THW-Experte zu den Erdbeben

Überlebenschancen unter Trümmern – und wie die Türkei die internationale Hilfe koordiniert

Feuerwehrleute suchen in den Trümmern eines zerstörten Gebäudes nach Menschen. Nach den schweren Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet sind 50 Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) zum Hilfseinsatz in Gaziantep im Südosten der Türkei eingetroffen.

Feuerwehrleute suchen in den Trümmern eines zerstörten Gebäudes nach Menschen. Nach den schweren Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet sind 50 Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) zum Hilfseinsatz in Gaziantep im Südosten der Türkei eingetroffen.

Die Zahl der Todesopfer nach Erdbeben in der Türkei und in Syrien steigt auf mehr als 11.000. Tag und Nacht suchen Helfende weiter nach Überlebenden unter den Trümmern. Viele der Helferinnen und Helfer sind aus dem Ausland angereist. Aber bestehen nach mehr als 48 Stunden überhaupt noch Überlebenschancen für verschüttete Menschen?

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

„Das kommt sehr auf die Bauweise der verschütteten Gebäude an“, sagt Martin Zeidler dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Er ist beim Technischen Hilfswerk (THW) Referatsgruppenleiter Einsatz und koordiniert aktuell von Deutschland aus die Hilfe des THW in der Türkei. In der Region gebe es viele Bauten aus geschütteten Betonplatten, erklärt er. „Da bilden sich beim Zusammenstürzen oft Hohlräume.“ Das sei besser als etwa bei Lehmbauten, bei denen das nicht der Fall sei. „Menschen können unter Trümmern fünf bis sieben Tage überleben“, so Zeidler. Doch nur unter bestimmten Bedingungen, unter anderem spiele das Wetter eine Rolle und auch der Zugang zu Wasser, ob also eventuell Regenwasser in den Hohlraum tropfe.

Region kämpft mit kalten Temperaturen

Die Helfenden in der Unglücksregion kämpfen aber nicht nur gegen Schutthaufen an, sondern auch gegen Temperaturen um den Gefrierpunkt. „Kalte Temperaturen sind eher positiv“, sagt wiederum Zeidler mit Blick auf die Überlebenschancen. „Dann sinken die Körperfunktionalitäten und der Organismus verbraucht nicht so viel.“ Es dürfe aber wiederum nicht so kalt sein, dass die Menschen erfrieren.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Generell gelte aber natürlich: „Je mehr Zeit vergeht, desto geringer werden die Chancen, Überlebende zu finden“, sagt der THW-Experte. Ein 50-köpfiges Team des THW, spezialisiert auf die Ortung und Rettung verschütteter Menschen, ist an diesem Mittwoch in der Türkei eingetroffen mit 16 Tonnen Technik und Ausrüstungen. Das Einsatzgebiet werde nach Stand von Mittwoch die Provinz Hatay sein, sagte ein Sprecher.

THW rechnet mit schwierigem Einsatz

Das THW rechnet angesichts des Ausmaßes der Zerstörungen und der Nachbebengefahr mit einem schwierigen und möglicherweise auch längeren Einsatz im Erdbebengebiet der Türkei, wie THW-Präsident Gerd Friedsam vor dem Abflug des Teams deutlich machte. Nach den Erfahrungen aus früheren Auslandseinsätzen bei anderen schweren Erdbeben weltweit gehe er davon aus, dass „wir noch zig Helferinnen und Helfer dorthin entsenden werden“, sagte Friedsam der Deutschen Presse-Agentur.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Je nachdem, wie sich der Einsatz entwickele, könnten zunächst Ablöse- oder Verstärkungskräfte erforderlich werden. Dann werde es um eine Überlebenshilfe für die Menschen gehen, etwa um Wasser oder andere benötigte Hilfsgüter wie Zelte, Decken, Schlafsäcke. „Das, wie gesagt, können wir zusätzlich noch liefern und einiges darüber hinaus bis zum Campbau“, sagte Friedsam. Fokus und Umfang der Hilfen hingen auch von den Gegebenheiten und Möglichkeiten im jeweiligen Land ab. Die Einsatzkräfte in Erdbebenregionen müssten bei der schnellen Menschenrettung auch Vorsorgemaßnahmen für Nachbeben treffen, die es immer noch geben könne. Das THW-Team reist nach eigenen Angaben im Auftrag der Bundesregierung und auf Ersuchen des Auswärtigen Amtes in das Erdbebengebiet der Türkei.

Wie koordiniert die Türkei die Hilfe aus dem Ausland?

Doch wie koordiniert die Türkei die Hilfe aus dem Ausland eigentlich? Das erklärt THW-Experte Zeidler dem RND: „Federführung hat der türkische Zivilschutz“, sagt er. „Von dem betroffenen Land werden Anforderungen gestellt, was benötigt wird.“ Das werde in einem geregelten Verfahren gemeldet und die Länder und Hilfsorganisationen könnten dann darauf reagieren und angeben, was sie davon leisten können, sodass nicht von manchem zu wenig und von anderem wiederum zu viel gebracht werde. „Der türkische Zivilschutz ist da sehr gut aufgestellt“, lobt Zeidler die Behörde. Das THW habe bereits in der Vergangenheit mit dem türkischen Zivilschutz zusammengearbeitet. Und während die 50 Helfenden des THW in der Türkei mit ihrer Arbeit vor Ort beginnen, ruht auch die Koordinationsstelle von Zeidler nicht. „Wir sind hier 24/7 besetzt“, sagt er.

mit dpa

Mehr aus Panorama

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Verwandte Themen

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken