„Wir haben viel erreicht“
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Manfred Persy leitete 35 Jahre lang den SOS-Hof Bockum. Jetzt geht er in den Ruhestand. Foto: bau
Bockum. Gebäude – überwiegend baufällig, unbewohnbar. Infrastruktur – kaum vorhanden. Bewohner – eher tierischer Natur. Das alte Rittergut in Bockum in der Geme inde Rehlingen war 1985 von trauriger Gestalt. Dass hier ein integrativer, lebenswerter Ort zum Wohnen und Arbeiten für Erwachsene mit geistiger Behinderung von SOS-Kinderdorf entstehen sollte, erschien kaum vorstellbar. Doch es kam genau so. Maßgeblichen Anteil daran trägt Manfred Persy. Er ist der erfolgreiche Baumeister der Einrichtung, leitet sie vom ersten Tag an. Aber zum Monatsende ist nach 35 Jahren Schluss. Persy geht in Ruhestand. „Es ist der richtige Zeitpunkt“, sagt der 61-Jährige.
Jede Menge Idealismus notwendig
Persy sitzt an seinem Schreibtisch, wirkt zufrieden. „Wir haben viel erreicht.“ Er blickt auf alte Fotos aus den Anfängen. „Es hat schon viel Idealismus und jugendlicher Leichtsinn dazugehört, sich dieser Aufgabe zu stellen“, sagt er. Der Hamburger Kaufmann Friedrich Homann hatte 1981 das Anwesen dem SOS-Kinderdorf-Verein als Schenkung übergeben. Der entschied im Sinne von Homann, den Hof zum Wohl von hilfsbedürftigen Menschen mit Wohn- und Arbeitsplätzen für behinderte Erwachsene neu zu gestalten.
Manfred Persy wollte nach dem Abi Agrarwissenschaften studieren, verwarf es aber zugunsten einer Lehre als Gärtner in einem Demeter-Bio-Betrieb. Anschließend bewarb er sich 1981 als Gärtner in der SOS-Dorfgemeinschaft Hohenroth, der damals bundesweit ersten SOS-Kinderdorf-Einrichtung für Erwachsene mit geistiger Behinderung. Er erhielt die Stelle unter der Bedingung, mit seiner Frau Martina auch als Hauseltern für zu Betreuende zu fungieren. Ein Zeit, die Persy prägte. Als das SOS-Kinderdorf Mitarbeiter für den Aufbau einer zweiten Einrichtung für behinderte Erwachsene in Bockum suchte, stellte sich der damals 27-Jährige erfolgreich mit einem eigenen Konzept vor.
Die ersten Entwicklungsschritte in Bockum waren beschwerlich. Die zunächst vorgesehenen zwei Wohnhäuser standen erst 1987 zur Verfügung. Es folgte der Einzug der Tischlerei in die Räumlichkeiten der sanierten Mühle. Der landwirtschaftliche Bereich arbeitete schon nach Persys Vorstellung als Bio-Betrieb. „Danach hat alles eine rasante Entwicklung genommen“, sagt er.
„Werkstatt für behinderte Menschen“
Bereits 1991 verfügte die Einrichtung mit dem Bezug von Haus 14 über 34 Wohnplätze. 1993 folgte der Neubau eines Gemeinschaftshauses, 1994 Kauf des Heidehauses an der Wohlenbütteler Straße in Amelinghausen. Dort entstand die erste Außenwohngruppe. Heute wohnen fast die Hälfte der Betreuten im Heideort. 1999 wurden alle Arbeitsbereiche als „Werkstatt für behinderte Menschen“ (WfbM) anerkannt. Seitdem haben die Betreuten einen Arbeitsvertrag, erhalten monatlich ihren Lohn, sind sozialversichert. „Das war einer der schönsten Momente“, sagt Persy, für den auch Integration wichtig ist.
„Das war mir immer ein großes Anliegen, dass wir uns offen zeigen und nicht verstecken.“ Daher gibt es regelmäßig Besuche von Schulklassen sowie den Tag der offenen Tür. „Ohne das hervorragende Miteinander und die hochqualifizierte Arbeit aller Mitarbeiter wäre das nicht möglich gewesen“, lobt Persy.
Manfred Persy wird am Freitag, 21. Februar, verabschiedet. Die Veranstaltung für geladene Gäste beginnt um 10 Uhr. Vorgestellt wird dann auch Persys Nachfolger, Wolfgang Lüdke.
LZ