Das Bangen um einen Kita-Platz
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Bis ein neues Kindergartengebäude gebaut ist, sollen, wie bereits hier bei der Krippe, Container Abhilfe schaffen. Foto: be
Dahlenburg. Um allen Kindern die gleichen Chancen zu ermöglichen, hat sich das Land im Jahr 2018 entschlossen, den Kindergartenbeitrag für Kinder ab drei Jahren komplett abzuschaffen. Soweit, so gut. Um in den Genuss der kostenlosen Betreuung zu kommen, müsste man aber auch einen der begehrten Kita-Plätze ergattern. Das soll 38 Familien in der Samtgemeinde Dahlenburg nicht gelungen sein, berichtete einer der betroffenen Väter der LZ. „Es wird immer mehr gebaut, um junge Familien herzulocken. Wenn die kommen, müssen aber auch die Kapazitäten erhöht werden“, ärgert er sich.
Seine Tochter habe sehr von der Frühförderung im Kindergarten profitiert, diese möchte er jetzt auch seinem Sohn zuteil werden lassen. Der kann zwar bei der Tagesmutter bleiben, „aber das ist ab einem gewissen Alter einfach nicht mehr adäquat, auch wenn er da gut aufgehoben ist. Für das, was da passiert, ist er mit vier Jahren zu groß. Im Kindergarten wird er auf die Schule vorbereitet, von Erziehern, die dazu ausgebildet worden sind.“
50 neue Kita-Plätze in Planung
Die Dahlenburger Verwaltung weiß um das Problem, „wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung“, versichert der stellvertretende Gemeindedirektor Mathias Dorn. Von 38 Absagen will er nichts wissen, bestätigt aber, dass die 101 bereitgestellten Plätze derzeit nicht mehr für alle Dahlenburger Kinder reichen.
Diese Entwicklung macht sich auch in der Krippe und der Grundschule bemerkbar: Von 15 Krippenplätzen musste die Samtgemeinde auf 45 aufstocken, die Grundschule wird ab dem Schuljahr 2021/22 erstmals komplett dreizügig fahren mit etwa 250 Schülern.
Bei der Kita hängt die Samtgemeinde mit der Anpassung an die neuen Begebenheiten noch etwas hinterher. In Planung sind aber zwei neue Gruppen á 25 Kinder, damit es schnell geht, wird der Kindergarten, ebenso wie die Krippe, zunächst durch Container erweitert. „Wir wollen bis Anfang 2021 50 neue Plätze zur Verfügung stellen, wenn alles so glatt geht wie bei der Krippe, steht dem nichts entgegen.“ Bis dahin stehe die Samtgemeinde den Eltern beratend zur Seite, betont Dorn.
„Wir wissen, dass die Absage für viele Eltern ein Schock war. Die meisten von ihnen haben aber Tagesmütter. Außerdem überlegen wir gemeinsam, wo sie vielleicht noch einen Platz für ihre Kinder bekommen könnten. Wir lassen niemanden mit dem Problem allein, schließlich gibt es einen Rechtsanspruch.“ Dieser sei zwar gut und richtig, stelle die Samtgemeinde aber auch vor Herausforderungen. Die Beitragsfreiheit gehe vor allem zulasten strukturschwacher Kommunen.
Beitragsfreiheit belastet strukturschwache Kommunen
„Bislang gab es eine Dreiteilung der Kosten zwischen Eltern, Kommunen und Landkreis und Land. Seit der Beitragsfreiheit kommen wir nicht mehr auf diese Drittelregelung, auch wenn der Landkreis gut gegensteuert.“
Dass der Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen gestiegen ist, ist für die Samtgemeinde trotz der Engpässe ein Grund zur Freude: „Dahlenburg wird immer beliebter“, sagt Dorn. „Es gibt kaum noch Leerstand und Zuzug ist natürlich immer schön.“
Der habe sicher auch mit den horrenden Mietpreisen in Lüneburg zu tun, vermutet er. „Aber auch die Mehrgenerationen-Projekte schlagen zu Buche, das Renovieren von Resthöfen, die Neu- und Lückenbebauung. Wenn sich hier ein paar Hamburger Familien niederlassen, sind das schnell zwölf Kinder mehr auf einen Schlag.“
Der höhere Bedarf an Betreuungsplätzen liege aber auch daran, dass sich die Zeiten geändert hätten, ergänzt die ehrenamtliche Bürgermeisterin Christine Haut. „Oft arbeiten beide Elternteile. Die Großfamilie, in der Oma und Opa mit im Haus wohnen und zu einem Großteil die Kinderbetreuung übernehmen, gibt es nur noch selten. Und viele Großeltern haben heute auch eine andere Vorstellung von ihrem Rentnerdasein, was man ihnen nicht verübeln kann.“ Die aktuelle Situation empfindet sie als belastend. „Klar macht das ein ungutes Gefühl, absagen zu müssen, vor allem wenn beide Elternteile berufstätig sind.“
Kaum noch Leerstand in Dahlenburg
Ulrich Schubert vom Niedersächsischen Kultusministerium führt die Engpässe auch darauf zurück, dass seit dem Jahr 2016 die Geburtenzahlen in Niedersachsen wieder deutlich ansteigen: „Die Kinder, die 2017 geboren wurden, brauchen spätestens jetzt einen Platz. Aus diesem Grund fördert das Land über die „Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen für Investitionen in der Tagesbetreuung für Kinder im Alter von drei Jahren bis zur Einschulung “ auch wieder den Platzausbau für Kindergartenkinder.
Außerdem wachsen immer mehr Kinder aus den nach wie vor anwachsenden Ganztagsangeboten der Krippen heraus und benötigen eine ganztägige Betreuung auch für ihre Kindergartenkinder. Entsprechend steigt auch der Platzbedarf. Generell gilt. Die Entwicklung des Kindes zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit ist ein übergreifendes Ziel frühkindlicher Bildung, Erziehung und Betreuung in Niedersachsen.“
Nachmittagsplätze nicht besonders attraktiv
Drei freie Plätze hat die Verwaltung in Dahlenburg sogar noch zu vergeben: Vier Stunden lang am Nachmittag. Dass diese Plätze nicht sonderlich attraktiv seien, wisse er, räumt Dorn ein. „Aber den Rechtsanspruch können wir damit bieten.“
Die neue, größere Kita soll in unmittelbarer Nähe des Neubaugebiets gegenüber der Dannenberger Landstraße entstehen. Dorn: „Das ist bislang Brachland, muss erstmal umgewidmet werden bis schließlich gebaut werden kann. Da bitten wir um Geduld, das wird sich noch etwas ziehen.“