20 Jahre nach UN-Resolution: Frauen noch immer von Friedensverhandlungen ausgeschlossen
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/W5QXF2JDSBHVNMU7PPNACHIOCA.jpeg)
Der Sicherheitsrat hat den Stand der am 31. Oktober 2000 verabschiedeten Resolution gesprüft, die die Rolle der Frauen bei der Verhütung und Lösung von Konflikten hervorhebt und ihre gleichberechtigte Beteiligung an allen Bemühungen zur Förderung von Frieden und Sicherheit fordert.
© Quelle: John Minchillo/AP/dpa
New York. Aus den Reihen der Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union ist der Ausschluss von Frauen von Friedensverhandlungen weltweit kritisiert worden. Männerdominierte Regierungen ignorierten eine UN-Resolution aus dem Jahr 2000, in der eine gleichberechtigte Teilnahme von Frauen an Gesprächen zur Beendigung von Konflikten gefordert wird, sagten sie am Dienstag in New York, am Vorabend des Internationalen Frauentags.
Leiterin von UN-Women beklagt Rückschritt bei Frauenrechten
Die Leiterin der UN-Behörde zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter (UN Women), Sima Bahous, beklagte einen Rückschritt bei den Rechten der Frauen. Sie sagte vor dem Weltsicherheitsrat, weder die Zusammensetzung an den Verhandlungstischen noch die Straffreiheit für diejenigen, die Gräueltaten gegen Frauen und Mädchen verübten, hätten sich wesentlich verändert.
Ein radikaler Richtungswechsel sei notwendig. Die Einbeziehung von Frauen in jede Sitzung und in jeden Entscheidungsprozess müsse vorgeschrieben werden, mit Konsequenzen bei Nichteinhaltung. Finanzielle Hilfen sollten an Frauengruppen in den von Konflikten betroffenen Ländern weitergeleitet werden.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/BJJ54JSR6VDUVIMHDV656T4UG4.jpg)
Die Leiterin der UN-Behörde zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter (UN Women), Sima Bahous, im Februar bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates.
© Quelle: IMAGO/Xinhua
Der Sicherheitsrat prüfte den Stand der am 31. Oktober 2000 verabschiedeten Resolution, die die Rolle der Frauen bei der Verhütung und Lösung von Konflikten hervorhebt und ihre gleichberechtigte Beteiligung an allen Bemühungen zur Förderung von Frieden und Sicherheit fordert. Außerdem werden darin alle Konfliktparteien aufgefordert, Frauen und Mädchen vor geschlechtsspezifischer Gewalt zu schützen, insbesondere vor Vergewaltigung und anderen Formen des sexuellen Missbrauchs.
Bahous beschrieb die weltweite Entwicklung seit dem 20. Jahrestag der Resolution im Jahr 2020: In Afghanistan hätten die Taliban eine Geschlechter-Apartheid eingeführt, während der Krieg in der äthiopischen Region Tigray zu sexueller Gewalt in einem erschütternden Ausmaß geführt habe. Umstürze in Ländern der afrikanischen Sahelzone und im Sudan und Myanmar hätten den zivilgesellschaftlichen Raum für Frauenorganisationen und Aktivisten dramatisch verkleinert, sagte sie.
„Wie können wir über das Thema Frieden und Sicherheit diskutieren und dabei fünfzig Prozent der Bevölkerung außen vor lassen?“
Liberianische Friedensaktivistin Leymah Gbowee
Die liberianische Friedensaktivistin Leymah Gbowee, die 2011 den Friedensnobelpreis erhielt, sagte vor dem Sicherheitsrat, es habe sich immer wieder gezeigt, dass Männer zwar Krieg führten, aber nicht in der Lage seien, Frieden zu schaffen. „Traurigerweise ist die Diskussion im Jahr 2023 die gleiche“, sagte sie. „Wie können wir über das Thema Frieden und Sicherheit diskutieren und dabei fünfzig Prozent der Bevölkerung außen vor lassen?“
„Auswirkungen bewaffneter Konflikte auf Frauen und Mädchen sind bedenklich“
Die Sonderbeauftragte der Kommission der Afrikanischen Union für Frauen, Frieden und Sicherheit, Bineta Diop, sagte vor dem Rat, die derzeitigen Auswirkungen bewaffneter Konflikte auf Frauen und Mädchen seien bedenklich. Als Beispiele nannte sie Entführungen in der Sahelzone, Vergewaltigungen, Tötungen und Verstümmelungen von Mädchen und Jungen im Kongo sowie Gräueltaten in Ostafrika, darunter ein beispielloses Ausmaß an sexueller Gewalt.
Viele Frauen engagierten sich in ihrer Gemeinschaft und in friedensfördernden Initiativen, sagte Diop. Dennoch sei ihre Stimme an den Verhandlungstischen leider noch nicht zu hören.
RND/AP