Es wird eng für E-Roller in Paris
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Eine Person fährt mit einem E-Roller durch Paris – im Hintergrund der Eiffelturm. (Symbolbild)
© Quelle: picture alliance / abaca
Paris. Auf den ersten Blick hat Paris wenig von einem Dschungel. Dafür gibt es zu viel Beton, das Grün wächst auch nicht gerade üppig, obwohl die Bürgermeisterin Anne Hidalgo ein ehrgeiziges Programm zum Pflanzen von 170.000 neuen Bäumen während ihrer aktuellen Amtszeit aufgelegt hat. Was dennoch an einen Dschungel oder wahlweise den Wilden Westen erinnert, ist eine gewisse Regellosigkeit auf den Straßen. Da werden Fußgängerinnen und Radfahrer – gerne auch von rechts – von Elektrorollern überholt, auf denen mitunter zwei Personen stehen. Da werden rote Ampeln missachtet oder Gehwege als Parkplätze für die elektronisch betriebenen Flitzer verwendet, sodass kein Durchkommen mehr möglich ist.
Seit die E‑Roller 2018 in der französischen Hauptstadt aufkamen, hat das Rathaus mehrmals versucht, klare Regeln für ihre Nutzerinnen und Nutzer einzuführen. Zwar waren Bürgermeisterin Hidalgo und ihre Rathausregierung zunächst positiv gegenüber diesem neuen Verkehrsmittel eingestellt, das die Umwelt nicht verschmutzt, die öffentlichen Transportmittel entlastet und die Menschen vom Auto abbringen soll. Doch Paris wirkte, als sei es von den Geräten regelrecht überschwemmt, die an allen Straßenecken standen oder oft auch lagen.
22 starben vergangenes Jahr bei E-Roller-Unfällen
In der Folge begrenzte die Stadt die Zahl der Leihanbieter und veranlasste, die Geschwindigkeit in 700 Zonen der Stadt automatisch auf zehn statt bisher 20 Stundenkilometer zu drosseln. Trotzdem kommt es regelmäßig zu Unfällen, teils auch zu schweren. Im vergangenen Jahr starben dabei 22 Menschen, gegenüber sieben im Jahr 2020 – als die Menschen coronabedingt weniger unterwegs waren – und zehn im Jahr 2019. Der Anstieg könnte auch mit der vermehrten Nutzung der E‑Roller zusammenhängen. Diese nahm innerhalb des vergangenen Jahres in Paris um 88 Prozent zu.
Nun aber ist ein Aus ab nächstem Frühjahr zumindest für die Leihgeräte, nicht aber für die privat gekauften im Gespräch. Würde der Vertrag der drei verbliebenen Leihanbieter Tier, Lime und Dott mit der Stadt nicht verlängert, müssten diese ihre 15.000 Gefährte entfernen. Um das zu verhindern, kündigten die Unternehmen nun neue Maßnahmen an: Minderjährigen wird der Zugang zu den E‑Rollern verboten, deren Nutzer künftig ihren Personalausweis scannen müssen. Außerdem werden Nummernschilder angebracht, um die Ahndung von Verkehrsdelikten zu erleichtern.
Betreiber hoffen auf Erfolg der Maßnahmen
„Das Ziel besteht darin, unsere Kunden zu einem verantwortungsbewussteren Verhalten zu bringen“, sagte Alex Souter, Frankreich-Chef des Unternehmens Tier Mobility. Wer gegen die Verkehrsordnung verstoße, dem drohe die Sperrung. Außerdem kündigten die Betreiber an, mit einem System zu experimentieren, das erkennen soll, wann ein E‑Roller auf dem Bürgersteig unterwegs ist, um dort die Fahrt zu blockieren.
Künftig soll auch die Zahl der Mitarbeitenden, die sich um eine ausgewogene Verteilung der Geräte in der Stadt und ein ordnungsgemäßes Parken kümmern, verdoppelt werden. Zudem schlugen Tier, Lime und Dott vor, eine höhere Zahl der Parkplätze zu finanzieren und dafür die Leihgebühr anzuheben. Diese liegt im Moment bei 15 bis 25 Cent pro Minute, plus einem Euro Grundgebühr. Das ist zwar teurer als ein Ticket für die Metro – doch dort kam es in letzter Zeit vermehrt zu Ausfällen und Streiks. Die Fortbewegung in der französischen Metropole ist manchmal so schwierig wie im Dschungel.