Die Patienten-Welle rollt

Dieses Foto ist vor der Corona-Pandemie entstanden. Erst seit dieser Woche normalisiert sich der Betrieb wieder, auch wenn die Patienten Abstand halten und Hygieneregeln beachten müssen. (Foto: Adobe Stock)

Dieses Foto ist vor der Corona-Pandemie entstanden. Erst seit dieser Woche normalisiert sich der Betrieb wieder, auch wenn die Patienten Abstand halten und Hygieneregeln beachten müssen. (Foto: Adobe Stock)

Lüneburg. Es war eine Situation, wie man sie in deutschen Arztpraxen wohl noch nie erlebt hat. Statt übervoller Terminkalender plötzlich le ere Wartezimmer, die Telefone blieben stundenlang stumm. Die Aufforderung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, angesichts der Corona-Ansteckungsgefahr Arztbesuche nur noch auf das Nötigste zu beschränken, zeigte deutlich Wirkung. Selbst in der sonst permanent überlaufenen Notaufnahme des Klinikums Lüneburg war deutlich weniger los. Eine regelrechte Bugwelle aufgeschobener Behandlungen wurde so aufgebaut, seit dieser Woche rollt sie mit Wucht auf die Arztpraxen zu. „Die Praxen sind jetzt wieder voll“, bestätigt Dr. Karen Blumenbach, Vorsitzende des Ärztevereins Lüneburg und Allgemeinmedizinerin in Artlenburg. Alles sei nahezu wie vor dem Corona-Shutdown – und ist doch irgendwie anders. „Die Patienten ziehen voll mit, sie halten Abstand, tragen Masken, desinfizieren ihre Hände“, schildert Dr. Maik Neumann, der mit Franziska Barth eine Hausarztpraxis in der Lüneburger Innenstadt betreibt.

Volle Wartezimmer gehören aber trotz des Andrangs der Vergangenheit an. Nur zwei Personen dürfen sich in Neumanns Wartezimmer noch zeitgleich aufhalten, die Abläufe wurden umstrukturiert. „Wir halten immer einen Arzt aus dem Geschehen heraus, damit die Praxis nicht lahmgelegt wird, wenn es zu einer Ansteckung kommt“, erläutert Neumann. Außerdem haben die beiden Hausärzte eine gesonderte Impfsprechstunde eingeführt, für die immer nur ein Arzt zuständig ist. Auch hier gilt: Arbeitsteilung, für den Fall der Fälle...

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Bei gutem Wetter draußen warten

Abstand ist auch das Gebot der Stunde in der Praxis von Karen Blumenbach. „Bei dem schönen Wetter können die Patienten auch mal draußen warten, wir haben ja auch einen schönen Garten“, sagt sie – die Vorteile einer Landarztpraxis. Mittlerweile hat sich der Betrieb eingespielt, ganz anders als zu Beginn der Corona-Pandemie. „Am Anfang haben wir alle geschwommen“, schildert die Vorsitzende des Ärztevereins.

„Damals waren alle Hausarztpraxen erst mal auf sich gestellt, zu Beginn hat man uns im Stich gelassen“, drückt es Maik Neumann ähnlich aus: „Wir hatten kein Schutzmaterial, mussten schauen, wie wir uns überhaupt orientieren“, erinnert sich der Lüneburger. Als Scherz habe sein Team zunächst den Ratschlag des Deutschen Hausärzteverbandes empfunden, dass man doch Masken selbst herstellen könne, „bis uns klar wurde, dass die das ernst meinten“. In den folgenden Tagen erfolgte der Einbruch bei den Patientenzahlen, und seit dieser Woche ist wieder voller Betrieb. Lungenfunktionstests, Ultraschall, EKG, „es hat sich einiges angestaut“, weiß Internist Neumann.

Ähnlich ist die Situation in der Notaufnahme des städtischen Klinikums, in der die Patientenzahlen in den Wochen des Shutdowns auch drastisch zurückgegangen waren. „Es ist wieder Normalität eingekehrt“, sagt Kristina Lanz, Oberärztin in der Notaufnahme. Tatsächlich kämen jetzt auch wieder mehr Herzpatienten – bundesweit war mit Sorge das Phänomen beobachtet worden, dass selbst Menschen mit Herzproblemen den Krankenhäusern aus Angst vor einer Corona-Infizierung ferngeblieben waren. Auch die Stationen des Lüneburger Klinikums sind jetzt wieder voll belegt, „bis auf die Betten, die wir vorsorglich für Covid 19-Patienten freihalten sollen“, erklärt die Oberärztin. Zwar hoffe natürlich niemand, dass die Infektionszahlen in der Region noch einmal nach oben schnellen, „aber auch für den Fall sind wir gewappnet“.



 



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