Es ist Zeit für ein neues Miteinander im Lüneburger Stadtrat, meint Marc Rath in der Kolumne "Angespitzt". Es geht bei der Stichwahl um die künftige Richtung der Stadt – egal, wer an der Spitze steht.
Eine Bürgerfragestunde vor jeder Ratssitzung, Protokolle für alle Ratsmitglieder, die auch die Öffentlichkeit einsehen konnte – gab es nicht und sollte es auch nicht geben. Dass eine Ratsfrau sich nicht (mehr) mit Ratsherrin anreden lassen wollte – das ging schon gar nicht. „Wo kommen wir denn da hin?“, mag sich die christdemokratisch-liberale Mehrheit im Lüneburger Stadtrat damals gedacht haben.
Damals – das war nicht in den Anfangsjahren der neuen Republik. Nein, die gab es 1986 bereits 37 Jahre. Ein gewisser Ulrich Mädge schickte sich zu der Zeit als junger Sozialdemokrat an, hier ordentlich aufräumen zu wollen. Bürgerfragestunde und öffentliche Protokolle waren zwei der ersten Anliegen.
35 Jahre danach kann man nur den Kopf schütteln, wie solche Initiativen abgeschmettert werden konnten. Veränderungen gibt es auch jetzt, denn es blättert sich ein neues Kapital in der Stadtpolitik auf – auch wenn sich das einige nicht vorstellen können oder wollen.
SPD und CDU wirken auch fünf Tage nach ihrer Wahlniederlage wie in einer Schockstarre. Ihre Kandidatinnen haben beide die Stichwahl verpasst. Dass da Katzenjammer angesagt ist, verwundert nicht. Wenngleich auch das Ergebnis nicht verwundern sollte. Dass entweder eine Grüne oder ein Parteiloser nach dem nächsten Sonntag an der Spitze der Stadt stehen, ist keineswegs eine erstaunliche Laune der Wählerschaft, sondern hat vielmehr etwas mit der politischen Performance der beiden großen – beziehungsweise inzwischen kleineren – Volksparteien in dieser Stadt zu tun, denen das Volk wegzulaufen droht.
Es ist daher Zeit – für ein neues Miteinander, für andere Formen des Austausches, der Ideensuche, für ein nach vorne gerichtetes Zusammenleben der Stadt.
SPD und CDU haben diese Felder zu sehr anderen überlassen. Nun sollten sie schauen, dass sie wieder aktiv aufs Spielfeld kommen. Wer da für wen eine Wahlempfehlung abgibt oder es auch nicht tut, ist allerdings wenig entscheidend. Das werden die Wählerinnen und Wähler schon mit sich alleine ausmachen können.
Ob Kalisch oder Meyer – beide sind höchst unterschiedlich und wollen vieles anders machen, jeweils auf die eigene Art. Katastrophenalarm ist nicht angesagt, auch wenn manchem im Wahlkampfmodus noch danach ist. Die Verwaltung beherrscht ihr Tagesgeschäft. Egal wer an der Spitze steht. Aber die künftige Richtung der Stadt – um die ging es vor einer Woche und um die geht es nicht zuletzt am nächsten Sonntag. Mal schauen, wo es jetzt hingeht.
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