Lässig und tough

Das Schulterpolster feiert 2023 sein Comeback

Breitschultrig: Entwurf von Saint-Laurent.

Breitschultrig: Entwurf von Saint-Laurent.

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Ziemlich lässig, wie sich das in diesem Job gehört, lümmelt sich V. I. Warshawski auf ihrem Stuhl. Die Beine hat die private Ermittlerin auf den Schreibtisch gelegt. Die stecken, zumindest in dem Film mit Kathleen Turner in der Hauptrolle, in dünnen Nylons. Der deutsche Titel des Krimis von 1991 lautet „V. I. Warshawski – Detektiv in Seidenstrümpfen“. Wohl, damit auch jeder und jede kapiert, dass hier tatsächlich eine Frau als Privatdetektivin unterwegs ist.

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Dass die tough ist, ist nicht unbedingt an Föhnwelle und Lipgloss zu erkennen, sondern am Blazer. Auf dem bekannten Poster des Films, der nach den Romanen von US-Autorin Sara Paretzky entstanden ist, trägt Turner ein Modell, bei dem die Schultern gepolstert sind. Eine gewisse Breitschultrigkeit kann schließlich nicht schaden, wenn man in den dunkleren Ecken von Chicago unterwegs ist.

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Wie Schulterpolster wirken

In den vergangenen Jahren sind solche gepolsterten Jacken und Mäntel ziemlich in Verruf geraten. Sie erinnerten an so manche modische und popkulturelle Verirrung der Achtzigerjahre, die man lieber aus seinem Gedächtnis verbannt hätte – an Karottenhose und Stirnband, an „Denver Clan“ und Modern Talking. Denn nicht jede und jeder schaffte es, in einem Oberteil mit Schulterpolstern eine überzeugende Figur zu machen. Das war eher Lady Diana vergönnt oder Sängerin Grace Jones, die mit kurzen Haaren und extrem gepolstertem Blazer einen ausgesprochen androgynen Charme ausstrahlte.

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Die britische Premierministerin Margaret Thatcher sah in ihren Kostümen mit den betonten Schultern hingegen vor allem geschäftsmäßig-tatkräftig aus – und so war dieses Oberteil ursprünglich auch gemeint. Es sollte zeigen, dass Frauen nicht nur am Herd oder Fließband kräftig zupacken können, sondern auch in Berufen und Situationen, in denen ein etwas schickeres Outfit vonnöten ist.

Die Designerin der Jacke mit Schulterpolstern

Womöglich hatte Elsa Schiaparelli ihren eigenen Werdegang vor Augen, als sie in den frühen 1930er-Jahren solche Jacken für Damen entwarf. Die 1890 in Rom geborene Modedesignerin und Geschäftsfrau war mit ihren Entwürfen und ihren Boutiquen in einer Zeit erfolgreich, als es für Frauen noch nicht selbstverständlich war, an der Spitze eines Modeimperiums zu stehen. Da konnte es durchaus von Vorteil sein, sich mit etwas kräftigeren Schultern zu präsentieren.

Zumal solch eine Jacke in den Dreißigern – und sehr oft auch noch in den 1980er-Jahren – meist mit einem engen Rock kombiniert wurde. Nach dem Motto: Powerdressing ja – aber betont feminin sollte die Silhouette dann doch bleiben.

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Schulterpolster in der aktuellen Mode

Man sollte und wollte schließlich weder an einen Football-Spieler erinnern noch an einen Adligen oder Bediensteten auf einem Schloss. „Bereits im 17. Jahrhundert wurden Schulterpolster am Hofe getragen“, heißt es auf der Website der Fachschule für Mode und Schnitttechnik, M. Müller & Sohn. „Im 18. Jahrhundert sind bei Uniformen Schulterklappen zu finden, um die Schulterpartie hervorzuheben.“

Solche Verwechslungsgefahr besteht bei den zahlreichen Blazern und Mänteln mit Schulterpolstern für die kommende Herbst/Winter-Saison schon mal gar nicht. Entwürfe von Saint Laurent über Stella McCartney und Ferragamo bis hin zu Prada haben einen zeitgemäßen Touch, gerade wenn die Oversized-Blazer mit Jeans kombiniert werden und in der Taille schön locker bleiben. Frauen können damit eine große Portion Power ausstrahlen und zugleich lässig wirken. Selbstbewusst eben.

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