Küchenmaschinen: Fluch oder Segen beim Kochen und Backen?
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Eine Küchenmaschine erleichtert das Kochen und Backen – oder?
© Quelle: Ilja - stock.adobe.com
Früher galt eine Küchenmaschine unter dem Weihnachtsbaum eher als Anspielung auf die verbesserungswürdigen Kochkünste des Beschenkten. Heute ist das anders – auch weil sich der Blick aufs Kochen verändert hat. Es ist für viele nicht mehr nur lästige Notwendigkeit, sondern ein Hobby mit Spaß- und Entspannungsfaktor. „Das Kochen sehen viele Menschen zunehmend als Ausgleich zur Arbeit“, sagt Mike Wieser. Er ist der Trainer der deutschen Köchenationalmannschaft, die in internationalen Wettbewerben für den Verband der Köche Deutschlands (VKD) antritt und den Kochberuf bei Veranstaltungen repräsentiert.
Private Dinnerpartys sind en vogue, und wenn jemand dann auch noch seine Gäste selbst bekocht, sind ihm Beifall und Bewunderung sicher. Allerdings besteht die größte Herausforderung für Gastgeber oder Gastgeberin nicht etwa nur darin, nichts anbrennen zu lassen. Sie sollen auch betont lässig an Herd und Arbeitsplatte agieren und aus der Küchenarbeit eine Inszenierung machen: „Es soll so viel wie möglich nebenbei passieren, das Essen soll dann aber trotzdem perfekt sein“, beschreibt Wieser den Balanceakt. Eine weitere Schwierigkeit bei der heimischen Kochshow ist, dafür zu sorgen, dass die Küche nicht aussieht wie ein Schlachtfeld. Um also möglichst cool, stressfrei und sauber ein Menü zu zaubern, sind Helferinnen und Helfer erforderlich. Und da kommt die Universalküchenmaschine ins Spiel.
Küchen sind zum neuen Statussymbol avanciert
„Für einen Pizzateig etwa wiegt die Küchenmaschine Zutaten ab und bereitet alles zu – man stellt einen Timer ein und kann in der Zwischenzeit andere Dinge erledigen. Das spart viel Zeit“, sagt Wieser. Doch solche Alleskönner haben ihren Preis: Zwar gibt es schon Modelle ab 100 Euro. Für hochwertige Geräte zahlt man jedoch deutlich mehr. Was man zudem beachten sollte: „Eine solche Maschine braucht viel Platz, gerade wenn sie viele Zubehörteile besitzt“, sagt der Koch. „Und am Ende muss man zum Beispiel nicht nur einen Schneebesen und eine Schüssel sauber machen, sondern auch die ganze Maschine, wenn sie in Mitleidenschaft gezogen wurde.“
Lohnt sich also die Anschaffung einer Küchenmaschine? „Nur, wenn man gerne und viel kocht – oder wenn man viel Platz in der Küche hat und ein Gerät dann dort so hinstellt, dass es jeder sehen kann“, meint Profikoch Wieser. Dass auch das zunehmend ein Kaufargument sein kann, darauf deuten verschiedene Untersuchungen hin, etwa die aus einer Studie des Marktforschungsinstituts K&A Brand Research von 2020: Die zentrale Erkenntnis daraus lautet, dass Küchen zum neuen Statussymbol avanciert sind und dabei sogar das Auto abgelöst haben.
Vor dem Kauf mit der Maschine auseinandersetzen
Doch nicht nur das Design der Küche selbst steht im Fokus, sondern auch das von Zubehör und Elektrogeräten – allen voran der Küchenmaschine. Objekte von Herstellern wie Kitchenaid, Smeg oder Kenwood sind nicht nur auf Funktionalität ausgerichtet – auch das Dekorative zählt.
Doch wie findet man eine Küchenmaschine, die eben nicht nur gut aussieht, sondern einem das Kochen und Backen wirklich merklich erleichtert? Die Antwort darauf kennt Roman Schukies. Er arbeitet seit fünf Jahren als Redakteur bei Stiftung Warentest. Zunächst stellt er klar: „Die eine richtige Maschine für jede und jeden gibt es so nicht.“ Er rät Verbraucherinnen und Verbrauchern, sich vor dem Kauf gut mit der Handhabung und den Funktionen auseinanderzusetzen, damit man später nicht enttäuscht sei. Die Maschine sollte mit den eigenen Anforderungen übereinstimmen.
Konzepte verschiedener Hersteller vergleichen
Schukies empfiehlt, sich als Erstes zu fragen: Welchen Zweck soll die jeweilige Maschine erfüllen? Damit lässt sich herausfinden, ob eine Einsteigermaschine mit wenigen Basisfunktionen ausreicht oder ob das Gerät auch spezielle Dinge können sollte. So zeigt sich zudem schnell, ob eine traditionelle Küchenmaschine die beste Wahl ist oder ob ein sogenannter Foodprozessor nicht geeigneter ist. Denn während die klassische Küchenmaschine primär Teig knetet oder Sahne und Eiweiß schlägt, schneidet, hackt oder raspelt der Foodprozessor in kürzester Zeit unterschiedliche Zutaten in kleine Stücke.
Warentester Schukies verweist zudem noch auf andere Auswahlkriterien: Wie viel Platz ist vorhanden? Wie oft wird die Maschine voraussichtlich genutzt? Wie groß soll das Fassungsvermögen sein? Sinnvoll sei auch die Überlegung, ob man die Maschine immer wieder auf- und abbauen oder einfach stehen lassen wolle. Darüber hinaus lohnt es sich, die Konzepte verschiedener Hersteller zu vergleichen. „Bei manchen kauft man sich ein Grundgerät und kann sich jedes Jahr zu Weihnachten ein Zubehörteil schenken lassen. Bei manchen ist alles schon drin. Und manche habe kaum Zubehör“, gibt Schukies zu bedenken. Hat man eine ungefähre Vorstellung davon, welche Faktoren einem wichtig sind, empfiehlt Schukies, den Favoriten vor dem Kauf in einem Fachgeschäft genau in Augenschein zu nehmen und sich mit der Bedienung vertraut zu machen. Auch einmal einschalten ist eine gute Idee: „Es gibt durchaus Maschinen, die unerträgliche Töne von sich geben“, sagt der Warentester.
Leistung ist weniger aussagekräftig
Hilfreich bei der Auswahl sind zudem die Kriterien, anhand derer die Stiftung Warentest Küchenmaschinen in den Jahren 2018 und 2021 testete. Neben klassischen Geräten, die primär zum Rühren gedacht sind, wurden auch Foodprozessoren auf Funktion, Haltbarkeit, Vielseitigkeit, Handhabung, Geräusch und Sicherheit getestet. Von Vielseitigkeit und Handhabung können Verbraucher und Verbraucherinnen sich selbst überzeugen – dazu zählt beispielsweise, wie viele Funktionen eine Maschine bietet und wie intuitiv sie sich bedienen lässt.
Weniger aussagekräftig ist hingegen die Wattzahl: „Bei ganz vielen Geräten haben wir festgestellt, dass es nicht nur auf den Zahlenwert ankommt, sondern auf das Zusammenspiel der Teile“, berichtet Schukies. „Dazu zählt zum Beispiel, wie effektiv das Rührgerät arbeitet.“ Zusammenfassend sagt er: „Als Verbraucher oder Verbraucherin ist es gut, vor dem Kauf ein Gefühl für die Maschinen und ihre Möglichkeiten zu bekommen.“ So zeigt sich schnell, welche Küchenmaschine am besten zu den eigenen Wünschen passt – oder ob die Anschaffung überhaupt notwendig ist.