Lüneburg. "Das sieht ja aus wie ganz normales Tennis", sagt ein junger Mann am Spielfeldrand. Und tatsächlich: Wer die drahtigen Sportler in weißen Klamotten bei ihren Ballwechseln beobachtet, merkt im ersten Moment nicht, dass die meisten von ihnen Ball, Netz und Spielfeld nicht sehen können. Denn die Spieler sind Teilnehmer am ersten Blinden-Tennis-Workshop in Lüneburg, der am Sonnabend im Sportpark Kreideberg stattfand. Organisiert hat ihn die Lüneburgerin Kirstin Linck in Zusammenarbeit mit dem Tennisverband Niedersachsen-Bremen und dem THC Lüneburg.

Ein Sport für Sehende und Blinde
Aus Hamburg angereist ist auch Ronald Hinz. Er hat in der Hansestadt im vergangenen Jahr die erste Betriebssportgruppe für Blinden-Tennis ins Leben gerufen, aufgrund einer Erbkrankheit ist der Richter am Zivilgericht fast vollständig blind. Zusammen mit einigen Spielern aus seinem Verein ist er nach Lüneburg gekommen, um mit den Interessierten ein paar Ballwechsel zu spielen und sie ebenfalls von dem Sport zu begeistern. "Das Tolle an dem Sport ist, dass ihn Sehende und Blinde problemlos gemeinsam ausüben können."

Bald Blinden-Tennis-Gruppe in Lüneburg?
Eben eine solche Gruppe zu gründen ist das erklärte Ziel von Kirstin Linck. Sie hat Blinden-Tennis im September vergangenen Jahres für sich entdeckt und möchte die Sportart an der Ilmenau etablieren. "Ich bin sehr zufrieden mit der Resonanz auf den heutigen Workshop", der über den Nachmittag verteilt 10 Interessierte angezogen hat. Als nächstes will Linck mit den Verantwortlichen beim THC Lüneburg und MTV Treubund klären, ob es Chancen gibt, eine Blinden-Tennis-Gruppe aufzubauen und wie sich diese am geschicktesten anbinden ließe, damit regelmäßig an festen Örtlichkeiten Trainings stattfinden können.
Rimbert Westerkamp vom THC könnte sich das durchaus vorstellen. "Ich glaube, das spricht sich herum, wir wollen uns dem auf keinen Fall verschließen." Natürlich hänge es auch davon ab, wie viele im Endeffekt regelmäßig an den Trainings interessiert wären. "Dafür bräuchten wir Platz."
Kirstin Linck wird bei der nächsten Vorstandssitzung ihr Anliegen vorbringen können – und hofft sehr, dass Deutschlands zweite Blinden-Tennis-Gruppe an der Ilmenau gegründet wird.
Von Robin Williamson
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