abwenden soll. Tatsächlich erweist sich die sprechende und denkende Puppe für Cady als ideale Gefährtin und verantwortungsvolles Au-pair. Aber schon bald gerät das lernfähige Programm außer Kontrolle. Der bissige Hund der Nachbarin gehört zu den ersten Opfern der Puppe, die sich in eine militante Helikoptermutter verwandelt.
In der ersten Filmhälfte loten Regisseur Johnstone und Drehbuchautorin Akela Cooper das Thema künstliche Intelligenz im Kinderzimmer kompetent aus. Die Verbindung zwischen intelligentem Spielzeug und bedürftigem Kind verkehrt sich schon bald in ein ungesundes, emotionales Abhängigkeitsverhältnis. Verlockungen und Gefahren eines Spielzeuges, dass sich vollkommen auf das Kind einstellt, verzahnen sich.
Viel zu früh verabschiedet sich der Film dann aber von seinem psychologischen Kern und verwandelt sich in blanken Horror. Spätestens wenn die Puppe auf allen vieren wie ein Raubtier einem unliebsamen Klassenkameraden hinterherjagt, ist die Grenze zum klassischen B-Movie überschritten.
Sukzessive wird die Horror- und Gewaltspirale angetrieben, um die vielversprechende Geschichte in einem hanebüchenen Finale verpuffen zu lassen. Aus dem selbst gebauten Genregefängnis, in dem auch Puppenhorrorklassiker wie „Chucky – Die Mörderpuppe“ (1988) oder „Annabelle“ (2014) untergebracht sind, kann und will „M3gan“ nicht ausbrechen.
„M3gan“, Regie: Gerard Johnstone, mit Allison Williams, Violet McGraw, Jen Van Epps, 102 Minuten, FSK 16