Gelber Sack sorgt für Ärger

Knapp drei Millionen Säcke, gefüllt mit Leichtverpackungen, werden alljährlich in der Stadt Lüneburg an die Straßen gestellt. Häufig ärgern sich Bürger, dass die Säcke leicht reißen. Von den Klagen scheint aber beim Entsorger nichts anzukommen. In Harburg dagegen hat jetzt sogar der Landrat das Problem aufgegriffen. Foto: t&w

Knapp drei Millionen Säcke, gefüllt mit Leichtverpackungen, werden alljährlich in der Stadt Lüneburg an die Straßen gestellt. Häufig ärgern sich Bürger, dass die Säcke leicht reißen. Von den Klagen scheint aber beim Entsorger nichts anzukommen. In Harburg dagegen hat jetzt sogar der Landrat das Problem aufgegriffen. Foto: t&w

Lüneburg. Darüber haben sich schon viele geärgert: Löst man den gelben Sack nicht richtig von der Rolle ab, reißt er. Und es passiert schon mal, dass der gefüllte Beutel beim Tragen zur Straße kaputt geht, der Müll rausfällt. Bürger kritisieren die Beschaffenheit der Säcke, die Folien seien zu dünn, am liebsten würden sie die Säcke in die Tonne treten. Im benachbarten Kreis Harburg führte dies jetzt nach einer Beschwerdeflut sogar zu Querelen zwischen Landrat Rainer Rempe und Entsorger Willi Damm GmbH. Weil der Entsorger unter anderem auf Lüneburg verwies, wo er seit sechs Jahren aktiv ist und wo es nur vereinzelt Beschwerden gebe, fragte eine Zeitung gar provokant, ob die Harburger schlicht zu blöd seien für den gelben Sack.

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Sind die Harburger "zu blöd für den gelben Sack"?

Dabei sind in der Vergangenheit auch immer mal wieder Klagen zum Thema auch aus Lüneburg an die LZ herangetragen worden, zuletzt hatte die Landeszeitung im vergangenen Jahr über den Ärger berichtet. In der Hansestadt wurden 2015 in den gelben Säcken und gelben Tonnen 2458 Tonnen Leichtverpackungen gesammelt, im Landkreis waren es 4119 Tonnen. Die Zahlen nennt Martina Lützeler-Pauli von "Der Grüne Punkt Duales System Deutschland", das für die Entsorgung und die Auftragsvergabe an Abfuhrunternehmen zuständig ist.



Bei einem derart hohen Aufkommen und angesichts der wiederkehrenden Klagen bei der LZ verwundert es fast, wenn Stadtpressesprecherin Suzanne Moenck sagt: "Weder im Umweltbereich noch am Bürgertelefon laufen Klagen über die Reißfestigkeit der Säcke auf. Insgesamt haben wir das Gefühl, es läuft alles ganz gut mit der Firma Willi Damm." Oliver Schmitz von der GfA in Lüneburg bekräftigt: "Wir haben selten Probleme mit zerrissenen Säcken, bei Damm wird eine sehr gute Arbeit gemacht." Allerdings räumt Schmitz ein: "Die Säcke dürften schon stärker sein." Die Gründe, warum sie es nicht sind, kennt er: die Nachhaltigkeit, schließlich solle durch die Säcke selbst nicht noch mehr Müll produziert werden, und die Wirtschaftlichkeit, also das Geld.

Stärke der Beutel ist vor allem eine Kostenfrage

Das bestätigt Dieter Steffen, einer der Geschäftsführer der im Kreis Herzogtum Lauenburg ansässigen Willi Damm GmbH, die gerade erst den Vertrag für drei weitere Jahre von 2017 bis 2019 für die Enstorgung in der Stadt Lüneburg erhalten hat: "Wir könnten stärkere Säcke nehmen, dann würden wir bei den Ausschreibungen aber verlieren das ist eine Kostenfrage."

Nach LZ-Informationen kosten eine Million Säcke im Einkauf rund 25000 Euro. Steffen sagt: "In unseren drei Landkreisen Herzogtum Lauenburg, Harburg und Stormarn sowie in der Stadt Lüneburg benötigen wir jährlich 25 bis 30 Millionen Säcke, in Lüneburg selbst sind es jährlich fast drei Millionen Säcke." Diese Säcke werden nicht nur in Deutschland produziert, sondern auch in China.

Das Fassungsvermögen und die Beschaffenheit der gelben Säcke sind vertraglich vom Dualen System Deutschland vorgegeben. Je nach Folienart ist eine Stärke von 15 beziehungsweise 22 Mikrometer (1/1000 Millimeter) vorgegeben. Zudem muss das Sackmaterial im Zugversuch bei zehn Prozent Dehnung in beiden Orientierungsrichtungen sowie senkrecht zu den Schweißnähten einer Zugkraft von mindestens 0,15 Newton Meter Probenbreite standhalten. So steht es in Verträgen vieler Entsorger, auch in denen der Damm GmbH.
Verbrauchern bleibt deshalb wohl vorerst nichts anderes übrig, als den Tipp von Martina Lützeler-Pauli zu befolgen, damit die Säcke nicht reißen: "Vorsichtig und nicht zu schwer befüllen, scharfe Kanten vermeiden."

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Die Reißfestigkeit ist Thema einer Petition, die bis zum 27. Oktober auf epetitionen.bundestag.de im Internet unterzeichnet werden kann. Der Wortlaut: „Der Deutsche Bundestag möge beschließen, dass die Hersteller der gelben Säcke, mit denen Verpackungsmüll, die mit dem ,grünen Punkt‘ gekennzeichnet werden, gesammelt werden, verpflichtet werden, diese derart stabil herzustellen, dass diese ohne Zerreißen von der jeweiligen Rolle getrennt werden können.

Hierzu sind entsprechende Institute mit einer Anpassung der geltenden Norm zu beauftragen.“

In den gelben Sack gehören grundsätzlich nur Verpackungen aus Metall, Kunststoff und Verbundstoffen sowie Naturmaterialien. Das sind die sogenannten Leichtverpackungen. Beispiele sind Spülmittel­flaschen, Joghurtbecher, Plastiktuben, Verpackungen für Körperpflegemittel, Milch-, Saft- und Weinkartons, Tragetaschen, Eisverpackungen, Zahncreme­tuben.

Zudem können Vakuumverpackungen für Kaffee, Alufolie, Getränke- und Konservendosen, Kronkorken, Metallverschlüsse und -deckel über den gelben Sack entsorgt werden. Dagegen haben aber Altkleider, Babyflaschen, Katzenstreu, Glas, Papier oder auch Zigarettenkippen im gelben Sack nichts zu ­suchen.

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