Für die Doku "Bis zum letzten Tropfen" sah sich das Filmteam auch bei der Brunnenbohrung für Coca-Cola bei Reppenstedt um.
Es sei eine Katastrophe in Zeitlupe. Filmemacher Daniel Harrich hat die Wasserentwicklung in Deutschland in den Blick genommen. Lüneburg spielt dabei eine besondere Rolle.
Lüneburg. Der Investigativjournalist und Filmemacher Daniel Harrich hat für seine Beiträge zum ARD-Event „Unser Wasser“ die vergangenen zwei Jahre auch in Lüneburg recherchiert. Die LZ hat nachgefragt, wie er die Ergebnisse bewertet. In dem investigativen Spielfilm „Bis zum letzten Tropfen“ zeichnen Sie das Bild eines wassergierigen Konzerns, korrupter Politiker und einer leichtgläubigen Kommunalverwaltung in der fiktiven Gemeinde Lauterbronn. Am Ende heißt es, Personen und Handlung seien frei erfunden, alles andere leider nicht. Wie viel Lüneburg steckt in Lauterbronn?Daniel Harrich: Für den Film gibt es zahlreiche Vorlagen im In- und Ausland: Ob in Lüneburg, Vittel, Treuchtlingen und Volvic oder auch Mexiko. Und mit aller Überspitzung eines Dorf-Westerns sind wir doch sehr nah an der Realität, wie sich die Situationen dort abspielen. Davon abgesehen war es auf der dokumentarischen Ebene ein großes Abenteuer und sehr interessant, in den vergangenen zwei Jahren im Mikrokosmos Lüneburg die Entwicklung rund um den dritten Vio-Brunnen Coca-Colas miterleben zu dürfen. In der gleichnamigen Doku „Bis zum letzten Tropfen“ werfen Sie einen Blick auf den zurückliegenden Streit um den geplanten dritten Vio-Brunnen von Coca-Cola bei Lüneburg und die anzuzweifelnden Datengrundlagen. Inwiefern ist Lüneburg exemplarisch für den Rest der Republik? Lüneburg ist ein gutes Beispiel, um das Problem der Ressourcenverteilung darzustellen in einem Land, in dem wir glaubten, uns nie über die Endlichkeit von Wasser Gedanken machen zu müssen. Letztendlich stellt die Klimakrise bei uns alles auf den Kopf. Die Veränderungen, die wir heute schon spüren, sind Veränderungen, die Expertinnen und Experten vor 30 Jahren nicht hätten voraussagen können. Das gibt uns und unseren politischen Entscheidern die Denksportaufgabe: Können wir erahnen, wo wir von heute aus gesehen in 30 Jahren stehen? Und wenn wir auf Wasserentnahmegenehmigungen blicken, sind die Getränkehersteller sicherlich das plakativste Beispiel. Aber es betrifft auch alle anderen Formen der Industrie, der Landwirtschaft und natürlich die öffentliche Trinkwasserversorgung. Und die Nutzungskonflikte nehmen auch in Deutschland zu. Dann geht es bei den vorhandenen Wasservorkommen nicht nur um Quantität, sondern auch um Qualität und die Auswirkungen auf Lebens-, Natur- und Wirtschaftsräume. Dabei ist Wasser noch unheimlich billig: Das macht es nicht nur zu einer attraktiven Handelsware, sondern führt auch dazu, dass in der Industrie hervorragendes Trinkwasser für Reinigungsprozesse genutzt wird oder wir zu Hause damit unsere Toilette spülen. Da steht uns noch eine große gesellschaftliche Anpassung bevor, um vernünftig mit der wertvollen Ressource Wasser umzugehen. Wie sind Sie auf das Thema aufmerksam geworden? Da gilt der Dank Ihrer Berichterstattung: Wenn die Lüneburger Landeszeitung über die vielen Jahre hinweg nicht das Thema rund um den dritten Brunnen für Coca-Cola so gut und detailliert begleitet hätte, wären wir da nicht so weit gekommen. Das zeigt wieder einmal, welche hohe Relevanz die lokale Berichterstattung auch für solche Themen hat. dth
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