Beitragsschulden in den Sozialversicherungen klettern erstmals auf über 20 Milliarden Euro
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Ein Mann klingelt bei einer Schuldnerberatung.
© Quelle: Angelika Warmuth/dpa/Archivbild/Illustration
Berlin. Die Beitragsschulden in den gesetzlichen Sozialversicherungen haben in der Zeit der Corona-Pandemie deutlich zugenommen und sind nunmehr erstmals über die Marke von 20 Milliarden Euro gestiegen. Das ergibt sich aus Statistiken des Bundesamtes für Soziale Sicherung (BAS), die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegen. Danach betrugen die Beitragsrückstände bei der Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung Stand Ende Januar zusammen 20,1 Milliarden Euro. Ende 2019 – also im Jahr vor der Pandemie – waren es noch knapp 17,3 Milliarden Euro.
Den größten Zuwachs gab es in der Krankenversicherung – und hier insbesondere bei der Personengruppe, zu der unter anderem Selbstständige und Studierende gehören: Hier stiegen die Schulden seit 2019 von 9 auf 11,4 Milliarden Euro.
Selbstständige besonders betroffen
Der Anstieg dürfte sehr stark mit den negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie zu tun haben. Darauf deutet auch hin, dass insbesondere die Selbstständigen ihre Beiträge nicht zahlen konnten. Sie waren in der Regel stärker von den Beschränkungen in der Corona-Pandemie betroffen als angestellte Beschäftigte, für die es bei Schließungen zum Beispiel Kurzarbeitergeld gab.
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Besonders kritisch sind Beitragsschulden in der Krankenversicherung, weil die Leistungen ab einem Zahlungsrückstand von zwei Monaten auf reine Notfallbehandlungen eingeschränkt werden. Da in Deutschland seit 2007 eine Pflicht zur Krankenversicherung besteht, müssen auch stets alle geschuldeten Beiträge in voller Höhe nachgezahlt werden. Allerdings ist es möglich, mit der Krankenkasse eine Ratenzahlung zu vereinbaren. Einen teilweisen Schuldenerlass hatte es zuletzt 2013 gegeben.
In der privaten Krankenversicherung gab es ähnliche Auswirkungen der Pandemie offenbar nicht. Zwar nahm die Zahl der Personen, die wegen ihrer Beitragsschulden in den sogenannten Notlagentarif gerutscht sind, zuletzt leicht zu. Sie stieg Ende 2022 nach vorläufigen Zahlen des PKV-Verbandes auf 84.100 von 83.500 im Jahr zuvor. Im Vergleich mit dem Vor-Pandemie-Jahr 2019 ergibt sich unterm Strich aber ein deutlicher Rückgang: Damals waren 97.100 Menschen im Notlagentarif versichert.