Es gibt Grundsätze, die sind auch zu Zeiten der Corona-Pandemie unumstößlich. Einer lautet: Mit Geld lässt sich nicht alles kaufen. Diese Erfahrung dürfte bald auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) machen. Großzügig hat Lüneburgs Polit-Promi am Donnerstag in Hannover verkündet, 30 Millionen Euro für die Schülerbeförderung an die Kommunen zu verteilen. Mit dem Geld sollen Städte und Kreise das Schüler-Leiden in völlig überfüllten Bussen lindern.
Grundsätzlich ist der Vorstoß natürlich zu begrüßen. Wer will schon in Zeiten von Hygiene- und Abstandsregeln zur Pandemie-Bekämpfung Kinder und Jugendliche in rollende Blechbüchsen gepfercht sehen? Niemand. Nur ist das natürlich Eltern, Verantwortlichen und Politikern schon kurz nach dem Schulstart Ende August aufgefallen. Zwar ist der Handlungsbedarf zunächst als gering eingestuft worden, doch nahm der Leidensdruck mit den steigenden Infektionszahlen stetig zu.
Deshalb versucht auch der Landkreis Lüneburg schon seit Wochen, dieses Problem in den Griff zu bekommen. Mit mäßigem Erfolg wie sich zuletzt im Mobilitäts- und auch im Schulausschuss zeigte. Ganze zehn Busse zusätzlich konnten die Kreismitarbeiter akquirieren, gebraucht würden 30-mal so viele, um die Abstandsregeln einzuhalten. Und selbst wenn Busse für den Schülertransport irgendwo auf Halde stünden, nur abgeholt und am Ausgang der Gewerbefläche bar bezahlt werden müssten, gäbe es aber nicht genügend Menschen, die sie fahren könnten. Busfahrerinnen und -fahrer sind derzeit ebenso Mangelware wie ihr Arbeitsgerät.
Dass hat denn wohl auch Althusmann gehört – und seinem 30-Millionen-Euro-Versprechen folgenden Satz folgen lassen: „Ich setze auf kreative Lösungen der Verantwortlichen vor Ort.“ Na dann, Herr Böther: Los geht’s. Als Landrat fällt Ihnen da doch bestimmt etwas ein.
All denen, die jetzt Reisebusse für eine gute Idee halten, sei gesagt: Auf Naheliegendes sind Politik und Verwaltung im Kreis schon von alleine gekommen. Nur: Was sich in der Theorie gut anhört, muss in der Praxis noch lange nicht funktionieren. Natürlich stehen viele Reisebusse derzeit in den Hallen, weil in Zeiten von Corona weniger gereist wird. Auch sind viele Lenker der Gefährte in Kurzarbeit. Nur schreit ein Busunternehmer nicht gerade Hurra, wenn er ein Angebot erhält, bei dem er sich in Gedanken schon die Kaugummireste aus den samtgepolsterten Sitzen seiner vollklimatisierten Fünf-Sterne-Luxus-Karossen pulen sieht. Nee, dann gönnt er Fahrern und Bussen doch lieber eine längere Pause.
Nun wird in Hannover argumentiert, dass die Busse nur ein Baustein seien, auch die Schulen sich bewegen müssten – Stichwort: gestaffelte Schulanfangszeiten. Auch diesen Ansatz verfolgt die Verwaltung bereits. Stellvertretend sei hier Stefan Schulz, Leiter des Gymnasiums Oedeme, zitiert. Im Schulausschuss sagte er: „Ja, das ist für jede Schule machbar, aber ...“ Die folgenden stundenplan- und personaltechnischen Verrenkungen seien Ihnen erspart.
Nun bin ich gespannt, welches Lied die Kreativen als nächstes anstimmen? Oder bedarf es doch eher des Einsatzes von Pragmatikern? Ich persönlich halte das gute alte Fahrrad ja für nicht schlecht, auch wenn es sicherlich nicht für jede Entfernung geeignet ist.
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