Verteidigungsministerin Lambrecht zu Besuch in Munster
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Christine Lambrecht (M, SPD), Verteidigungsministerin, wird von Christian Freuding (l.), Brigadekommandeur der Panzerlehrbrigade 9 und Alfons Mais, Inspekteur des Heeres bei ihrer Ankunft begleitet. (Foto: phs)
Munster. Deutschland wird die Battlegroup in Litauen um bis zu 350 Soldaten verstärken: Das berichtete gestern Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) während ihres Antrittsbesuchs bei der Panzerlehrbrigade 9 in Munster. „Damit stärken wir nicht nur die Nato-Ostflanke, sondern zeigen auch gegenüber unseren Partnern, dass auf Deutschland Verlass ist“, betonte Lambrecht, die auf Journalisten-Nachfrage präzisierte, dass die Hauptaufgabe der deutschen Soldaten in Litauen einen „rein defensiven“ Charakter habe.
Den größten Anteil, nämlich 250 der 350 genannten Soldaten, stelle dabei das Heer.“ Die zusätzlichen Soldaten könnten „binnen weniger Tage in Marsch gesetzt werden“, sagte die SPD-Politikerin. Die zusätzlichen Bundeswehrsoldaten sollten die deutsche Militärpräsenz in Litauen lediglich verstärken, zusätzliche Übungen seien nicht eingeplant.
Ihr Einsatz endet in diesem Monat
Deutschland ist seit fünf Jahren Führungsnation beim Nato-Einsatz in Litauen und stellt etwa die Hälfte der 1200 Männer und Frauen der multinationalen Einheit. Von der Brigade sind zurzeit noch knapp 200 Soldaten in Litauen im Einsatz. Ihr Einsatz endet jedoch in diesem Monat.
Mit hochrangigem Besuch kennen sich die Soldaten der Panzlerlehrbrigade 9 bestens aus: Der letzte Ministerinnen-Besuch liegt erst wenige Monate zurück. Im Juni 2021 war es Annegret Kamp-Karrenbauer (CDU), die sich über die Herausforderungen für das Heer in Munster informierte, jetzt stattete ihre Nachfolgerin Christine Lamprecht der Truppe einen Besuch ab.
Mit Hubschrauber auf Truppenübungsplatz gelandet
Pünktlich um zehn Uhr schwebte die Ministerin mit einem LH-90-Hubschrauber der Bundeswehr in Munster auf dem Truppenübungsplatz ein – "dem Wohnzimmer der Brigade", wie Brigadegeneral Dr. Christian Freuding den Platz nennt. Vieles ist für die Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt, die vor ihrem Wechsel in das Verteidigungsministerium das Justizressort geführt hatte, noch Neuland.
In einer dynamischen Vorführung stellte die Panzerlehrbrigade 9 der Ministerin eindrucksvoll Teile ihres Fähigkeitsprofils für die Landes- und Bündnisverteidigung vor. Neben modernem Kriegsgerät müssen die Soldaten aber auch auf Fahrzeuge zurückgreifen, die zum Teil älter sind als sie selbst – als Beispiel ist hier der Brückenlegepanzer Biber oder das gepanzerte Mörserfahrzeug M 113 zu nennen, beide Systeme sind bereits seit den 1970er-Jahren bei der Truppe im Einsatz.
Defizite wurden angesprochen
Aber auch die vorhandenen Defizite, besonders bei der Digitalisierung und der Führungsfähigkeit, wurden vom Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, Brigadegeneral Dr. Christian Freuding und den Bataillons-Kommandeuren angesprochen: Was der Truppe seit Jahren fehlt, ist eine Flugabwehr zum Schutz deutscher Soldaten vor Bedrohungen aus der Luft.
Nicht der einzige Mangel: So wurden der Truppe zum Beispiel 26 Pionierpanzer "Dachs" zugesagt, von denen seien aber gerade einmal zwei einsatzbereit. Ähnlich katastrophal sehe es beim Führungsfahrzeug "Boxer" aus: 64 Fahrzeuge sollen in der Truppe rollen, bisher sind es aber nur 16, von denen aber objektiv nur sechs derzeit einsatzbereit sind – "wegen fehlender Ersatzteile", kritisiert ein hochrangiger Offizier im Gespräch mit der LZ.
"Wir müssen besser und schneller im Beschaffungswesen werden", zog denn auch die Ministerin am Ende ihres eintägigen Besuchs in der "Herzkammer der gepanzerten Truppen" ein erstes Fazit. Und am Ende hatte sie dann doch noch ein tonnenschweres "Geschenk" für die Panzertruppe: Symbolisch überreichte sie fünf Kampfpanzer der neuesten Generation, den Leopard 2A7V, an die Brigade.
Von Klaus Reschke