Ukrainisches Ex-Escort erhält Geheimdienstorden – und niemand weiß warum
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Das ukrainische Model Ksjuscha Maneken hat einen Orden vom Militärgeheimdienst GUR erhalten. Hier ist Maneken auf einem auf Instagram veröffentlichten Bild zu sehen (Screenshot).
© Quelle: Instagram/maneken007
Bereits im vergangenen Jahr hat das ukrainische Model Ksjuscha Maneken einen Orden des ukrainischen Militärgeheimdienstes GUR erhalten. Doch erst jetzt – gut fünf Monate später – sorgt die Auszeichnung für großen Wirbel im Netz. Denn lange war gar nicht bekannt, dass Maneken, die in sozialen Netzwerken gern freizügig posiert, eine Medaille erhalten hatte – und noch immer ist unklar, was der Grund dafür ist. Zudem war die Bloggerin in der Vergangenheit mit Kommentaren zur völkerrechtswidrigen Annexion der Halbinsel Krim durch Russland in der Ukraine negativ aufgefallen.
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Hintergrund ist eine Publikation, die Maneken am 3. März nach einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidentenberater Michail Podoljak in den sozialen Netzwerken geteilt hatte. Darin zeigt die Influencerin den Orden „Für die Unterstützung des militärischen Geheimdienstes“ zweiten Grades – gibt sich aber bedeckt über die Gründe ihrer Auszeichnung. Sie wolle am Ende des Krieges darüber aufklären, schrieb Maneken dazu. Auf der Urkunde ist zu erkennen, dass das Dokument bereits am 13. Oktober 2022 ausgestellt wurde.
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Auf diesem Screenshot einer Instagram-Story von Ksjuscha Maneken sieht man den Orden, den die Ukrainerin vom Militärgeheimdienst ihres Landes im Oktober 2022 bekommen hat.
© Quelle: Instagram/maneken007
Militärgeheimdienst hält sich bedeckt – Präsidentenberater will von Auszeichnung nichts wissen
Auch der GUR selbst trägt nicht zur Aufklärung bei: „Die Aufgaben der Hauptnachrichtendirektion des Verteidigungsministeriums der Ukraine werden von vielen öffentlichen und nicht öffentlichen Personen wahrgenommen“, teilte der Geheimdienst in einem Statement gegenüber der „Ukrajinska Prawda“ mit. „Aus offensichtlichen Gründen“ könne man Aktivitäten nicht offenlegen.
Aber „angesichts der Besonderheiten bestimmter Aufgaben“ könne der Nachrichtendienst „sehr unterschiedliche Personen unterschiedlicher Berufe, Status und besonderer Fähigkeiten“ anwerben, um die Aufgaben auszuführen. „Glücklicherweise sind sehr unterschiedliche Vertreter unserer Gesellschaft bereit, der Ukraine zu helfen.“
Präsidentenberater Podoljak hingegen will sich offenbar aus der Affäre ziehen. Unter dem Titel „Über Blogger, mythische Auszeichnungen und meine Lieblingsfälschungen“ veröffentlichte er auf Instagram ein Video, in dem er zurückweist, persönlich den Orden an Maneken verliehen zu haben. Ohnehin habe er mit der Auszeichnung des GUR nichts zu tun, sagte Podoljak.
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Model äußerte sich kontrovers zur Krim-Annexion – und sieht die Welt nun anders
Die Bloggerin Ksjuscha Maneken ist in der Ukraine nicht unumstritten: In den Jahren 2015 und 2016 – kurz nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim durch Russland – meinte sie, dass es egal sei, wem die Halbinsel gehöre. Wichtig sei lediglich, dass Frieden herrsche. Dafür entschuldigte sich das Model am vergangenen Samstag. Auf Instagram machte es deutlich: „Die Krim – das ist Ukraine.“ Damals habe sie „wie viele andere“ nicht verstanden, was passiert sei, sagte Maneken. „Ich dachte, das Wichtigste sei, dass alle am Leben und gesund sind. Seitdem hat sich viel geändert.“
Hinzu kommt, dass Maneken nicht nur Model, Influencerin und Bloggerin ist, sondern früher auch als Escortdame gearbeitet hat. Mit Blick darauf fragen sich einige Nutzerinnen und Nutzer in den sozialen Netzwerken, warum sie einen Geheimdienstorden verdient habe. Im Raum steht der Verdacht, dass Maneken als sogenannte „Honeytrap“ für den ukrainischen Geheimdienst tätig geworden sein könnte. Als „Honeytrap“ (deutsch: „Honigfalle“) werden weibliche oder männliche Spione bezeichnet, die mithilfe persönlicher und möglicherweise romantischer Beziehungen Informationen über Personen von geheimdienstlichem Interesse sammeln.
Hat Maneken ehemalige Liebhaber verraten, die mit Russland kooperierten?
In den sozialen Netzwerken wird zudem der Verdacht geäußert, dass Maneken angeblich einen Liebhaber an den Geheimdienst verraten hat, der als ukrainischer Strafverfolgungsbeamter mit Russland kooperiert haben soll. Zudem wird gemutmaßt, dass die ukrainische Bloggerin zuvor eine Beziehung mit einem russischen Abgeordneten geführt hatte. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben nicht. Nicht zuletzt wird die Bloggerin immer wieder dafür kritisiert, dass sie ihre Beiträge auf Russisch verfasst und auf ihrem Profil kaum etwas vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu lesen ist. Seit der Kontroverse am vergangenen Wochenende hat Maneken jedoch mehrere Beiträge mit Bezug zum Krieg in ihren Storys auf Instagram geteilt.
Auf der Plattform reagierte Maneken auch auf die Kritik an ihrer Auszeichnung. Zunächst veröffentlichte sie einen Beitrag mit dem kryptischen Kommentar „Ich sehe alles. Ich verstehe. Ich gebe zu.“ In ihren Storys äußerte zudem ihre Verärgerung darüber, „dass unsere Leute unserem Land nicht genug vertrauen, dass sie denken, dass solche Dinge einfach so gegeben werden“. Sie sei keine „Heldin“ und nicht mit einem Militärorden für besondere Verdienste ausgezeichnet worden. Die Leute sollten sich eher dafür einsetzen, ihr Land dem Sieg näherzubringen, als ständig nach Verrat in den eigenen Reihen Ausschau zu halten.
In eine ähnliche Richtung gehen die Äußerungen von Manekens Bloggerkollegin Ramina Eschaksai: „Glauben Sie, dass solche Auszeichnungen links und rechts verteilt werden?“, fragt sie die Kritiker des Models. Wenn Maneken einen solchen Orden erhalten habe, dann sei das auch rechtmäßig, ließ sie verstehen. Statt sich über die Auszeichnung aufzuregen, solle man vielmehr das ukrainische Militär unterstützen.
RND/sic