Marvel at Elephants, das sind (von links) Lars Plogschties, Olaf Niebuhr, Johan Poßin und Martin Dohrmann. (Foto: Poßin)
„Man braucht Musik, um als Mensch zu leben“, sagt der Lüneburger Songschreiber, Sänger, Gitarrist und Psychologe Johan Poßin. Mit seiner Band Marvel at Elephants hat er jetzt ein kleines Album aufgenommen.
Lüneburg. Mit Bandnamen ist das so eine Sache. Marvel at Elephants mag ja komisch klingen, aber das Bewundern der Elefanten mach denn doch Sinn: „Man kann heute Musik nur aus einer demütigen Haltung machen“, sagt Johan Poßin. Die Elefanten, das sind für Poßin Dickhäuter der populären Musik: Bob Dylan, Neil Young, Paul Simon, Joni Mitchell, Conor Oberst, Elliott Smith… – er könnte weitermachen. „Man benutzt in der Musik Formen, die es lange gibt“, sagt der Lüneburger Songschreiber und Musiker, „und man kann doch eigene Geschichten erzählen.“ Die Geschichten von Marvel at Elephants gibt es nun als kleines Album, aufgenommen in dem Raum, in dem der Psychologe Poßin sonst Patienten empfängt.
Die genannten Elefanten von Dylan bis Smith geben eine musikalische Richtung vor, die gern mit dem Wort Amerikana etikettiert wird. Country und Folk fließen ein, Storytelling und Pop. Der Grundton ist eher ruhig, alles steht im Dienst des Songs, gestreckte Soli von Gitarren, Bass oder Drums gehen gar nicht. „Ich hatte immer ein Herz für diese Musik“, sagt Poßin.
Seine Songs schlummerten lange, aber dann kennt einer einen, der einen kennt, der einen kennt usw. Den Anstoß zum Aufwecken der wegen Beruf und Familie auf Eis gelegten Lieder gab Chansonnier Felix Meyer. Ein guter Freund, den Poßin mit 17 kennenlernte – am Bahnhof in Avignon, beide waren dabei, Straßenmusik zu machen. Jahr später übernahm Poßin wiederholt das Vorprogramm von Meyer.
„Dann hab’ ich für das eigene Bandprojekt Olaf aktiviert“, sagt Poßin. Olaf Niebuhr, mit dem er schon in der Jugendband Cheyenne spielte. Niebuhr tourt seit Jahren oft als Gitarrist mit Felix Meyer, da kennt wieder einen, der einen kennt. So geht es weiter: Niebuhr brachte den Gitarristen Martin Dohrmann zu den Elefantenbewunderern und der wiederum den Schlagzeuger Lars Plogschties. Die haben auch schon für Felix Meyer gespielt
Im Sommer trat Marvel at Elephant im Vorprogramm von – natürlich! – Felix Meyer in Schröders Garten auf, die LZ berichtete. Olaf Niebuhr spielte an diesem Abend in beiden Bands.
Wochen später nahmen die Elefantenbewunderer bei Poßin mit dem Iphone Songs auf, nur für sich. „Ein Song aber flashte mich bei Spaziergängen allein im Wald“, sagt Lars Plogschties: „You Can’t Come Home Again“. Ein Lied darüber, dass man nicht mehr in die Verbindung zurückkann, die man verlassen hat, sagt Johan Poßin. Grundsätzlich geht es ihm in seinen Texten darum, „Gefühle einzufangen, die in der Grundkonstellation des Menschen liegen.“
Der geflashte Schlagzeiger Plogschties brachte ein paar Ecken, ein bisschen Zeit weiter den Produzenten Robert Amarell ins Spiel, und nun liegen sechs Songs auf CD vor und auf allen gängigen Kanälen. Gut gelungen ist das Albumchen, wenn auch mit keinen 30 Minuten überschaubar. Eins sticht musikalisch hervor: Markant und ein Hauch sperrig sind in den geradezu liebevoll produzierten Songs die Gitarrenparts, die Martin Dohrmann über die Stücke legt, „wie eine zweite Erzählung“, sagt Poßin.
CDs verkaufen sich heute eigentlich nur im Kontext von Konzerten. Der Kontext fehlt – bis März, bis Mai? Keiner weiß es. Aber eigentlich machten sie die Aufnahmen ja nur, „damit wir uns die Songs selber anhören können. Wir sind aber so glücklich mit dem Ergebnis, dass wir der Meinung sind, dass auch andere Menschen diese Musik hören sollten“, schreibt Lars Plogschties auf Facebook – alles, „um der bedrückenden Tristesse dieses Katastrophenjahres zu trotzen“. Und Poßin sagt: „Man braucht Musik, um als Mensch zu leben.“
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