Seuchenverdacht im Reiterdorf Mechtersen

Botho von Ziegner hat sofort auf den Seuchen-Verdacht reagiert und seinen Hof gesperrt: Kein Pferd darf mehr rauf oder runter vom Betrieb. Eine Situation, die von Ziegner so noch nie erlebt hat.

Botho von Ziegner hat sofort auf den Seuchen-Verdacht reagiert und seinen Hof gesperrt: Kein Pferd darf mehr rauf oder runter vom Betrieb. Eine Situation, die von Ziegner so noch nie erlebt hat.

Mechtersen. Ausnahmezustand im Reiterdorf Mechtersen. Zwei Pferde, die im Stall der Reitschule Mechtersen stehen, könnten sich bei einem Polo-Turnier mit der seltenen und tödlichen Seuche „Equine Infektiöse Anämie“ (EAI), kurz ansteckende Blutarmut, infiziert haben. Das Lüneburger Kreisveterinäramt hat den Stall vorsorglich zum Sperrbezirk ernannt. Auch alle anderen Pferdehalter im Ort sind aufgefordert, sich an bestimmte Vorsichtsmaßnahmen zu halten. „Alle bisher untersuchten Proben waren zwar negativ“, sagt Kreissprecherin Katrin Holzmann, „doch Entwarnung können wir erst dann geben, wenn auch die letzte Probe Mitte/Ende August ohne Befund ist.“

Insgesamt wird der Betrieb für drei Monate gesperrt. Eine Freigabe erfolgt erst, wenn auch der Test 90 Tage nach dem Kontakt mit dem infizierten Pferd negativ war – das regelt die „Einhufer-Blutarmut-Verordnung“. Festgeschrieben ist darin auch, was passiert, wenn sich doch eins der Pferde infiziert haben sollte. Die Hauptmaßnahmen: die betroffenen Tiere werden eingeschläfert, der Sperrbezirk wird auf mindestens einen Kilometer Radius um den Betrieb erweitert, jedes Pferd in dem Gebiet getestet – und notfalls ebenfalls getötet.

Für den Menschen ist die Seuche ungefährlich, Pferdehalter in ganz Deutschland hält das tödliche EAI-Virus derzeit allerdings in Atem. Seit Bekanntwerden des ersten Falls im Landkreis Verden vergrößert sich die Zahl der infizierten Tiere wöchentlich. Nachgewiesen wurde die ansteckende Blutarmt nach Angaben des bundesweiten Tierseucheninformations-Systems bisher neben Verden in der Stadt Düsseldorf, der Graftschaft Bentheim, der Stadt Hamburg und zuletzt im Landkreis Donau-Ries. Weil infizierte Pferde lebenslang Virusträger sind, müssen sie umgehend getötet werden. Jegliche Behandlungsversuche sind verboten, um eine Ansteckung weiterer Tiere zu verhindern.

Dass auch die beiden Pferde aus Mechtersen infiziert sein könnten, hat die Besitzerin selbst dem Veterinäramt und Stall-Besitzer Botho von Ziegner gemeldet. „Bei einem Polo-Turnier waren ihre Pferde in Kontakt gekommen mit einem anderen Pferd, bei dem die ansteckende Blutarmut festgestellt wurde“, sagt von Ziegner. Zurück in Mechtersen sei die Pferde-Besitzerin sofort aktiv geworden. Veterinäramt und Stallbesitzer zogen die Konsequenzen. „Kein Pferd darf mehr rauf oder runter vom Hof“, berichtet von Ziegner, „die betroffenen Pferde wurden separiert, wir messen täglich Fieber, haben Geräte und Stallungen desinfiziert.“

Eine weitere Schutzmaßnahme ist die Stallpflicht. Da das Virus vor allem über Pferdebremsen oder Stechfliegen übertragen wird, dürfen die Pferde in dem betroffenen Stall nicht mehr auf die Weide. Landkreis und Land haben inzwischen allerdings eine Lockerung vereinbart: „Wenn wie in Mechtersen alle bisherigen Tests negativ waren, wird die Stallpflicht gelockert und die Pferde dürfen mit Insektenschutz von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang wieder nach draußen“, erklärt Katrin Holzmann. Nachts sei die Infektionsgefahr geringer, weil kaum Insekten unterwegs seien.

Anlass zur Panik sehen Landkreis und Hof-Besitzer derzeit nicht, „die Pferde zeigen keine Krankheitsanzeichen, die Temperatur ist unauffällig“, sagt von Ziegner. Dennoch würde er sich von einigen Pferdehaltern im Dorf mehr Achtsamkeit wünschen, „in dieser Situation noch zu Turnieren zu fahren, halte ich für unverantwortlich“. Auch Kreisveterinär Thomas Volksdorf appelliert an alle umliegenden Pferdehalter: „Bleiben Sie mit Ihren Pferden zu Hause und schützen Sie sie so gut wie möglich vor Insekten!“

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Symptome

So erkennt man die Krankheit

Bereits der Verdacht auf eine ansteckende Blutarmut muss dem Veterinäramt angezeigt werden. Der Krankheitsverlauf muss in seiner chronischen Form nicht immer wahrnehmbare Symptome haben. Zu den typischen Anzeichen einer akuten Blutarmut zählen laut Bundestierärztekammer: hohes Fieber, blasse oder gelbe Schleimhäute, punktförmige Blutungen in den Schleimhäuten und teigige Schwellungen am Unterbauch. Die akute Form endet nach zwei bis vier Wochen meist tödlich. Die Übertragung erfolgt durch blutsaugende Insekten, auch durch Gerätschaften, Sattel- und Putzzeug sowie Blut oder Blutprodukte und kontaminierte Instrumente.

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