Der Angeklagte im Gespräch mit seiner Anwältin. (Foto: us)
Am Donnerstag startete der Prozess, in dem ein 52 Jahre alter Mann des versuchten Mordes an seiner Frau angeklagt wurde. Astrid M. lag in ihrem Bett, als Jens M. plötzlich im Zimmer stand, um kurz darauf mehrfach mit einem abgebrochenen Messer auf seine Frau einzustechen. Erst als die Töchter ins Zimmer kamen, ließ der Mann von seinem Opfer ab. Zu den Motiven schweigt er. Dem Gericht blieb nur ein mühsames Herantasten an die Tatumstände.
Lüneburg. „Es war ein Todeskampf. Ich hatte Todesangst, er war komplett gewalttätig und böse.“ Noch genau kann Astrid M. sich an die Morgenstunden des 19. August letzten Jahres erinnern, die Nacht, in der ihr Ehemann Jens M. versucht haben soll, sie mit einem Fleischermesser umzubringen. Nur weil die Klinge des Messers bei dem todbringenden Angriff abbrach, überlebte sie vermutlich. Am Donnerstag begann der Prozess gegen den 52-Jährigen, der die Tat nicht bestreitet, sich aber an nichts erinnern will.
„Sich plötzlich an nichts mehr zu erinnern, geht jedes Mal total schief.“ Es war der erste Hinweis, endlich mehr auszusagen, den Franz Kompisch, Vorsitzender Richter der 4. großen Strafkammer des Landgerichts, dem Angeklagten in der sechsstündigen Verhandlung eindringlich nahelegte. Doch es half nichts, Jens M., der an der Verhandlung meist mit gesenktem Kopf teilnahm, blieb über viele Stunden stumm, nur vereinzelt gab er vor, sich an Geschehnisse vor und nach der Tat nicht zu erinnern.
Es geschah in den frühen Morgenstunden. Astrid M. lag in ihrem Bett im Obergeschoss ihres Hauses in Wintermoor bei Schneverdingen, als plötzlich der Angeklagte in der Tür ihres Zimmers stand, „regungslos und mit starrem Blick“, wie das Opfer berichtet. „Ich habe Angst gehabt und ihn gebeten, wegzugehen“, doch Jens M. habe sich zu ihr aufs Bett gesetzt und mit ihr reden wollen. „Plötzlich spürte ich einen heftigen Schlag wie mit einer Faust in meinem Rücken.“ Dann habe sie das abgebrochene Messer in seiner Hand gesehen. „Ich habe geschrien und dachte, ich muss sterben.“
Doch das Martyrium ging weiter. Mehrfach stach der Angeklagte mit dem abgebrochenen Messer auf seine Frau ein, verletzte die 52-Jährige am Auge und am Oberkörper. Von den Schreien geweckt eilten die beiden Töchter (heute 20 und 23) ins Schlafzimmer, wo sie den Vater über ihrer Mutter gebeugt vorfinden. Erst durch ihr Eingreifen habe Jens M. von seinem Tun abgelassen. Auslöser dieser Beziehungstat war die offenkundige Trennungsabsicht seiner Frau, die einen neuen Mann kennengelernt hatte. Dass der Angeklagte davon erst am Vorabend der Tat erfahren haben will, will Richter Kompisch ihm nicht abnehmen. „Sie waren grotten eifersüchtig!“, warf er ihm vor.
Doch zu seinen Motiven schweigt Jens M. sich weitgehend aus. Immer wieder spricht er von Gedächtnislücken und „weißen Flecken“, wenn das Gericht auf die genauen Tatumstände zu sprechen kommt. Die Tat selbst, an die er sich angeblich nicht erinnern kann, bedauere er. „Ich hatte nicht die Absicht, sie zu töten. Irgendwie stand ich neben mir.“
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