Papst Franziskus ist sauer

Georg Gänswein: Diese Vatikangrößen greift Benedikts Privatsekretär in seinem Buch an

Erzbischof Georg Gänswein schaut auf Papst Franziskus.

Erzbischof Georg Gänswein schaut auf Papst Franziskus.

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Zwei Tage bevor das Enthüllungsbuch von Erzbischof Georg Gänswein am Donnerstag in Italien in die Buchläden kommt, kursieren im Vatikan die Namen derer, auf die es der Ex-Sekretär von Papst Benedikt XVI. im Text besonders abgesehen hat. Allen voran ist da natürlich Papst Franziskus, der einen derart großen Redebedarf mit Gänswein sah, dass er die Vorbereitung eines der wichtigsten Termine des Jahres einschränkte, um ihn zu sprechen.

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Am Montag hatte der Papst das jährliche Treffen mit dem diplomatischen Corps absolvieren müssen. Dort hält der Papst jedes Jahr eine Art Grundsatzrede des Vatikans. Diesmal ging es um Abrüstung. An diesem Tag lässt der Papst normalerweise keinen anderen Termin zu, doch an diesem 9. Januar schien ihm das Gespräch mit dem langjährigen Vertrauten und Privatsekretär des gestorbenen Benedikt XVI. so wichtig, dass er es vor das Treffen mit den Diplomaten legte. Ein solcher Termin deutet darauf hin, dass der Papst dem Gespräch absolute Priorität einräumte. Worum es ging, weiß im Vatikan jeder. Gänswein soll schweigen. Das einzige Ergebnis der Unterredung des Papstes zeigte das ganz klar, denn nach dem Gespräch drang zum ersten Mal absolut gar nichts über den Inhalt an die Öffentlichkeit.

Ließ der Papst Gänswein kaltstellen?

Worüber der Papst sauer ist, haben italienische Tageszeitungen bereits ausführlich verraten. In dem Buch beschwert sich Georg Gänswein, dass der Papst ihn kaltgestellt hatte. Gänswein zeigte sich vor allem deswegen so verletzt, weil die Anordnung des Papstes, dass seine Anwesenheit nicht mehr erwünscht sei, vor einer ganzen Reihe von Mitarbeitern ausgesprochen wurde.

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Warum Gänswein gefeuert wurde, ist im Vatikan kein Geheimnis. Benedikts Privatsekretär hatte mehrfach eine Gruppe um sich geschart, die alle Bemühungen von Papst Franziskus torpedieren wollte, die Ehelosigkeit der Priester, den Zölibat, zumindest in einigen Teile der Welt aufzuheben. Das schaffte die Gruppe während der Amazonassynode im Jahr 2019 bereits erfolgreich und sie legte dann mit dem Buch des Kardinals Robert Sarah „Aus der Tiefe des Herzens“ im Jahr 2020 nach. Darin verteidigt der Kardinal den Pflicht Zölibat.

Gänswein war daran insofern beteiligt, als dass er das Vorwort des Buches von Papst Benedikt XVI. vermittelte. Papst Franziskus platzte der Kragen und er ordnete an, dass Gänswein zu Hause bleiben solle. Daraufhin war der ein Präfekt ohne Amt. Auch die Bemühungen von Joseph Ratzinger, seinem Sekretär zu ermöglichen, sein Amt wieder zu erlangen, scheiterten. Daraufhin versuchte Gänswein mehrfach persönlich, den Papst umzustimmen, was ihm nicht gelang.

Streit um Wohnung des Präfekten

Auch der Außenminister des Vatikans muss eine Attacke von Georg Gänswein einstecken. Dabei geht es um einen Streit, der Jahre zurückliegt. Papst Benedikt XVI. hatte in einer seiner letzten Amtshandlungen Gänswein in das mächtige Amt des Präfekten des päpstlichen Hauses geholt, was Papst Franziskus von Anfang an ein Dorn im Auge war. Prinzipiell hätte Gänswein damit ein Recht auf die wunderschöne Wohnung des Präfekten gehabt, die im apostolischen Palst liegt. Doch Gänswein ist dort nie eingezogen, weil der Papst das nicht wollte. In seinem Buch soll er dem Ärger darüber Luft machen, dass diese Wohnung Außenminister Paul Richard Gallagher zugesprochen wurde, der ein enger Vertrauter des Papstes ist.

Auch der Vorgänger im Amt des Sekretärs von Joseph Ratzinger, Bischof Josef Clemens, bekommt sein Fett weg. Die Aussöhnung der beiden, die vor Jahren den Vatikan beschäftigte, hat offensichtlich nicht wirklich gehalten. Clemens wurde zugetragen, dass Gänswein ihm in seinem Buch vorwirft, sich der diskreten Abendessen mit Papst Benedikt XVI. bei ihm zu Hause und der dort herrschenden friedlichen Atmosphäre im Gegensatz zum päpstlichen Haushalt gebrüstet zu haben, was Joseph Ratzinger verärgert haben soll. Offensichtlich hatte Gänswein mit der jahrzehntelangen Verbundenheit von Clemens mit Ratzinger ein Problem.

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Die Front gegen Gänswein wird größer

Auch die ehemalige Mitarbeiterin von Papst Benedikt, Ingrid Stampa, muss eine Attacke von Gänswein ertragen. Ihr wurde gesteckt, dass sich der 66-Jährige in seinem Buch über ihre unerwünschten Einmischungen in das Leben von Papst Benedikt XVI. beklagt habe.

Und auch der ehemalige Kardinastaatssekretär Tarcisio Bertone kommt nicht gut weg. Aus seinem Umfeld war zu hören, dass er sich besonders darüber ärgerte, dass Gänswein behauptet, er habe schon vor seiner Ernennung in sein Amt herumerzählt, dass er der künftige Staatssekretär werde.

Noch ist offen, wie es jetzt mit Georg Gänswein weiter gehen wird. Die Zahl der hohen Würdenträger wie dem einflussreichen deutschen Kardinal Walter Kasper, die sich alle enttäuscht darüber zeigten, dass Gänswein mit seinen Attacken an die Öffentlichkeit geht, steigt weiter. An einer einflussreichen Stelle im Vatikan kann Erzbischof Gänswein jetzt kaum bleiben.

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