Wiederaufbau wird Milliarden kosten

Eine Region in Trümmern: die unabsehbaren Schäden der türkischen Erd­beben­katastrophe

Hatay in der Türkei: Zerstörte Gebäude in der ganzen Stadt.

Hatay in der Türkei: Zerstörte Gebäude in der ganzen Stadt.

Es ist ein apokalyptisches Bild, wie man es sonst nur aus Kriegsgebieten kennt. Während Rettungs­mannschaften in den schwelenden Ruinen eingestürzter Wohnblocks nach Überlebenden und Toten suchen, steigt über dem Hafen von Iskenderun eine riesige schwarze Rauchwolke in den Himmel. Einer der wichtigsten türkischen Mittel­meer­häfen ist lahmgelegt.

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+++ Alle Entwicklungen nach den schweren Erdbeben in der Türkei und in Syrien im Liveblog +++

Die beiden schweren Beben, die am Montagmorgen im Abstand von wenigen Stunden die Südosttürkei erschütterten, haben schwerste Schäden angerichtet. Über 6000 Gebäude sind eingestürzt, die Zahl der aus den Trümmern geborgenen Todesopfer stieg am Donnerstag auf mehr als 12.400. Hundert­tausende sind obdachlos. Die Infrastruktur ist schwer beschädigt. Viele Straßen sind unpassierbar, Gasleitungen und Stromkabel unterbrochen, Wasser­leitungs­netze zerstört. Mehrere Kliniken stürzten ein. Der Flughafen von Hatay, der jetzt für Hilfslieferungen besonders wichtig wäre, musste geschlossen werden: Das Beben hat die einzige Landebahn auf voller Breite aufgerissen, meterhoch türmt sich der aufgebrochene Beton auf.

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Erdbeben trifft eine wirtschaftlich aufstrebende Region

Die Katastrophe traf eine wirtschaftlich aufstrebende Region. Zentren wie Gaziantep, Kahramanmaras und Malatya galten wegen ihres schnellen Wirtschafts­wachstums als „anatolische Tigerstädte“. Das Gebiet trug im vergangenen Jahr immerhin 12 Prozent zum türkischen Brutto­inlands­produkt (BIP) bei. Jetzt liegen ganze Straßenzüge in Trümmern. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan kündigte an, die Regierung werde als Soforthilfe 100 Milliarden Lira bereitstellen, umgerechnet knapp 5 Milliarden Euro. Aber das wird bei Weitem nicht reichen.

Erdbebenkatastrophe: Baerbock sagt Türkei und Syrien schnelle Hilfe zu
07.02.2023, Berlin: Annalena Baerbock (Bündnis90/Die Grünen), Bundesaußenministerin, spricht bei einer Pressekonferenz mit dem Außenminister Armeniens. Foto: Jörg Carstensen/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Die Bundesregierung stelle der Hilfsorganisation Malteser International eine Million Euro zur Verfügung, um vor allem den Menschen in Syrien zu helfen.

Das zeigt ein Vergleich mit dem schweren Beben in der Nord­west­türkei vom August 1999. Die Folgekosten der damaligen Katastrophe werden auf rund 20 Milliarden Euro geschätzt, zu Preisen von 1999. Analysten der Nachrichten­agentur Bloomberg erwarten, dass sich die Kosten des Bebens vom Montag in den kommenden zwei Jahren auf rund 5,5 Prozent des BIP belaufen werden. Das wären umgerechnet fast 50 Milliarden Euro.

Beben von 1999 verschärfte eine Rezession

Das Beben von 1999 verschärfte eine Rezession, die bereits im Jahr zuvor begonnen hatte. Die Katastrophe war einer der Faktoren, die zur schweren türkischen Finanzkrise von 2001 führten. Auch diesmal trifft das Desaster ein wirtschaftlich bereits schwer angeschlagenes Land. Die Inflation belief sich im Januar offiziell auf 57,7 Prozent. Regierungs­unabhängige Ökonomen beziffern die tatsächliche Teuerung auf 122 Prozent. Die türkische Lira hat im vergangenen Jahr 40 Prozent ihres Außenwerts verloren. Jetzt geht an den Finanzmärkten die Sorge um, die Katastrophe könnte sogar noch massivere wirtschaftliche Folgen haben als das Beben von 1999.

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Viele Anleger ergreifen bereits die Flucht. Der Leitindex der Istanbuler Börse büßte seit Montag 16 Prozent ein. Das war der steilste Absturz seit der Finanzkrise von 2008. Am Mittwoch zog die Börsenaufsicht die Notbremse: Der Aktienhandel am Bosporus wurde eingestellt.

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