Vier für Gellersen
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Kandidaten Oliver Glodzei, Jörn Krack, Steffen Gärtner und Anikó Hauch. (Fotos: t&w)
Reppenstedt. Die Samtgemeinde Gellersen sucht einen neuen Bürgermeister. Vier Kandidaten wollen die Nachfolge von Josef Röttgers antreten: Steffen Gärtner (CDU), Oliver Glodzei (Grüne), Anikó Hauch (FDP) und Jörn Krack (SPD). Beim LZ-Wahlforum stellen sich die Kandidaten am Montag, 20. Mai, ab 19 Uhr den Fragen der Bürger. Das Forum im Schützenhaus Kirchgellersen, Industriestraße 32, moderiert LZ-Redakteur Malte Lühr.
Oliver Glodzei (Grüne)
Jörn Krack (SPD)
Steffen Gärtner (CDU)
Anikó Hauch (FDP)
„Mit den Themen bestens vertraut“
Dachtmissen. Unter dem Blätterdach der alten und hohen Eichen in Dachtmissen fühlt sich Oliver Glodzei wohl. Das dörfliche Idyll in dem Reppenstedter Ortsteil mag er und er freut sich darauf, dass die Einkehr an dem Holztisch unter den Bäumen mitten in dem kleinen Dorf bald noch gemütlicher wird. Denn der Auto- und Lkw-Verkehr auf der Kreisstraße 21, die Vögelsen und Kirchgellersen verbindet und direkt durch Dachtmissen führt, soll künftig langsamer durch den Ort rollen. „So sieht es das Dorferneuerungsprogramm vor, das jetzt genehmigt wurde“, sagt Glodzei und fügt gleich noch einen Vorteil hinzu: „Vom Hof Gellermann aus können die Reiter dann künftig sicherer als bislang die Straße überqueren.“
Es ist nicht nur die Zukunft Dachtmissens, die Glodzei interessiert. Die Entwicklung aller Orte in der Samtgemeinde Gellersen hat er im Blick und möchte an deren Gestaltung noch aktiver und anders teilnehmen als bislang: als Bürgermeister. „Das bekomme ich hin. Seit 2011 bin ich für die Grünen Mitglied im Samtgemeinderat und bin daher mit vielen Themen bestens vertraut“, sagt der Reppenstedter, der seit 2011 zudem grüner Ratsherr im Gemeinderat Reppenstedt ist und von 2011 bis 2016 dem Lüneburger Kreistag angehörte. Von 2014 bis 2016 war er bereits stellvertretender ehrenamtlicher Samtgemeindebürgermeister und seit vorigem Jahr ist er Mitglied im Kreisvorstand von Bündnis 90/Die Grünen.
Groß umkrempeln würde er als neuer Bürgermeister die Samtgemeinde nicht. „Die bisherige Linie von Josef Röttgers würde ich weiterführen. Sie war gut. Natürlich würden darüber hinaus aber auch eigene Vorstellungen Einzug finden.“
Gellersen nimmt ihm zufolge einen Spitzenplatz in der Kinderbetreuung ein. „Diese muss weiter ausgebaut werden. Dazu gehört auch eine gute Ausstattung für unsere Grundschulen.“ Denn schließlich sei die Samtgemeinde mit Kitas und Grundschulen verantwortlich für die ersten beiden Stufen in der Bildungskette. „Deshalb müssen wir unseren Kindern die besten Chancen bieten.“ Leistungsstark müssen auch die Feuerwehren sein, meint er. „Equipment und Fahrzeuge müssen tadellos funktionieren und die Bekleidung auf Höhe der Zeit sein. Daher werde ich keine Abstriche bei den Feuerwehren machen.“ Im Gegenteil. „Jede Bemühung wird unterstützt, um Kinder und Jugendliche für die Wehren zu gewinnen“, verspricht Oliver Glodzei.
Seinen Job als IT-Unternehmensberater und Trainingsleiter macht er gern. „Aber eben auch Politik. Und daher reizt es mich, von einem Feierabend-Politiker auf die Profi-Seite zu wechseln und Hauptverwaltungsbeamter zu werden“, erklärt er. Und als Kandidat der Grünen und leidenschaftlicher Radfahrer werde er selbstredend mehr Ökologie in die künftige Samtgemeinde-Politik hineinbringen. „Das kam in der Vergangenheit zu kurz. So wird es mit mir als Bürgermeister keinen Glyphosat-Einsatz mehr auf öffentlichen Flächen geben; und so weit es geht, werden Grünflächen der Samtgemeinde in Bienenweiden umgewandelt, und die energetische Sanierung öffentlicher Gebäude geht weiter.“
Weitere Projekte, die Glodzei unter anderem angehen möchte: Zukunftswerkstätten als Beteiligungsforen für Bürger, die Samtgemeinde bei Facebook, Instagram, Twitter, Förderung des Ehrenamtes und der Vereine, Gründung eines Seniorenbeirates, Einrichtung einer Jugendkasse. Das Ziel, Schulden abzubauen will er dabei jedoch nicht aus den Augen verlieren.
„Ich werde auf die Leute zugehen“
Reppenstedt. Vor seinem inneren Auge hat Jörn Krack ein ganz genaues Bild davon, wie der Landwehrplatz im Herzen Reppenstedts bald aussehen wird. „Der Ortskern wird optisch aufgewertet. Dazu gehört auch, dass weitere Bäume gepflanzt werden, die eine Verlängerung der Landwehr darstellen“, sagt er.
Das rund 600 Jahre alte Kulturdenkmal führt von Lüneburg über Bardowick, Vögelsen, Reppenstedt und Oedeme zur Roten Schleuse. Die heute bewaldete Anlage aus Wall und Gräben sollte im Mittelalter vor allem die Umfahrung der Stadt Lüneburg verhindern, sodass die Händler ihre Waren in der Stadt anbieten mussten. Für Jörn Krack hat die Landwehr noch eine andere Bedeutung. „Kindheitserinnerungen hängen an ihr. Mit dem Fahrrad bin ich als Junge sehr oft durch die Landwehr von Reppenstedt bis nach Vögelsen geradelt“, erzählt er. Da liegt es auf der Hand, das Gespräch mit der LZ gegenüber vom Eingang zum Wald seiner Kindheit zu führen, auf der gemütlichen Holzbank vor dem Rathaus, mittendrin in dem Ort, in dem Jörn Krack seit 48 Jahren lebt.
„Hier, gleich hinter dem Rathaus bin ich erst in den Kindergarten und später in die Grundschule gegangen“, zeigt er mit der Hand nach hinten über die Rückenlehne der Holzbank. Kurz darauf hebt er sie erneut, grüßt einen vorbeifahrenden Autofahrer. „Hallo“, „Guten Tag“: Gleich mehrfach kommen Bekannte vorbei. Die Reppenstedter kennen den Mann, der bisher sein ganzes Leben in der Gemeinde verbrachte und nun Bürgermeister der Samtgemeinde Gellersen werden will.
Oder besser: „Die Mitglieder des SPD-Ortsvereins Gellersen haben einstimmig entschieden, dass ich in das Rennen gehe.“ Er gibt zu, zunächst nicht darauf vorbereitet gewesen zu sein, hatte als Ortsvereinsvorsitzender sogar selbst jemanden anderes ins Auge gefasst für die Kandidatur. Doch die Genossen sahen es anders als er. „Das einstimmige Votum stellte dann einen so großen Rückhalt dar, dass ich mich der Herausforderung stellte, sie sogar suchte, weil ich es mir von Beginn an auch zugetraut habe, Bürgermeister der Samtgemeinde zu sein.“
Vor allem vor dem Hintergrund seines beruflichen Werdeganges mit Ausbildung zum Sparkassenkaufmann und -fachwirt, Studium der Wirtschaftspsychologie mit den Schwerpunkten „Personal und Organisation“, „Arbeit und Technik“, als Personaldiagnostiker für VW, zertifiziertem Qualitätsmanager. „Meine jüngste Weiterbildung zum Projektmanagementfachmann habe ich 2018 erfolgreich durchlaufen und kann mir mit diesem Hintergrundwissen sehr gut vorstellen, regionale Projekte zu initiieren, sie zielführend, erfolgreich voran und auch zu Ende zu bringen. Als Verwaltungschef bringe ich Führungserfahrung mit und kann die Mitarbeiter motivieren.“
Als Projekte nennt er: Freizeitmöglichkeiten und den Breitensport ausbauen, sozial schwachen Familien finanziell unter die Arme greifen, damit deren Kinder an Jugendfreizeiten und Ähnlichem teilnehmen können, Gruppengrößen in den Kitas senken, mehr Personal für den Bauhof und Bürgerbusse.
„Ganz wichtig ist mir, den Leuten mein Gehör zu geben und sie partizipieren zu lassen. Das heißt, dass Bürger bei großen Projekten wie Neubaugebieten mehr beteiligt werden als bisher.“ Alle Betroffenen, Interessierten und Beteiligten bei Vorhaben will Krack in ein Boot holen. „Ich werde nicht auf die Leute warten, sondern auf sie zugehen.“
Von Stefan Bohlmann
„Die Schule muss im Dorf bleiben“
Südergellersen. Als Jüngster im Bunde ist Steffen Gärtner auf das Kandidatenkarussell aufgesprungen. Der 28-Jährige wurde von der CDU ins Rennen um das Amt des Samtgemeindebürgermeisters in Gellersen geschickt. Obwohl noch jung an Jahren, ist er bereits der dienstälteste ehrenamtliche Bürgermeister in der Samtgemeinde. Denn schon seit 2014 ist er Bürgermeister und Gemeindedirektor in Südergellersen und seit 2016 zudem Abgeordneter im Kreistag des Landkreises Lüneburg. „Ich weiß also sehr genau, was auf mich zukommt, wenn ich die Wahl gewinne“, sagt er. Es reize ihn darüber hinaus, vor Ort Projekte zusammen mit den Menschen zu realisieren. „Das Schöne ist, die Ergebnisse kann man dann direkt und ganz konkret vor der eigenen Haustür sehen.“
Tritt er vor diese, ist er sofort mittendrin im ländlich geprägten Leben. „Es ist toll hier, ich bin gerne hier“, sagt er. Zu Südergellersen gehört auch der Ortsteil Heiligenthal. „Das Dorf ist ein schönes Beispiel für das Landleben“, meint Steffen Gärtner, der in der Freizeit unter anderem als Darsteller in der Laienspielgruppe Heiligenthal und als Feuerwehrmann in der Ortswehr Südergellersen sich aktiv in die Gemeinschaft einbringt. Besonders angetan ist er von der ortsbildprägenden Wassermühle in Heiligenthal. „Ein romantisches Plätzchen“, schwärmt er.
Damit auch künftige Generationen sich so wohlfühlen wie er selbst, engagiert er sich in der Kommunalpolitik. „Sie ist ein gutes Instrument, man kann im Dialog gemeinsam Ideen entwickeln.“ Das sei nicht nur erfolgreich, sondern mache auch Spaß. „Daher ist es mir leichtgefallen, mich um die Position des Hauptverwaltungsbeamten in der Samtgemeinde zu bewerben als einen nächsten Schritt nach meiner Tätigkeit als ehrenamtlicher Bürgermeister“, verdeutlicht er. „Auch um das fortzusetzen, was wir in Südergellersen begonnen haben. Der Weg heißt, fraktionsübergreifende Zusammenarbeit, Gespräche im Hinterzimmer gibt es mit mir nicht. Dafür hätten die Bürger kein Verständnis. Sie erwarten einen offenen und ehrlichen Umgang miteinander.“
Mit dieser Denkart will er an die vielfältigen Themen herangehen, um die nach seinen Worten unglaublich hohe Lebensqualität in der Samtgemeinde Gellersen mit kurzen Wegen beim Einkauf, funktionierender ärztlicher Versorgung und sehr guter Kinderbetreuung zu halten und zu stärken. „Eine große Herausforderung wird sein, in Zukunft genügend Erzieher und Sozialassistenten zur Verfügung zu haben. Daher kann ich mir vorstellen, dass die Samtgemeinde deren Aus- und Weiterbildung mitfinanziert.“ Und wenn es bezahlbar ist, werde er den Betreuungsschlüssel verkleinern. „Wünschenswert ist es.“
Die Schulstandorte würde er als Samtgemeindebürgermeister erhalten und stärken, etwa durch finanzielle Mittel, mit der die Schulen das gestalten können, was sie benötigen. Für ihn gilt: „Die Schule muss im Dorf bleiben.“ Und sie soll möglichst auch in den Ferien Familien zur Verfügung stehen. „Wir brauchen Ideen für eine Ferienbetreuung.“
Neue Ansätze schweben ihm beim Nahverkehr vor. „Car-Sharing kann im ländlichen Bereich funktionieren. Wir haben aus den Gellerser Dörfern alleine 300 Rückmeldungen von Interessierten.“ Auch würde er gerne einen Pendler-Express einrichten. „Das ist ein Bus, der direkt von Reppenstedt zum ZOB nach Lüneburg fährt und die Fahrgäste schneller zum Ziel bringt, weil sie nicht durch die halbe Stadt fahren müssen.“ Dabei will er die Finanzen im Blick behalten. „Das ist eine Frage der Generationengerechtigkeit.“
Von Stefan Bohlmann
„Dieses Lebensumfeld erhalten“
Reppenstedt. Eine regelrechte Lobeshymne stimmt Anikó Hauch auf die Samtgemeinde Gellersen an. „Es gibt viel Grün um uns herum, die Orte sind ländlich geprägt und haben dennoch einen städtischen Charakter. Die Menschen gehen freundlich und aufmerksam miteinander um“, gerät sie ins Schwärmen. Für sie steht daher fest: „Wir müssen dieses Lebensumfeld erhalten. Am besten mit mir als Bürgermeisterin, weil ich es kann“, sagt die 44-jährige Reppenstedter Ratsfrau und FDP-Fraktionsvorsitzende im Samtgemeinderat, die jetzt den Chefsessel im Rathaus erobern will. „Ich verfüge über die nötige Lebenserfahrung, unter anderem weil ich seit zwölf Jahren selbstständig bin.“
In ihrer fachlichen Qualifikation als Wirtschaftsjuristin mit den Schwerpunkten Steuern und Prüfungswesen im Studium sieht sie ihr großes Plus, um die Aufgabe als Hauptverwaltungsbeamtin erfolgreich bewältigen zu können. „Ich bin schon jetzt eine der wenigen Ratsmitglieder, die den Haushalt wirklich im Detail lesen und verstehen können. Außerdem waren Verwaltung und öffentliches Recht weitere Themen in meinem Studium, sodass ich in der Lage bin, Gesetze lesen, verstehen und umsetzen zu können“, sagt sie. „Außerdem lebe ich seit 21 Jahren in Reppenstedt und kenne die Samtgemeinde daher sehr gut. Auch weil ich seit 2016 sie in der Kommunalpolitik aktiv mitgestalte.“
Aus diesem Ehrenamt heraus, hat sie für sich das Thema erkannt, das sie als erstes angehen würde, wenn sie die Bürgermeisterwahl gewinnt: die Finanzen. „Die Samtgemeinde hat derzeit die höchsten Schulden seit ihrem Bestehen. Diese zwölf Millionen Euro Schulden bedeuten langfristige Verbindlichkeiten mit der Folge, dass Investitionen in die Zukunft nicht mehr möglich sind, wenn der Schuldenstand nicht gesenkt wird.“ Ihr Ansatz dabei ist, mehr Mittel als bislang einzuwerben, mehr aus Förderprogrammen von EU, Bund und Land abzurufen. „Dafür benötigt die Samtgemeinde gut geschulte Mitarbeiter, die sich mit den entsprechenden Förderprogrammen auskennen.“
Ihr Lieblingsthema sei jedoch, die Straßenausbaubeitragssatzung. „Die muss weg! Sie ist eine der größten Ungerechtigkeiten in Niedersachsen“, kritisiert sie. Dass es möglich sei, diese Abgabe abzuschaffen, zeigten andere Bundesländer. „Das Land hat Millionen Euro an Steuereinnahmen. Das Geld dafür ist also da, es muss nur über den kommunalen Finanzausgleich an die Kommunen weitergereicht werden. Ich werde in Hannover so lange nerven, bis sie mich dort nicht mehr ertragen können und die Kommunen das Geld bekommen“, kündigt sie an.
Pflöcke will sie auch bei anderen Themen einschlagen. Mit ihr als Bürgermeisterin bleibe der Grüngürtel-West auf Gellerser Gebiet unangetastet. „Es bleibt dort, wie es ist, weil es sich um eine wichtige Frischluftzone und eine in grün gehaltene Distanz zum Stadtgebiet Lüneburg ist.“ Auch werde es auf dem Gebiet der Samtgemeinde mit ihr als Bürgermeisterin keinen Brunnenbau für Coca Cola geben: „Wir müssen die Ressource Grundwasser schützen, denn Trinkwasser ist Allgemeingut. Zwei Brunnen in Lüneburg müssen dem Konzern reichen.“ Ebenfalls auf strikte Ablehnung stoßen bei ihr möglich Pläne für Bahntrassen in Süder- und Westergellersen.
Wichtig ist es ihr, dass die Gellerser Grundschulen immer die besten Lehrer haben. „Über frühzeitige Stellenausschreibungen können wir das steuern.“
„Eine Kommune ist kein Wirtschaftsunternehmen. Denn Gemeinden haben den Auftrag, Daseinsvorsorge für ihre Bürger zu betreiben.“
Von Stefan Bohlmann
Steckbrief Oliver Glodzei
Steckbrief Jörn Krack
Steckbrief Steffen Gärtner
Steckbrief Anikó Hauch