Eine Frage der Priorität
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Ein Verkehrsschild weist auf Bauarbeiten an einer Autobahn hin.
© Quelle: Marcus Brandt/dpa/Symbolbild
Liebe Leserinnen und Leser,
in diesen Tagen wird in Berlin viel über eine sperrige Formulierung gestritten: das „überragende öffentliche Interesse“. Die Formulierung aus der EEG-Novelle ist dazu gedacht, den Ausbau von erneuerbaren Energien voranzutreiben. Von „überragendem öffentlichen Interesse“ sind demnach in Deutschland vor allem Windräder und Solaranlagen. Ihr Ausbau hat Vorrang, er soll schneller als bisher gehen, indem zum Beispiel die Verfahren vereinfacht werden.
Aber sollten auch Autobahnen künftig diese Priorität genießen? Diese Frage sorgt seit Tagen für Streit in der Ampelkoalition. Denn Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) will, dass künftig auch der Bau und die Sanierung bestimmter Autobahnen im „überragenden öffentlichen Interesse“ liegen. Die Grünen sind strikt dagegen. Auch bei einem Treffen am Donnerstag konnten die Parteien sich nicht einigen. Aus Sicht von Umweltschutzverbänden ist die Sache klar. „Mit dem absurden Vorschlag, den Neu- und Ausbau von Autobahnen zu beschleunigen und ihn zum überragenden öffentlichen Interesse zu erklären, startet die FDP einen weiteren Großangriff auf den Klimaschutz“, sagte die BUND-Geschäftsführerin Antje von Broock.
Hinter dem Streit um das „überragende öffentliche Interesse“ verbirgt sich mehr als nur ein Streit über Autobahnen. Es ist die Frage, ob sich Wirtschaft und Klimaschutz vereinen lassen - und wenn ja, wie. Dieser Konflikt wird derzeit an ganz vielen verschiedenen Stellen geführt – etwa auch in Lützerath.
Tatsache ist: Deutschland ist beim Klimaschutz auf keinem guten Weg. Das hat nun erstmals auch eine Bundesbehörde festgestellt. Mit den bislang beschlossenen Klimaschutzmaßnahmen werde man hierzulande einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) zufolge die 2045 angestrebte CO₂‑Neutralität deutlich verfehlen, berichtet mein Kollege Christoph Höland.
Fortschritt ist aber nicht in Sicht. Seit Monaten ringen SPD, Grüne und FDP vergeblich um ihr Klimaschutzsofortprogramm. Viel Bewegung gibt es dagegen bei den Essgewohnheiten der Deutschen. Mehr dazu in der Rubrik „Was kann ich tun“.
Ihre
Anna Schughart
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Klima-Check
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Was kann ich tun?
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Wer weniger klimaschädlich speisen möchte, liegt mit pflanzlichen Lebensmitteln grundsätzlich richtig.
© Quelle: Fabian Sommer/dpa
Bei der Grünen Woche, die am Sonntag in Berlin zu Ende geht, steht der Klimaschutz verstärkt im Mittelpunkt. Die Diskussion um klimabewusste Ernährung ist aber auch an den Küchentischen des Landes angekommen. „Welche Auswirkungen hat eigentlich die Entscheidung, was wir essen?“, hat sich deshalb mein Kollege Matthias Schwarzer gefragt.
Der Anteil des tagtäglichen Lebensmittelkonsums an den Treibhausgasen ist ziemlich hoch. In Deutschland sind das 145 Millionen Tonnen Treibhausgase pro Jahr. Zum Vergleich: Die Emissionen durch den Verkehr liegen bei knapp 171 Millionen Tonnen.
Klar ist aber auch: Ernährung ist nicht gleich Ernährung. Das zeigt sich zum Beispiel an folgenden Dingen:
- Ganz oben bei den kulinarischen Klimasündern stehen die tierischen Produkte. Die Produktion eines Kilos Rindfleisch etwa verursacht rund 14 Kilogramm Kohlendioxid. Zum Vergleich: Bei Gemüse, etwa Bohnen, sind es bei derselben Menge nur 150 Gramm, bei Obst etwa 500 Gramm CO₂.
- Doch auch Gemüse und Obst sind nicht immer eine klimafreundliche Alternative. Das gilt insbesondere für solche Sorten, die zunächst über den halben Erdball befördert werden müssen, bevor man sie konsumieren kann.
- Häufig vergessen werden bei der Klimabilanz die Getränke: Einen hohen CO₂-Fußabdruck hat etwa Limonade, da die Zutaten lange Transportwege zurücklegen müssen – das Gleiches gilt für die Bohnen des Kaffees.
Das macht Hoffnung
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Durch Schädlingsbefall können ganze Ernten ausfallen.
© Quelle: Stephan Schulz/dpa/ZB
Es ist ein altes Dilemma: Schädlinge können in der Landwirtschaft verheerende Schäden anrichten und massive Ernteeinbußen verursachen. Pestizide, die Schädlinge abtöten, belasten wiederum oft die Umwelt, verschmutzen etwa Gewässer oder bedrohen nützliche Arten. Seit einiger Zeit erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Schädlingsbekämpfungsmittel, die auf dem Molekül RNA basieren, einer Nukleinsäure. Sie sollen gezielt Schädlinge attackieren und versprechen, frei von Chemie die Umwelt nicht zu belasten.
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Was diese Woche sonst noch wichtig war
Der Ausblick
Fliegen ist klimaschädlich. Das liegt nicht nur am dabei ausgestoßenen CO₂. Denn wenn Kerosin verbrannt wird, entstehen auch andere Substanzen wie Stickoxide, Aerosole und Wasserdampf. Stickoxide zum Beispiel bauen dann „unter der Sonneneinstrahlung Ozon auf, das in Reiseflughöhe als starkes Treibhausgas wirkt“, wie das Umweltbundesamt beschreibt. Wie also kann das Fliegen klimafreundlicher werden? Eine Hoffnung liegt auf Wasserstofftechnologien. Das Hydrogen Aviation Center, ein Exzellenzzentrum für Wasserstoff in der Luftfahrt, das am Montag in Stuttgart startet, soll die Weiterentwicklung und Erprobung dieser Technologie ermöglichen.
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