Kunst geht durch den Magen: Student in Südkorea isst Installation auf
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/A2OQBJYQSRGLLN2RR5E27AO6VU.jpeg)
Der Galerist Emmanuel Perrotin präsentiert das Kunstwerk „Comedian“ von Maurizio Cattelan auf der Art Basel in Miami im Jahr 2019. Diese für 120.000 Dollar als Installation verkaufte Banane wurde auf der Ausstellung vor den Augen perplexer Besucher von einem Aktionskünstler verspeist.
© Quelle: Siobhan Morrissey/AP/dpa
Vermutlich wird es die teuerste Banane sein, die der Kunststudent Noh Huyn-soo in seinem Leben essen wird. Mit ziemlicher Sicherheit sogar. Denn es war nicht irgendeine Banane, sondern ein Teil des Kunstwerks mit dem passenden Namen „Comedian”, wie der „Spiegel” berichtet. Es stammt von einem italienischen Künstler namens Maurizio Catellan. Der 62-Jährige hatte seine Kreation, die 2019 während der Art Basel in Miami mit Klebeband an der Wand befestigt worden war, vor ein paar Jahren für rund 110.000 Euro verkauft.
Banane wird regelmäßig ausgetauscht
Nun war das gelbe Stück Kunst im Leeum Museum of Art im südkoreanischen Seoul neben ein paar Dutzend anderen Werken von Catellan ausgestellt. Nicht die gleiche Banane wie 2019, denn diese wurde noch auf der Art Basel vom New Yorker Performancekünstler David Datuna verspeist. Die Banane wird regelmäßig ausgetauscht, was eigentlich die Frage aufwirft, ob es sich noch um dasselbe Kunstwerk handelt – das Schiff des Theseus lässt grüßen.
Von dem Vorfall in der südkoreanischen Hauptstadt gibt es ein Video. Aufgenommen haben soll es ein Freund des Kunststudenten. Man sieht, wie Noh Huyn-soo die Banane in aller Ruhe verzehrt. Ein sachtes Kopfnicken und ein anerkennendes „Mhmhm” deuten an, dass es dem jungen Mann schmeckt. Die Schale befestigt er mit dem Klebeband wieder an der Wand. Niemand schreitet ein.
Was bringt jemanden dazu, so etwas zu tun? Der „Spiegel” berichtet, dass der Student dem Museum gesagt habe, er sei hungrig gewesen, weil er morgens nicht gefrühstückt habe. Allerdings habe er auch zugegeben, was die wirkliche Motivation war. Demnach habe er überlegt, ob es nicht auch Kunst sei, ein modernes Kunstwerk zu zerstören. Die leere Bananenschale wieder an der Wand zu sehen habe er lustig gefunden. Der „Spiegel“ bezieht sich dabei auf die Zeitung „The Korea Herald”. Demzufolge habe das Museum nicht vor, gegen den Studenten vorzugehen.
Beuys „Fettecke” landete im Mülleimer
Dass Kunstwerke nicht wie solche behandelt werden, kommt immer wieder vor. Geradezu legendär sind Joseph Beuys’ Arbeiten aus Filz und Fett. Unter dem Titel „Fettecke” hatte der umstrittene Künstler 1982 in einem Raum der Düsseldorfer Kunstakademie an der Wand fünf Kilogramm Butter angebracht. 1986 wurde die Installation aus Versehen wortwörtlich weggeputzt und landete im Mülleimer. Es war bereits das zweite Mal, dass ein Beuys nicht als Kunstwerk erkannt wurde und der Putzkolonne zum Opfer fiel. Beide Fälle zogen hohe Schadensersatzzahlungen nach sich.
Im aktuellen Fall der verzehrten Banane wird es nicht so weit kommen. Catellans einziger Kommentar dazu soll „No problem” gewesen sein – man könnte auch sagen: „Alles Banane”.
RND/dad