Aufräumen nach dem großen Fischsterben in Australien
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Tote Fische treiben im Darling River.
© Quelle: Samara Anderson/AAP/AP
Fotos und Videos auf sozialen Medien zeigen eine dicke Schicht an Fischen, die das Wasser des Darling River wie ein Teppich bedecken. Stellenweise hat der Fluss einen hellgrünen Farbton angenommen. Einheimische berichten, dass der Gestank der toten Fische „absolut schrecklich“ sei.
Laut der australischen Grünen-Politikerin Cate Faehrmann befindet sich der Darling-River „im Ausnahmezustand“, wie sie am Wochenende auf Twitter schrieb. Über die vergangenen Tage hinweg sind Millionen von Fischen in dem Fluss verendet und verstopfen den Wasserlauf. Dadurch entstehe eine Gefahr für Gesundheit und Umwelt, schrieb Faehrmann.
Der Darling River ist der drittlängste Fluss Australiens und Teil des wichtigen Murray-Darling-Flusssystems im Osten Australiens. Der Fluss wird lokal häufig als das „Lebenselixier des Outbacks“ beschrieben. Aus der Region des Murray-Darling-Flusssystems stammt etwa ein Drittel der landwirtschaftlichen Erzeugnisse Australiens.
Natürliches Phänomen oder vom Menschen verursacht?
Vonseiten der Behörden heißt es, ein natürlich vorkommendes Phänomen namens hypoxisches Schwarzwasser sei für das Fischsterben verantwortlich. Dieses würde einen extrem niedrigen Sauerstoffgehalt im Wasser verursachen. Außerdem sei das Fischsterben durch das heiße Wetter und einen sinkenden Wasserpegel nach den Überschwemmungen nochmals verschärft worden.
Es ist das Ergebnis von Wassermisswirtschaft und Klimawandel.
Cate Faehrmann,
Grünen-Politikerin
Ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums im australischen Bundesstaat New South Wales erklärte gegenüber dem Nachrichtenmedium „News.com.au“, dass wärmeres Wasser weniger Sauerstoff enthalte als kaltes Wasser und Fische bei höheren Temperaturen einen höheren Sauerstoffbedarf hätten. Tatsächlich kletterten die Temperaturen am Sonntag in der Region auf 40 Grad.
Faehrmann widersprach der offiziellen Version jedoch: In einer Serie an Tweets schrieb sie auf dem Kurznachrichtendienst: „Dies ist kein natürliches Ereignis.“ Und weiter: „Es ist das Ergebnis von Wassermisswirtschaft und Klimawandel.“
Notfallzentrum koordiniert Einsatz
Die Politikerin forderte am Wochenende deswegen ein sofortiges Handeln: „Wir können nicht zulassen, dass diese Millionen von Fischen verrotten und den Fluss verschmutzen“, schrieb sie. „Wir müssen so handeln, wie wir es in jedem staatlichen Notfall tun würden.“
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Unzählige tote Fische treiben seit ein paar Tagen auf dem Fluss Darling stromabwärts.
© Quelle: Samara Anderson/AAP/AP
Trotz der Krisensituation beobachteten die Behörden die Lage jedoch über Tage hinweg, ohne einzugreifen. Erst diese Woche lief nun eine großangelegte Aufräumaktion an, um eine noch größere ökologische Katastrophe zu verhindern. Ein Notfallzentrum, das in der Region in Betrieb genommen wurde, koordiniert inzwischen die Aufräumarbeiten, bei denen die verrottenden Fische aus dem Wasser geholt werden.
Zusätzlich zu den Aufräumarbeiten wird der Fluss mit qualitativ höherwertigem Wasser bestückt, um den Sauerstoffgehalt im Wasser zu verbessern. Außerdem koordiniert das Zentrum die Frischwasserversorgung der lokalen Gemeinde, die in großen Teilen auf Wasser aus dem Fluss angewiesen ist. Für Dienstag ist nun auch eine Gemeindeversammlung anberaumt worden, um die Bürger über den Verlauf der Aktion und die Folgen für ihre Region zu informieren.
Kein Einzelfall
Laut lokaler Medien handelt es sich um das schlimmste Fischsterben, das die Region bisher heimgesucht hat. Ähnliche Vorfälle ereigneten sich aber bereits über die Sommermonate 2018 und 2019. Beim damaligen Fischsterben gab die damalige australische Regierung der zu der Zeit anhaltenden Dürre im Land die Schuld. Auch damals verwies man auf die sommerliche Hitze sowie auf eine Algenblüte. Doch weitere Untersuchungen zeigten damals auch, dass der Raubbau an der Natur die Situation mit verursacht hatte.
Rekord-Hochwasser in Australien
Nach heftigen Niederschlägen in den Tagen zuvor ist es am Wochenende zu rekordverdächtigen Überschwemmungen gekommen.
© Quelle: Reuters
Eine Handvoll großer Farmen und Unternehmen – vor allem Baumwollproduzenten und Bergbaufirmen – waren damals für 86 Prozent der Wasserentnahme im Bereich des Barwon-Darling-Flusssystems im Norden des Landes verantwortlich gewesen. Dieses Verhalten trieb den südlichen Teil des Darling Rivers drei Jahre früher als notwendig in die Dürre. Nach der massiven Wasserentnahme im Norden kam im Süden einfach nicht mehr genug Wasser an.
Erinnerung an 2019
Im September 2019 schwangen sich die Behörden dann schon mal zu einer großangelegten Aktion auf – damals ging es allerdings um eine Rettungs- und keine Aufräumaktion. Damals siedelte man tausende einheimische Fische rund um den am Darling River gelegenen Ort Menindee um.
Vor allem einheimische Fischarten wie Murray Cod und Golden Perch wurden aus mehreren kurz vor dem Austrocknen stehenden Wasserbecken gerettet. Nachdem sie mit Netzen aus dem Wasser gefischt worden waren, wurden die Fische in Fahrzeugen mit Sauerstoff- und Temperaturkontrolle transportiert und in einen Abschnitt des Lower Darling Rivers gebracht, wo ihre Überlebenschancen deutlich größer waren.