Das Jahrhunderthochwasser von 2002: Belastungsprobe für Mensch und Deich
Blick vom Silo im Bleckeder Hafen aus 30 Meter Höhe auf das Elbehochwasser am 24. August 2002. (Foto: Andreas Tamme)
Vor 20 Jahren trat die Elbe in einem bis dahin nicht dagewesenen Ausmaß über die Ufer. Zeitzeugen erinnern sich an das sogenannte Jahrhunderthochwasser. Aber es sollte nicht die letzte und auch nicht die höchste Flutwelle sein.
Lüneburg. Knapp eine Woche bevor der Landkreis Lüneburg am 18. August 2002 den Katastrophenfall an der Elbe ausgerufen hatte, ahnten nicht mal die Experten des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Lüneburg, welche Dimension das von ihnen vorausberechnete Hochwasser letztlich haben wird. Heftiger Starkregen in Tschechien hatte die Elbe am Oberlauf anschwellen lassen – es kam zu schweren Überflutungen in Ostdeutschland. Am 12. August lautete die Prognose für den Landkreis Lüneburg noch, der Wasserstand werde voraussichtlich 30 Zentimeter über dem mittleren Hochwasser liegen - das wäre weniger als im Frühjahr des Jahres gewesen. Die Marke lag damals bei 60 Zentimetern. Von einer Jahrhundertflut war nicht die Rede. Doch schon einen Tag später war die Vorhersage nichts mehr wert: Die Lage sei inzwischen schlimmer als sie gestern noch war, räumte man beim NLWKN ein. „Wir haben es mit einem ungewöhnlichen Hochwasser zu tun. Die Berechnungen der Wasserstände laufen mit aller Vorsicht, weil das Wetter am Oberlauf nicht absehbar ist. Deshalb verändert sich die Voraussage Tag für Tag“, berichtete der damalige Geschäftsbereichsleiter Bernhard Schürmann in der LZ. Letztlich rollte eine Hochwasserwelle mit Rekordpegelständen an, gegen die Anwohner ihr Hab und Gut schützen mussten, unterstützt von Tausenden freiwilligen Helfern, die aus allen Teilen des Landes angereist kamen und in der Sommerhitze bis zur Erschöpfung Sandsäcke füllten. Auch Soldaten der Bundeswehr und die unzähligen Ehrenamtlichen, unter anderem von Feuerwehr, THW, DLRG, DRK, ASB, kämpften erfolgreich gegen die drohende Katastrophe an. Am Ende waren alle glücklich, dass die alten DDR-Deiche im Amt Neuhaus so stabilisiert werden konnten, dass sie dem Wasserdruck standhielten. Die Deiche damals entsprachen nicht den Anforderungen, inzwischen schützen moderne Deiche die Orstlagen im Amt. Was niemand in diesen Augusttagen wissen konnte, war, dass das Jahrhunderthochwasser nur den Auftakt bildete für eine Folge von weiteren Jahrhundertfluten an der Elbe 2006, 2011 und 2013 – mit immer weiter steigenden Pegelständen. Von Stefan Bohlmann und Klaus Reschke
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.