Das Duo Grooveminister 1998: links Martin Warnke (†), rechts Ralph Suda. (Foto: Archiv)
Ein entspannter, cooler Hip-Hop-Song gelang dem Lüneburger Duo Grooveminister 1995. „Verdient“ hielt sich 17 Wochen in den Charts. Grooveminister sind längst Geschichte, die Titelzeile des Songs läuft aber plötzlich in einer Discounter-Werbung und löst Erinnerungen aus.
Lüneburg. Es ist Abend, Spielfilm im Fernsehen. Schon wieder Werbung, da döst man weg, aber hoppla!, was ist denn das? „Das hamma uns verdient“, singt jemand in der Aldi-Werbung. Da war doch was!? Die Erinnerung spult zurück, hakt ein: „Das haben wir uns verdient“, das war doch mal ein Radiohit von Grooveminister, dem Hip-Hop-Duo von Ralph Suda und Martin Warnke, made in Lüneburg? Das ist gut 25 Jahre her, und plötzlich ist das Lied wieder da? Wie konnte das passieren? Eine Recherche.
Suda und Warnke studierten in den 90ern in Lüneburg Kulturwissenschaften, machten nebenbei Musik. Die Torrianis hieß ihre Band. „Ich hörte sie bei einer Geburtstagsparty von Winne Marx in der Bodega“, erinnert sich Pop-Produzent Peter Hoffmann. Man traf sich in Hoffmanns Studio wieder.
Deutscher Hip-Hop war gerade mächtig angesagt. Suda/Warnke hatten viele Ideen, mit ihren Songs hatten sie schon an der Uni Wind gemacht. Das Fach Musik war ihnen dort zu plüschig, sie wollten den „Blockflötengesichtern“ etwas entgegensetzen. „Wir schrieben zu der Zeit lauter so hartes Zeug“, sagt Suda in Rückblick. „Hallo Arschgesicht“ hieß ein Song, ein anderer „Gummidomina“.
Peter Hoffmann sah jedenfalls eine Menge Potenzial in dem Duo. Bald landete das Musiker-Produzententeam am Starnberger See, bastelte in einem Ferienhaus an Songs, dabei wurde um des Sounds willen auch mal aus dem Kleiderschrank gerappt. Das Album betitelten sie nach ihrer Vermieterin: „Im Hause der Frau Gallenberger“. Das Ergebnis gefiel.
Ariola, ein eigentlich auf Schlager gebuchtes Label, sprang auf das Projekt an, wollte aber auch etwas Radiotaugliches haben, so was wie „Die da“ von den Fantastischen Vier. „Verdient“ kam dabei heraus und zahlte sich aus. 17 Wochen stand der sehr entspannt und cool groovende Song in den Charts, die Radios spielten ihn rauf und runter. Suda/Warnke sind „fast schon so etwas wie Popstars“, orakelte der Spiegel. Aber eben nur fast. Drei Alben entstanden, alle bei Ariola. Dann war Schluss. Der Durchbruch blieb aus. Grooveminister waren 1998 Geschichte.
Ralph Suda lebt heute in Holzkirchen, einem Dorf hinter München. Familie, drei Kinder. Der 55-Jährige arbeitet als Berater für digitale Transformation, seine Frau als Redakteurin. Das Kapitel Musik hat Suda eigentlich längst zugeklappt. Mit Martin Warnke war er nach dem Ende des Studiums und dem Aus der Grooveminister nach München gezogen. Sie bauten ein Studio auf und einen Musikverlag. Dann aber starb Martin Warnke – ein Hirntumor. Eine harte, tragische Zäsur.
Nun holt Suda die Vergangenheit ein. Es ist nur die eine Zeile, die in der Werbung läuft, eben dieses „das hamma uns verdient“. Irgendwer in der Agentur, die für Aldi arbeitet, muss beim Brainstorming den Song in den Kopf bekommen haben. Dann klingelte das Telefon bei Suda und bei Hoffmann. Es ging um die Rechte am Lied, was nach gut 25 Jahren ein ziemlich vertracktes Ding sein kann. Aber es läuft, es wird auch etwas verdient.
„Mir ist jetzt klar geworden, wie viele Leute, die heute so 40, 50 sind, das Lied noch immer im Kopf haben“, sagt Ralph Suda. Plötzlich bekomme er jede Menge Mails, gefüllt mit Erinnerungen von Menschen, die etwas Persönliches mit dem Lied verbinden. „Es war wohl doch für viele so etwas wie eine Hymne.“
Sudas Kontakt zu Peter Hoffmann riss nie ganz ab. Lose hätten sie immer mal gesponnen, eine neue „Verdient“-Version zu machen. Mit der ist nun zu rechnen.
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