Kein Beifall in der Applaus-Kurve
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Eine geänderte Verkehrsführung, Knickpfosten und ein Tempolimit auf 30 km/h soll die Spitzkehre bei Alt Garge für Motorradfahrer unattraktiv machen. Foto: t&w
Embsen/Alt Garge. So mancher Motorradfahrer schaute verwundert, viele ärgerten sich und einige drohen dem Landkreis jetzt sogar mit Klage. Getreu dem Motto: Fre ie Fahrt für freie Biker. Der Grund der Aufregung: Der Landkreis hatte im September vergangenen Jahres die Spitzkehre in Alt Garge – die sogenannte Applaus-Kurve – mit insgesamt 60 rot-weiß-roten Knickpfosten, einer geänderten Verkehrsführung und einer Tempo-Reduzierung auf 30 km/h entschärft. Am Dienstag nun zog Erster Polizeihauptkommissar Andreas Dobslaw auf Einladung des Betriebs- und Straßenbauausschusses in Embsen ein erstes Fazit der rund 10.000 Euro teuren Verkehrsberuhigung. Der Vortrag von Dobslaw, der auch Geschäftsführer der Lüneburger Unfallkommission ist, diente auch dem Zweck, Politik und Verwaltung mit Argumenten für mögliche Gerichtsverfahren zu wappnen.
Denn ganz unbegründet ist Dobslaws Sorge nicht: Kurz nachdem der Landkreis die Applaus-Kurve entschärft hatte, schaute sich auch Michael Wilczynski, 2. Vorsitzender des Bundesverbandes der Motorradfahrer und Referent für Streckensperrungen, die Situation vor Ort an, zeigte sich wenig amüsiert ob der Einschränkungen für die Biker und kündigte rechtliche Schritte an. Inzwischen sind bereits einige Monate verstrichen, eine Klage sei beim Landkreis aber bislang nicht eingegangen. „Es gibt auch keinen Grund, die diese rechtfertigen würde“, stellte Dobslaw fest.
„Seit elf Jahren steht die Strecke bei uns im Fokus“
Der Verkehrsexperte, selbst Motorradfahrer, weiß, dass die Kreisstraße 24 mit ihrer Spitzkehre bei Alt Garge beliebt ist bei Motorradfahrern. „Auf You Tube finden sich zahlreiche selbstgedrehte Videos von Bikern, die auf der Strecke am Gas drehen.“ Der Reiz der Strecke war zugleich aber auch das Problem – vor allem an den Wochenenden und Feiertagen, wenn einige Raser mit ausgeräumtem Auspuff und hohen Drehzahlen die Spitzkehre zu ihrer persönlichen Rennstrecke erklärten. „Seit elf Jahren steht die Strecke bei uns im Fokus“, berichtete Dobslaw. Zum Glück gab es in dieser Zeit trotz etlicher Zweirad-Unfälle keine Toten“, merkte Dobslaw an.
Trotzdem wurden im vergangenen Jahr von Unbekannten – kaum dass die Kurve entschärft war – die Knickpfosten mit einer Elektrosäge auf einer Höhe von circa 20 Zentimetern abgesägt. Für solche Aktionen zeigt Dobslaw aber überhaupt kein Verständnis: „Das war eine Straftat. Nicht auszudenken, wenn ein Motorradfahrer gestürzt und auf die Metallfüße und die Pfosten-Stummel gefallen wäre.“ Sinnlos war diese Nacht- und Nebel-Aktion aber auch aus einem anderen Grund, denn der Landkreis hatte die abgesägten und zerstörten Posten schnell durch neue ersetzt.
Zurzeit herrscht noch Winterruhe, stehen die meisten Bikes in der Garage: Aber im Frühling beginnt wieder die Motorradsaison. Dann wird sich zeigen, ob die Maßnahme mit den Knickpfosten in der „Applaus-Kurve“ bei Alt Garge auch langfristig tatsächlich den gewünschten Effekt bringt.
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LZ