Keine Beweise für chinesische Verwicklung

Mysteriöse Flugobjekte über den USA: Pünktlich zum Super Bowl kam der Ufo-Alarm

Ausnahmsweise keine Aliens: Zum Super Bowl im State Farm Stadium gab es am Sonntag den ersten militärischen Überflug mit ausschließlich weiblichen Piloten.

Ausnahmsweise keine Aliens: Zum Super Bowl im State Farm Stadium gab es am Sonntag den ersten militärischen Überflug mit ausschließlich weiblichen Piloten.

Washington. Kurz vor dem Kick-off zum Sportereignis des Jahres brausten am Sonntag vier Kampfjets über das State Farm Stadium in Glendale im US-Bundesstaat Arizona und goldene Leuchtraketen stiegen in den Himmel. Doch das traditionelle Spektakel zum Super-Bowl-Match hatte in diesem Jahr eine leicht makabre Anmutung. Wenige Stunden vor dem Spiel nämlich hatte 2000 Meilen nordöstlich, am Huronsee nahe der Grenze zu Kanada, eine F-16 des US-Militärs ein nicht identifiziertes Flugobjekt vom Himmel geholt.

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Der Abschuss war bereits der vierte innerhalb von acht Tagen, und die mysteriöse Invasion über den Wolken macht viele Amerikaner zunehmend nervös. Weder die Herkunft noch die Bauart noch der Zweck der Flugobjekte sind bislang bekannt. Schon am Freitag und Samstag hatten US-Kampfjets zwei Himmelskörper vor der Küste des Bundesstaats Alaska und über dem Norden von Kanada abgeschossen. Eine Woche zuvor war vor der Küste von South Carolina ein mutmaßlich zu Spionage­zwecken eingesetzter chinesischer Ballon zerstört worden.

Ein achteckiges Mysterium mit Schnüren

Ob zwischen den Phänomenen ein Zusammenhang besteht, ist unklar. Doch unterscheidet sich der erste Vorfall deutlich von den folgenden. Der Ballon über South Carolina soll die Größe von drei Bussen gehabt haben und flog in 18 Kilometern Höhe. Die Objekte über Alaska, Kanada und dem Huronsee werden vom US-Militär nicht als Ballons bezeichnet. Sie waren offensichtlich deutlich kleiner und in einer Höhe von sechs bis zwölf Kilometern unterwegs. Das am Sonntag vernichtete Objekt soll eine achteckige Struktur und Schnüre an den Seiten gehabt haben. Genauere Informationen erhoffen sich die Behörden von der Bergung der Trümmer.

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Der am Sonntag abgeschossene Himmels­körper stellte nach Auskunft von General Glen VanHerck, dem Befehlshaber des North American Aerospace Defense Command (Norad), keine militärische Bedrohung der USA dar. Er habe jedoch den Luftverkehr gefährdet. Er erschien erstmals am Samstag­nachmittag 70 Meilen nördlich der US-kanadischen Grenze auf dem Radar der Militärs. Versuche, ihn anschließend über Montana zu lokalisieren und abzuschießen, scheiterten jedoch an der einbrechenden Dunkelheit. Am Sonntag tauchte er dann wieder über dem Bundesstaat Wisconsin und schließlich über Michigan auf.

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Die US-Regierung betont, dass sie keine Beweise für eine chinesische Verwicklung in die jüngsten drei Vorfälle hat. Theoretisch könnten solche Flugobjekte auch von anderen Staaten, von Unternehmen oder Forschungs­einrichtungen eingesetzt werden. Im Fall des über South Carolina abgeschossenen Ballons hat sich China zur Urheberschaft bekannt. Allerdings bestreitet Peking, dass das Gerät – wie von Washington unterstellt – Teil eines großen Überwachungs­programms sei, mit dem mehr als 40 Länder auf fünf Kontinenten ausgespäht werden.

Drohende Eskalation des Konflikts mit Peking

Sollte sich herausstellen, dass auch die drei Vorfälle über Alaska, Kanada und dem Huronsee in Zusammenhang mit China stehen, würde dies das ohnehin angespannte Verhältnis zwischen Washington und Peking weiter stark belasten. In Washingtoner Regierungs­kreisen wird nämlich nicht ausgeschlossen, dass die relativ primitiven Flugobjekte bewusst auf die Reise geschickt wurden, um die Fähigkeiten des amerikanischen Früh­warn­systems auszuspionieren. Die sind offenbar in jüngster Zeit deutlich verbessert und verfeinert worden, was eine Erklärung für die Häufung der Vorfälle sein könnte.

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dpatopbilder - 04.02.2023, USA, Hagerstown: Präsident Joe Biden geht nach dem Aussteigen aus der Air Force One auf dem Hagerstown Regional Airport in Hagerstown, Md, zu einem Gespräch mit der Presse. Foto: Patrick Semansky/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Die Ballonkrise: Wie die USA und China mit dem Abschuss umgehen

Nach dem Abschuss eines mutmaßlichen chinesischen Spionage­­ballons durch die USA erhebt Peking schwere Vorwürfe. Die USA hätten völlig überreagiert. Die Verschlechterung der Beziehungen kommt zur Unzeit: Schon durch den Ukraine-Krieg und die Spannungen um Taiwan ist die Anspannung hoch. Annäherungs­ver­suche könnte es demnächst in Deutschland geben.

Doch solange es keine schlüssige Erklärung gibt, schießen in der amerikanischen Öffentlichkeit wilde Gerüchte und Spekulationen über Invasionen von Außerirdischen oder finsterste politische Verschwörungen ins Kraut. Das bekommt nun selbst die rechtsextreme Abgeordnete Marjorie Taylor Greene, die in der Vergangenheit schon einmal über Laserattacken aus dem All fabuliert hatte, zu spüren.

Auf Donald Trumps Propaganda­plattform Truth Social dankte Greene nun den „großartigen Piloten“, die die nicht identifizierten Objekte vom Himmel geholt hätten. Bald darauf füllte sich ihre Kommentar­spalte. „Das ist eine Lüge, um Biden vor der Welt besser aussehen zu lassen“, schrieb ein Follower. „Ist es nicht interessant, dass ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, zu dem die Epstein-Liste (mit den Namen von Verbündeten und Opfern des toten Sexual­straftäters, d. Red.) herauskommen soll, überall Ballons auftauchen?“, unkte ein zweiter. „Wovon wollen die uns ablenken?“ Andere hingegen freuen sich offenbar auf eine Begegnung mit grünen Männchen: „Ich hoffe, wir erleben die Liveversion von ‚Independence Day‘.“ In dem Hollywoodblockbuster besucht ein riesiges Raumschiff mit Außerirdischen die Erde.

Im Zuge dessen hat das Weiße Haus nun auch eine Klarstellung veröffentlicht und die Alien-Gerücht dementiert. „Es gibt keinen Hinweis auf Aliens oder außerirdische Aktivitäten bei diesen jüngsten Abschussaktionen“, sagte Sprecherin Karine Jean-Pierre am Montag in Washington. „Ich wollte sicherstellen, dass das amerikanische Volk das weiß.“ Es habe viele Fragen dazu gegeben. „Und es war uns wichtig, dass von hier aus zu sagen.“

mit dpa

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