Händler auf allen Kanälen unterwegs
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Anna Vanselow von der LZ zeigt Anette Wabnitz (l.) die neue App "Kaufhaus Lüneburg" bei der Präsentation in der IHK. Foto: t&w
jj Lüneburg. Der Online-Handel wächst in Deutschland rasant, er hat schon 2014 locker die Marke von 40 Milliarden Euro geknackt. Und das Knacken hören auch die Händler in Lüneburgs Fußgängerzonen. Doch sie plagen deswegen keine Albträume von den Hunnen des Onlinezeitalters, den Amazons und Zalandos. Die Lüneburger Händler wollen zeigen, dass auch auf lokaler Basis online mitgedacht wird und die Ware heute auf verschiedenen Pfaden den Weg zum Kunden findet. Das Werkzeug dazu ist die App "Kaufhaus Lüneburg". Gestern Abend wurde sie in zweiter Version in der Industrie- und Handelskammer am Sand Händlern, Politikern und Wirtschaftsvertretern vorgestellt.
Sie wollen in Lüneburg einkaufen? Gute Wahl. Sie suchen einen freien Parkplatz? Die App "Kaufhaus Lüneburg" auf Ihrem Handy zeigt Ihnen live an, wo noch Plätze frei sind und wie Sie dorthin finden. Ob Sie Schuhe oder Accessoires suchen, Bücher oder Deko, Wellness oder Mode: Die App weist mit einem Tippen aufs Display den kürzesten Weg zum Geschäft Ihrer Wahl und bedient Sie dazu mit vielen Informationen und Angeboten rund um den Einkauf.
Und die Betreiber, die Marktplatz GmbH und die Landeszeitung, verpassen der Kaufhaus-App noch einen Turbo, der bis Jahresende seine volle Leistung im Handel entfalten soll: Sie wollen mit den Händlern einen Liefer- und Reservier-Service aufbauen. Als Piloten für den lokalen Online-Handel im Einsatz sind Jan Orthey von der Buchhandlung am Markt und Cornelius Schnabel vom gleichnamigen Schuhhaus. Orthey wird mit dem Dienstleister "Lünebote" Bücher innerhalb eines Tages zustellen. Bei Schnabel können Kunden Schuhe online aussuchen und 24 Stunden reservieren. Und natürlich gibt es das App-Angebot auch als Homepage-Version unter www.kaufhaus-lueneburg.de.
Die Präsentation in der IHK war der Auftakt für eine Kampagne, mit der der Lüneburger Einzelhandel untermauern könnte, dass er sowohl im Laden wie im Netz gut unterwegs ist. Thomas Grupe, LZ-Anzeigenleiter: "Wir wollen dem lokalen Handel eine mobile Shopping-Plattform bieten, die nachhaltig das Konsumverhalten, online wie stationär, zum Wohle des stationären Handels bündelt."
Für Lüneburg-Citymanagement-Chef Heiko Meyer ist die App die optimale Basis, den Handel zu unterstützen, "damit er online mithalten und sich besser präsentieren kann. Die App ist zugleich die Basis eines Lüneburger Online-Shops, der das Kaufhaus Lüneburg nach vorne bringt." Und da ist Eile geboten. Bis 2020 gehen die Experten des Instituts für Handelsforschung in Köln von 15 Prozent Marktanteil des Online-Handels am gesamten Einzelhandel aus. Um Gewinn aus dem Wandel zu ziehen, müssen die Händler beim Internet allerdings das Freund-Feind-Denken ablegen und sich künftig als "Multi-Channel-Händler" neu erfinden.
Gerrit Heinemann, Professor für Management und Handel an der Hochschule Niederrhein, warnt: "Es gibt noch ein Zeitfenster von zwei Jahren, danach wird der Vorsprung der Onliner zu groß sein. Der Kunde, der mit dem Smartphone online im Laden steht, akzeptiert in Zukunft keine Unterscheidung zwischen den Kanälen eines Anbieters, denn er nutzt in der Mehrzahl der Fälle heute für den Kaufprozess mehrere Kanäle. Insofern werden neue Verkaufsformen entstehen, die es im englischsprachigen Ausland schon gibt, sogenannte No-Line-Systeme, in denen die Grenzen zwischen Online und Offline verschwinden werden. Der Trend zu No-Line-Systemen wird alle Einzelhandelsbranchen bestimmen. Der Kunde mit seinem Smartphone in der Hand treibt diese Entwicklung."
Bei der Vorstellung sagte Martin Exner, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Lüneburg-Wolfsburg: Mit der "Kaufhaus Lüneburg"-App hätten die Marktplatz GmbH und die LZ "vorgelegt", jetzt gehe es um eine Steigerung der Attraktivität und um ein neues Vermarktungskonzept. Beides sei von immenser Wichtigkeit. "Das beste Angebot ist im Netz wie im realen Leben nur dann etwas wert, wenn es auch gefunden wird." Die wichtigste Änderung für den stationären Handel betreffe das Kaufverhalten des Kunden selbst. "Er ist nicht nur viel besser informiert als früher, er hat auch viele neue Optionen, die Ware seiner Wahl zu erwerben. Dabei wechselt er immer selbstverständlicher zwischen den Kanälen Offline und Online hin und her. Kurz gesagt: Der Kunde ist weniger treu als früher."
IHK-Experte Exner ist sich unterdessen sicher: "Wichtig ist es deshalb für den Handel, das Internet für sich zu nutzen. Wer dort nicht gefunden wird, der wird langfristig vom Radar der Kunden verschwinden."
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Foto: t&w IHK Am Sande neue Kaufhaus Lüneburg APP
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