Projekt „Lieblingsort“: „Dann fühle ich mich wie Dreck“
Wenn sich Norbert Penz einen Cappuccino im „Rockcafé“ in der Haagestraße gönnen will, dann muss er vorher mindestens zehn Pfandflaschen gesammelt haben. Norbert hasst das Flaschensammeln. Aber der Cappuccino, der ist viel mehr als ein liebgewonnenes Ritual. Er macht, dass das Überleben nach Leben schmeckt. (Foto: phs)
In Zusammenarbeit mit dem Verein Lebensraum Diakonie veröffentlicht die LZ bis zum Welttag zur Überwindung der Armut am Sonntag, 17. Oktober, sechs Porträts von Menschen aus Lüneburg, die am Existenzminimum leben. Einer von ihnen ist Norbert Penz. Für den 56-Jährigen bedeutet Armut vor allem schräge Blicke, „weil Du Dir einfach nichts mehr leisten kannst“.
Lüneburg. Norbert Penz rutscht mit sichtlichem Unbehagen auf seiner Sitzbank hin und her: „Ich will ja nicht unhöflich sein“, beginnt er. Nein, vielleicht doch besser anders. „Also, es geht ja hier um Armut.“ Kurzes Innehalten, ein neuer Versuch: „Ich frage nur, weil jemand anders das wissen wollte: Kriege ich vielleicht Geld für dieses Interview?“ Nein, Norbert bekommt kein Geld dafür. Geduldig hört er sich den Vortrag der Reporterin zum Thema seriöse Pressearbeit an und nickt verständnisvoll. „Na, fragen kost' ja nix.“
Aber Leben, das kostet – und zwar mehr als die 290 Euro, die Norbert abzüglich laufender Kosten wie Miete und Versicherungen monatlich zur Verfügung hat. Wenn er sich, wie an diesem Donnerstagnachmittag, einen Cappuccino im „Rockcafé“ in der Haagestraße gönnen will, dann muss er vorher mindestens zehn Pfandflaschen gesammelt haben. Norbert hasst das Flaschensammeln. Aber der Cappuccino, der ist viel mehr als ein liebgewonnenes Ritual. Er macht, dass das Überleben nach Leben schmeckt. Die schmale Erwerbsminderungsrente und das Geld vom Amt allein geben das nicht her. „Davon kann ich mir nicht mal neue Klamotten kaufen“, sagt Norbert und zeigt auf die grauen Sneaker an seinen Füßen. „Hab ich aus dem Müll gefischt.“ Verlegenes Lächeln.
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