Geesthachter Fischtreppe: Rettung eines Erfolgsmodells
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Dieses Bild zeigt das Stauwehr mit Europas größter Fischtreppe bei Geesthacht, bevor der Damm abgerutscht war. In dem Brückenfeld neben der Fischtreppe sind die fünf Wasserläufe für die Lockströmung zu sehen. (Foto: tja)
Geesthacht. Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) des Bundes übernimmt zum 1. Januar 2022 vom Energiekonzern Vattenfall, der die Anlage errichtet hatte, den weiteren Betrieb. Darauf haben sich der schwedische Konzern mit seiner Vattenfall Heizkraftwerk Moorburg GmbH und die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) des Bundes verständigt. Damit gilt die Zukunft der Fischtreppe als gesichert.
Die Fischaufstiegshilfe zu bauen, dank derer Lachs, Stör, Stint oder Zander und andere Fische das Stauwehr unterhalb der Elbbrücke auf dem Weg in ihre Laichgebiete überwinden können, war als Kompensationsmaßnahme für die Nutzung von Elbwasser zur Kühlung im Heizkraftwerk Moorburg eine der Bedingungen im Zuge des Genehmigungsverfahrens. Nun hat Vattenfall eine Millionenzahlung des Bundes erhalten und das Kohlekraftwerk aus Umweltschutzgründen vom Netz genommen. Damit entfiel nach Einschätzung von Experten auch die Zuständigkeit von Vattenfall für den Betrieb der Fischtreppe. Vattenfall hatte das Bauwerk für rund 20 Millionen Euro errichtet, 2010 war die größte Fischaufstiegshilfe Europas in Betrieb gegangen.
Eine gute Lösung für alle Wanderfische
Im September 2019 hatte ein Dammbruch am Stauwehr schwere Schäden verursacht. Um den abgerutschten Damm zu sichern, wurden fünf Wasserrinnen verfüllt, die den Fischen eine Lockströmung geboten hatten. Diese Rinnen waren Teil des Konzepts zum Betrieb der Fischtreppe. Nach Protesten von Umweltschützern, die fürchteten, die wandernden Fische könnten den Zugang zur Aufstiegshilfe nicht mehr finden, wurde durch die WSV bereits 2020 eine provisorische Heberleitung installiert. Durch zehn dicke Rohre läuft Wasser über den Damm, plätschert dann unterhalb des Wehres in die Elbe und lockt so die Fische in die richtige Richtung.
„Das Stauwehr Geesthacht einschließlich der Fischtreppen liegt jetzt in einer Hand. Das ist eine gute Lösung für alle Wanderfische. Denn die Passierbarkeit der Wehranlage Geesthacht ist von großer Bedeutung für die Fischökologie im gesamten Elbeinzugsgebiet“, erklärt Ralf Ponath, Dezernatsleiter in der GDWS. Robert Wacker, Geschäftsführer des Heizkraftwerks Moorburg, sagt: „Wir freuen uns, dass wir nun mit der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes eine neue Eigentümerin für die Fischtreppe gefunden haben. Die Fischtreppe ist ein Erfolgsmodell. Im Rahmen eines sechs Jahre dauernden Monitorings konnten bisher 50 Arten nachgewiesen werden, ein großer Beitrag für den Artenschutz in der Elbe.“
Bauauftrag wurde im Oktober 2021 erteilt
Ab Januar 2022 wird das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Elbe für den Betrieb und die Unterhaltung der Fischaufstiegsanlage zuständig sein. Sie ist 550 Meter lang und schlängelt sich am Geesthachter Ufer entlang.
Seit ihrer Inbetriebnahme passierten das Bauwerk bereits mehr als zwei Millionen Fische. Damit hat sich die Durchlässigkeit der Elbe für laichende Fische erheblich erhöht. Der schwerste und längste bisher registrierte Fisch war ein 31,5 Kilo schwerer Wels mit einer Länge von 1,70 Meter. Nach der Wintersaison, bei der Eisgang Schäden an der Heberleitung anrichten könnte, sollen die Rohre wieder montiert werden.
Auch für die kurz nach dem Dammbruch zugeschüttete ältere und viel kleinere Fischtreppe am südlichen Elbufer zeichnet sich jetzt eine Lösung ab. „Die Vorbereitungen zur Wiederinbetriebnahme der Fischaufstiegsanlage Süd, die in Zuständigkeit der WSV liegt, laufen planmäßig“, berichtet Claudia Thoma, die Sprecherin der GDWS. Der Bauauftrag wurde im Oktober 2021 erteilt, derzeit finden bauvorbereitende Tätigkeiten statt. Die Wiederinbetriebnahme der Fischaufstiegsanlage Süd ist für das erste Quartal 2023 geplant, meldet die GDWS. Die Naturschutzverbände aus Geesthacht und aus der Elbmarsch kündigten bereits an, sich für eine sinnvolle Gestaltung im Zuge der Instandsetzung stark zu machen.
Von Timo Jann