Der Pastor und die Prostituierte
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Recherche ist erste Autoren-Pflicht: Natascha Wahl alias Meredith Winter mit Büchern über den Mount Everest.
Lüneburg. Es hatte gut angefangen: Das erste Roman-Manuskript von Natascha Wahl fand schnell einen Verlag, die Edition Ecrilis, und der Verkauf startete vielver sprechend – doch dann starb der noch junge Verleger, Ecrilis machte dicht. Also entschied sich die Lüneburger Autorin für die Flucht nach vorn, wurde ihre eigene Verlegerin, gründete den Sommerburg Verlag. Zwei Titel von Natascha Wahl erscheinen in Kürze.
Sommerburg in Lüneburg
Eine gute Edition hat ein Profil: „Romantic Suspense“ – oder auch „Ladythriller“ – nennt die Autorin ihr Format, Krimis mit einer Liebesgeschichte also, die wiederum gesellschaftliche Grenzen überwindet. In ihrem Debüt „Laterne im Schneesturm“ verliebt sich eine Ärztin in einen nicht besonders erfolgreichen Eigenbrötler und wird mit ihrem Ex konfrontiert, der offensichtlich mit Leichenteilen handelt.
Neuer Name, neuer Titel: Unter dem Pseudonym Meredith Winter erscheint der Thriller am 1. September, noch einmal lektoriert, als „Blutroter Frost“ bei Sommerburg. Meredith-Winter-Krimi Nummer zwei heißt „Blutpsalm“. Hier verliebt sich in einem kleinen Nordsee-Dorf ein junger Pastor in eine Prostituierte. Zugleich wird die 800-Einwohner-Gemeinde durch eine Mordserie in die Verzweiflung getrieben; die Lage eskaliert, und der Herr Pastor muss zugeben, dass er ein nicht besonders gottgefälliges Leben führt.
Thriller Nummer drei ist gerade in Arbeit und führt in ex–treme Höhen: „Ich wollte unbedingt eine Mount-Everest-Geschichte schreiben“, sagt Natascha Wahl, Fachliteratur stapelt sich bei ihr daheim auf dem Tisch, und die Sachbücher beschreiben, dass der höchste Berg der Welt auch ohne Mörder schon eine ziemlich unfreundliche und häufig tödliche Welt darstellt: Die meisten gescheiterten Bergsteiger schaffen es auf den Gipfel, kehren aber zu spät zurück, geraten in Unwetter, ihre Körper können nicht geborgen werden, bilden nun eine regelrechte Leichengasse. „Mich interessiert die Frage: Wie verhalten sich Menschen in solchen Extremsituationen, in denen jeder sich selbst der Nächste ist?“, so Natascha Wahl. In „Höhenrauschsaison“, der im April 2018 erscheinen soll, spielt wieder eine Ärztin die Hauptrolle, Clementine trifft auf Sergej, einen russischen Auftragskiller.
Handschellen sind nicht gleich Handschellen
Während sich die Recherchen für das Himalaya-Drama mit Literatur und Internet gut daheim bewerkstelligen lassen, erinnert sich die Autorin daran, wie megapeinlich es ihr war, sich für den Prostituierten-Krimi im Shop über die Feinheiten von Fesseln zu informieren: Im Gegensatz zur Polizei gibt es im Rotlicht Handschellen, die sich im Falle eines Falles auch von dem Gefesselten öffnen lassen.
Einen Verlag zu gründen, das geht zunächst relativ schnell. Ihn mit Leben zu füllen, das ist schon komplizierter. Die gelernte Ernährungsberaterin holte sich drei freiberufliche Mitarbeiter/innen für Lektorat, Illustrationen, Werbung und Design mit ins Boot. Stichwort Werbung: Es gibt eine Reihe von Bloggern, die im Web ihre Rezensionen schreiben, auch Bücher weiterverteilen. Hier steht die Verlegerin vor der Aufgabe, die richtigen Netz-Autoren (viele sind auf ein Genre spezialisiert) zu finden und möglichst viele positive Kritiken zu bekommen. Um nicht ausschließlich ein weibliches Publikum anzusprechen, sollten auch männliche Blogger dabei sein. Günstige und zuverlässige Druckereien finden, Vetriebswege öffnen bis hin zum Regal der Buchhandlung, das hält die Verlegerin, Schriftstellerin und dreifache Mutter in Atem. Nicht zuletzt sollen auch eingehende Manuskripte geprüft werden, der Sommerburg Verlag ist natürlich auch für andere Autoren offen.
Jetzt sind aber erst einmal die eigenen Bücher dran, „Blutroter Frost“ und „Blutpsalm“ erscheinen am 1. September.
Von Frank Füllgrabe