Erinnerung an Vor-Coronazeiten: Hier spielt unter der Leitung von Enrique Tejado eine BigBand aus Schülerinnen und Schülern des Konservatoriums aus Cáceres und der Lüneburger Musikschule beim WOMAD Festival auf der Plaza Mayor von Cáceres. Tejado ist auch am Projekt YX//CHANGE beteiligt. (Foto: privat)
Seit 2004 treffen sich junge Musiker aus dem spanischen Cáceres und aus Lüneburg zu gemeinsamen Projekten. Das ist zurzeit nicht möglich. Doch die Musikschüler beider Städte verstummen nicht: Sie studierten ein völlig neues Stück ein – an getrennten Orten. Ein jetzt fertiges Video fügt die Musik zusammen und erzählt noch viel mehr.
Lüneburg. Nicht leicht ist es, in Zeiten von Mutanten und Inzidenzen Freundschaften zu pflegen. Schon gar nicht, wenn 2400 Kilometer zwischen den Befreundeten liegen. So weit ist es von Lüneburg nach Cáceres in der spanischen Extremadura. Seit 2004 pflegen die Musikschule Lüneburg und das Conservatorio Oficial de Música „Hermanos Berzosa“ einen Austausch. Junge Musiker aus beiden Ländern treffen sich, gestalten Projekte, zeitweise auch mit Musikschulen aus Schweden (Hammarö) und Frankreich (Clamart). Direkte Treffen sind zurzeit gestrichen. Das jüngste deutsch-spanische Projekt namens „YX//Change“ („Why Exchange“) ist darum ein virtuelles.
Die Idee: Ein Komponist schreibt ein Werk, dessen Parts von einem Projektensemble in beiden Städten, also getrennt voneinander, aufgenommen wird. Begleitend dazu entsteht ein Video. Möglich machte das Projekt eine Förderung des Goethe-Instituts.
Als Komponist ausgewählt wurde Carlos Cotallo Solares aus Cáceres, der heute in Philadelphia (USA) lebt. Er nennt sein Stück „See myself through your eyes, hear yourself through my ears“. Es ist so geschrieben, dass es dem Austausch-Charakter gerecht wird – mit Parts, die das Spiel der Musiker aus Spanien und Deutschland verzahnen. Cotallo hat an früheren Austauschprogrammen als Geiger teilgenommen.
Ein Video (57:34 Minuten) dokumentiert das aktuelle Projekt. Es führt außerdem zurück zu früheren Cáceres-Lüneburg-Begegnungen bzw. zu Musikern, die aus den Projekten Kraft mitnahmen für den Weg zu einem Leben als Profi-Musiker.
Das Video beginnt mit einem auf English geführten Interview, das Lothar Nierenz von der Musikschule Lüneburg mit dem Komponisten Carlos Cotallo führt. Dann werden Szenen aus Cáceres und Lüneburg gegenein-andergeschnitten, einige der teilnehmenden Musiker vorgestellt. Höhepunkt ist natürlich die Uraufführung: ein minimalistisches Stück, das kurzen Klang, sensible Instrumentierung und ein ausgefeiltes Klang-Pause-Management zelebriert. Zum Einsatz kommen Streicher, Bläser, E-Gitarren und Schlagzeug. Gut 20 Musiker sind bei den Aufnahmen zu sehen und zu hören.
Das Video zeigt in stetem Wechsel Aufnahmen aus Cáceres bzw. Lüneburg. Abschließend kommen Teilnehmer früherer Projekte ausführlich zu Wort. Die Frage „Why exchange?“ stellt sich nach dem Betrachten nicht mehr. Der Austausch bringt menschlich und künstlerisch eindeutig nichts als Gewinn.
Die Video-Produktion ist ebenfalls ein Gemeinschaftswerk. Montiert wurde sie von der Grafikdesign-Professorin und Videokünstlerin Lourdes Méndez Germain aus und in Cáceres. Für die Audiospur zeichnet Toningenieur Dirk Dechring von der Lüneburger Musikschule verantwortlich. Zu sehen ist das fertige Video, bei dem nebenbei das deutlich freundlichere Cáceres-Wetter zu spüren ist, auf dem YouTube-Kanal der Musikschule. Auf der Homepage der Musikschule ist das Online-Projekt anklickbar.
Am Ende des Projektes haben sich alle bei einem Zoom-Treffen ausgetauscht. „Alle würden natürlich gern zu einem echten Treffen zusammenkommen, das ist durch nichts zu ersetzen“, sagt Lothaer Nierenz. Mal sehen, was nach Omikron kommt oder möglich wird...
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