Papa Kevin hat die Mütze auf

Warum die neue Disney-Serie „Koala Man“ komplett überdreht

Passt auf, dass nichts passiert: Koala Man wacht über die australische Kleinstadt Dapto. Szene aus der Zeichentrickserie.

Passt auf, dass nichts passiert: Koala Man wacht über die australische Kleinstadt Dapto. Szene aus der Zeichentrickserie.

Wenn im australischen Städtchen Dapto was nicht richtig läuft, muss Kevin ran. Kevin ist Koala Man, und fühlt sich für Aliens, Gruselgestalten und Kleinganoven der Gegend ebenso zuständig wie für die Müllabfuhr im Städtchen. Erst wenn er seine Tonnen auf den Bürgersteig gerollt hat, zieht die Nachbarschaft nach, denn Kevin ist super im Befolgen von Regeln und Vorschriften.

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Auf der wilden Mülldeponie wartet ein Monster auf frische Abfälle

Über das Komponieren einer Koala-Man-Erkennungshymne verpasst er allerdings eines Tages die rechte Zeit – das Müllauto kommt und bleibt leer. Was Kevin nicht weiß: Draußen in dem wilden Deponieloch, in dem der Mülllasterfahrer allwöchentlich seine Fracht umweltverachtend abkippt, lebt ein grünrotes Ding, halb Godzilla, halb gefräßige Riesenmohnblüte. Eins, das mordsmäßig sauer wird, als ihm die Abfälle ausgehen.

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So startet die erste Staffel der Zeichentrick-Comedy „Koala Man“, visuell problemlos der „Rick & Morty“-Schule zurechenbar, mit Figuren, von denen die meisten eine Simpsons-artige Glubschäugigkeit aufweisen, andere an die Gammeloptik der MTV-Rock-Gnome Beavis und Butthead erinnern.

Daddys Sehnsucht, aus der Masse herauszuragen

„Rick & Morty“-Schöpfer Justin Roiland gehört zu den ausführenden Produzenten von „Koala Man“, einer Zeichentrickserie, deren Humorspektrum auch schon mal tief ins Deftige, Gürtellinienunterschreitende hineinragt. Es geht, so scheint’s, um den Alltag der kleinen Leute in einer Kleinstadt und um den Wunsch eines Familienvaters, aus der Masse herauszuragen.

Originell? Roilands und Autor Michael Cusacks Kevin ist nicht der erste Durchschnittsbürger im Superheldenoutfit, da gab es schon einige – angefangen von Stanley Beamish, der in „Immer wenn er Pillen nahm“ (1966/67) per Medikation flugfähig und übermenschlich stark wurde, über Pixars „Unglaubliche“ (2004/2018) bis hin zu den Jungkriminellen von „Misfits“ (2009–2013), die während der Sozialarbeitsstunden von einem übernatürlichen Gewitter mit Sonderkräften bestückt wurden. Der Unterschied: Koala Man besitzt keine Superkraft. Er ist eher wie Batman.

Nein, falsch, der Batman-Vergleich hinkt, denn Koala Man ist – jetzt beginnt ein übernatürliches Spoilergewitter – auch kein athletischer Zampano. Springt Koala Man vom Baum, um ein paar juvenile Nichtsnutze in die Spur zu bringen, verknackst er sich dabei prompt den Knöchel. Sein bevorzugtes Mittel im Kampf gegen das Unrecht und das Böse ist Eukalyptusöl, das er dem Gegner ins Gesicht spritzt – nicht aus irgendwelchen im Heldenanzug versteckten Düsen, sondern aus einem simplen Fläschchen.

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Lieber wäre es Vicky, ihr Kevin würde mal zur Bohrmaschine greifen

Weil er gar keinen Heldenanzug hat, sondern T-Shirt und kurze Hose trägt. Kevins ganzer Heldendress ist eine Koalabärenmütze mit großen Ohren, die vor allem deutsche Liebhaber komischer Superhelden umgehend an Genschman denken lässt, die Comicverballhornung des einstigen FDP-Außenministers Hans-Dietrich Genscher.

Koala Mans Identität ist zumindest in der Familie ein offenes Geheimnis, denn er sieht eben aus wie Papa Kevin. Söhnchen Liam und Tochter Alison sind von Daddys Möchtegern-Vigilantentum eher peinlich berührt, Mama Vicky macht gute Miene zum kindischen Spiel. Ihr wäre es lieber, Kevin würde mal zur Bohrmaschine greifen und den Wohnzimmertisch reparieren, anstatt eine Stadt zu retten, in der undankbares Volk „Koala Man sucks“ auf die Bretterzäune sprayt. Es ist nicht leicht, ein Held zu sein.

In einem Dorf, in dem Bürgermeister Big Greg (im Original gesprochen von Hugh Jackman) seine Gürtelschnalle wie einen Bumerang werfen kann und sich selbst die lokalen Straßenwärter auf Telekinese und Elektroentladungen verstehen. Und in einer Familie, in der alle ihre eigenen Ambitionen haben: Mama Vicky, die als Schulkantinenchefin davon träumt, die ungesunden Limonaden zugunsten eines Ingwer-Karotten-Drinks von der Speisekarte zu verbannen. Oder Sohn Liam, der unbedingt Amerikaner werden möchte. Oder Tochter Alison, die gern das mächtigste Mädchen an der Schule wäre.

Und Nicole Kidman ist die Königin von Australien

Immer mehr steht fest, dass Kevin der Normalste in einer ziemlich irren Parallelwelt ist. In der die Titanic dank eines Zeitreisenden nie gesunken ist (was in letzter Konsequenz zur Vernichtung der USA führte) und in der Nicole Kidman die Königin von Australien ist. Die Serie übertourt und büßt dabei ihren Charme ein.

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Der penible Kevin verliert sich in einer schrillen Abenteuerkaskade, in der eine Kippe des Weihnachtsmanns ein Buschfeuer entfacht, das dann nach einem Zweikampf von Koala Mans Antagonisten, einem mannsgroßen Kookaburra (australischer Eisvogel), ausgepinkelt wird. Urinieren als Superkraft – an einen solchen Fall können wir uns nicht erinnern.

Oder wir haben ihn verdrängt. Schade, dass der Normalo Kevin mit dem Helferkomplex und dem Ordnungsfimmel zwischenzeitlich hinter all dem Supergetöse verschwunden ist. Ihn mochten wir am liebsten.

„Koala Man“, erste Staffel, acht Episoden, Animationsserie von Michael Cusack und Justin Roiland (ab 18. Januar bei Disney+)

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