Tiefbau-Ingenieurbüro erstellt Endlager-Gutachten
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Verseuchtes Grundwasser und unverkäufliche Grundstücke gehören zur Schreckensvision der Bewohner Bahlburgs für den Fall, dass dort ein Atomendlager eingerichtet wird. (Foto: jz)
Scharnebeck. Ist Gorleben nun nicht mehr überall, seit der Salzstock als mögliches Atomendlager ausgeschlossen wurde? Zumindest blitzte der Landkreis Lüneburg ab, als er in Lüchow wegen einer möglichen Kooperation vorsprach. Anders als die Landkreise Harburg und Uelzen wollte man in Lüchow nicht an einem eigenen Gutachten zur Tauglichkeit der potenziellen Endlagerstandorte beteiligen. Doch im Wendland wurde man nicht etwa unsolidarisch, klärte Atom-Experte Dr. Bernd Redecker im Begleitausschuss zur Endlagersuche auf. Vielmehr war man einfach schneller: "Der Kreis Lüchow-Dannenberg hat bereits ein eigenes Gutachten erstellt, auch mit Geld der Bürgerinitiative."
Ingenierbüro mit eigenen, geologischen Daten
Und so wird der Landkreis Lüneburg gemeinsam mit Uelzen und Harburg Expertise zur Endlagersuche einkaufen. "Den Zuschlag hat das Büro DEEP.KBB GmbH aus Bad Zwischenahn erhalten", teilte der Erste Kreisrat Jürgen Krumböhmer auf der Sitzung des Ausschusses in der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Scharnebeck mit. Das Ingenieurbüro ist seit 1971 vor allem bei Tiebauprojekten tätig. Krumböhmer: "Wir haben einen sehr guten Fang gemacht. Die Präsentation wird auch für Nicht-Geologen aussagekräftig sein." Zudem verfüge das Unternehmen über eigene geologische Daten. Ende Mai soll das Gutachten vorliegen.
Geld des Landes aufgebraucht, aber neues fließt
Das Gutachten werde mit den 26.800 Euro finanziert, die der Kreis Lüneburg 2021 aus einem Landesfonds erhalten habe. Auch im laufenden Jahr soll Geld aus Hannover fließen. Unklar ist noch, wie viel. Durch neue Vergabekriterien könnte der Kreis, in dem gleich fünf denkbare Endlagerstandorte liegen, sogar mehr erhalten, meint Krumböhmer.
Nachbarkreise wollen Solo-Internetauftritte
In der Lüneburger Kreisverwaltung hofft man, die ablehnende Haltung in Winsen und Uelzen zu einem gemeinsamen Internetauftritt noch aufknacken zu können. Zusammen könnten sich die drei Nachbarkreise auch eine teure Agentur leisten, die die geologischen Fakten für die breite Öffentlichkeit verständlich aufbereitet. Hier besteht Nachholbedarf. Noch an dem Donnerstag, an dem der Begleitausschuss tagte, wiesen vier Links zu diesem Ausschuss zu atomfernen Sachverhalten.
Die Ausschussmitglieder waren sich einig, nun in ihren Fraktionen diskutieren zu wollen, welche Anforderungen die kreiseigene Präsentation zur Endlagersuche erfüllen solle.
Die Uhr tickt. Ende März bis Anfang April will die Bundesgesellschaft für Endlagerung die Methodenentwicklung für die Sicherheitsuntersuchungen in den Wirtsgesteinen Ton, Granit und Salz vorstellen. Zwei Monate dürfen dann Einwände vorgebracht werden. Im nächsten Schritt sollen dann aus den 54 Prozent des Bundesgebietes, das als vorläufig endlagertauglich eingestuft wurde, die Regionen vorgeschlagen werden, die übertägig – also an der Oberfläche – erkundet werden.
Von Joachim Zießler