ml Lüneburg. Fünf Extremhochwasser allein an der Elbe in nur elf Jahren haben den Hochwasserschutz zunehmend in den Fokus der Behörden gerückt, die Diskussionen auch in der Öffentlichkeit verschärft. Doch nicht nur in Hannover und Berlin wird an geeigneten Konzepten gefeilt, auch die EU in Brüssel hat bereits 2007 eine eigene Richtlinie auf den Weg gebracht. Die Folge ist ein für den Otto Normalverbraucher kaum zu durchschauendes Geflecht an Zuständigkeiten und Arbeitsebenen, auf denen sich oft dieselben Akteure tummeln.
In die Pflicht genommen haben Land, Bund und EU schon jetzt die Kommunen. Kreise, Städte und Gemeinden sollen die Konzepte mit Leben füllen, sprich die Maßnahmen zum Hochwasserschutz umsetzen. Bei einer Tagung in Lüneburg hat der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in dieser Woche den Entwurf eines von der EU geforderten Hochwasserrisikomanagement-Plans für die Elbe vorgestellt. Das Besondere: Es ist der erste gemeinsame Plan zum Hochwasserschutz für das gesamte deutsche Einzugsgebiet der Elbe. Zu der Tagung eingeladen waren Vertreter von Kommunen und Verbänden aus den Landkreisen Lüneburg, Uelzen, Stade, Harburg, Lüchow-Dannenberg und Rotenburg. Gleichzeitig stellte der NLWKN einen Bericht vor mit dem Titel "Hochwasserrisiken managen: Maßnahmen im niedersächsischen Elbeeinzugsgebiet" abzurufen im Internet unter www.nlwkn.niedersachsen.de.
Und auch die Akteure aus der Praxis kamen in Lüneburg zu Wort: Norbert Thiemann vom Artlenburger Deichverband schilderte seine Erfahrungen in der Deichverteidigung. Wolfram Kallweit vom Landkreis Lüneburg stellte einen Evakuierungsplan vor.
Grundlage des Hochwasserrisiko-Managements ist laut Umweltstaatssekretärin Almut Kottwitz eine einfache Maxime. "Nur wer mögliche Gefahren kennt, kann rechtzeitig handeln und sich schützen." Im Fokus sieht die Staatssekretärin nicht ausreichend vor Hochwasser geschützte Siedlungs- und Wirtschaftsräume. Mehr Raum für die Flüsse und das Freihalten der Überschwemmungsgebiete sei wesentlicher Bestandteil der Vorsorge.
Doch noch beschränkt sich der Plan lediglich auf eine zusammenfassende Beschreibung von möglichen Maßnahmen, ohne Details zu nennen. Zunächst werde die Berichtspflicht gegenüber der EU erfüllt, ohne den in Deutschland erforderlichen demokratischen Entscheidungsprozessen und umfangreichen Zulassungsverfahren vorzugreifen, heißt es aus dem Ministerium. Im Mittelpunkt stehen somit zunächst organisatorische Maßnahmen wie bessere Hochwasservorhersagen und die Optimierung des Katastrophenschutzes.
Konkrete Vorhaben für den Hochwasserschutz werden auf anderer Ebene diskutiert. So prüft in den Kreisen Lüneburg und Lüchow-Dannenberg der Arbeitskreis Elbe eine Vielzahl von Möglichkeiten. Das Anlegen von Flutrinnen, die Anbindung von Altarmen und Rückdeichungen gehören ebenso dazu wie der Rückschnitt der Verbuschung. Bis Ende des Jahres will der Arbeitskreis den Entwurf für einen gemeinsamen Rahmenplan der Länder Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern zum Hochwasserschutz vorlegen. Darin benannt werden die effektivsten und wirtschaftlichsten Maßnahmen. Diese wiederum fließen später in den Hochwasserrisikomanagement-Plan ein.