Frauen haben 400 Euro weniger pro Monat zur freien Verfügung – Wirtschaft weiter in männlicher Hand
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Einem Medienbericht zufolge haben Frauen monatlich im Durchschnitt 400 Euro weniger zur freien Verfügung als Männer (Symbolfoto).
© Quelle: Annette Riedl/dpa/Illustration
Berlin. Frauen in Deutschland haben einem Medienbericht zufolge im Schnitt pro Monat 400 Euro weniger zur freien Verfügung als Männer. Eine repräsentative Umfrage des Bundesverbands deutscher Banken ergab, dass Frauen im Schnitt monatlich 1.000 Euro ausgeben können, Männer hingegen 1.400 Euro, wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag) melden.
„Ohne finanzielle Unabhängigkeit gibt es keine Freiheit. Denn ohne eigenes Geld fehlt der Spielraum, Entscheidungen selbstbestimmt zu treffen“, sagte Henriette Peucker, Stellvertreterin des Hauptgeschäftsführers beim Bankenverband, den Funke-Zeitungen. „Vor diesem Hintergrund sind die Ergebnisse unserer Studie besonders ernüchternd.“
Die geringere Verfügbarkeit hat laut der Studie zur Folge, dass Frauen weniger für die Altersvorsorge zurücklegen können, wie es weiter hieß. Etwas mehr als ein Viertel der Frauen spart demnach bis zu 100 Euro monatlich, bei den Männern ist es ein Fünftel. Mehr als 200 Euro legen 28 Prozent der Frauen zurück, bei den Männern sind es 38 Prozent.
„71 Prozent der Frauen denken, dass sie sich zur Rente hin deutlich werden einschränken müssen, von den Männern glauben das von sich lediglich 55 Prozent“, sagt Peucker. Diese Situation sei nicht hinnehmbar. Immerhin würden Frauen nun Aktien und Fonds für sich entdecken. Frauen investierten wesentlich mehr in Aktien als noch 2019. Heute besäßen 30 Prozent der Frauen Aktien, Fonds oder andere Wertpapiere, 2019 seien es nur 18 Prozent gewesen.
Studie: Deutsche Wirtschaft nach wie vor fest in männlicher Hand
Für Frauen in Deutschland ist es nach Einschätzung der Auskunftei Schufa immer noch einfacher ihre eigene Chefin zu werden, als eine Topposition in einem Unternehmen zu erreichen. Nach Schufa-Daten sind rund 30,8 Prozent aller Gewerbetreibenden und freiberuflich tätigen Personen weiblich. Dagegen sitzt nur in rund 20 Prozent der untersuchten Personen- und Kapitalgesellschaften mindestens eine Managerin in der Führungsetage (Stand: Februar 2023). „Bei dem jetzigen Tempo müssten wir bis 2070 warten, bis in der Hälfte aller deutschen Unternehmen eine Frau in der ersten Führungsebene sitzt“, sagte Schufa-Chefin Tanja Birkholz.
Die Schufa wertete 4,5 Millionen Firmen aus ihrem Datenbestand aus, davon 1,7 Millionen Personen- und Kapitalgesellschaften und 2,8 Millionen Einzelunternehmen, zum Beispiel Gewerbetreibende undFreiberufler. Insgesamt sitzt demnach in 26,9 Prozent der 4,5 Millionen Unternehmen mindestens eine Frau in der Geschäftsführung, im Vorstand oder ist Inhaberin (2022: 26,4 Prozent).
Am besten kommen weibliche Führungskräfte den Angaben zufolge im Veterinärwesen voran. Dort liegt der Anteil der Unternehmen mit mindestens einer Managerin in der Topetage bei 66,1 Prozent, gefolgt von der Herstellung von Bekleidung (rund 62,7 Prozent), dem Sozialwesen (59,8 Prozent) und dem Gesundheitswesen (57,8 Prozent). Am geringsten ist der Anteil an Unternehmen mit mindestens einer Frau in der Topetage in Teilen des Baubereichs (rund 6,5 Prozent).
Die Schufa selbst will den Anteil von Frauen in Führungspositionen in den kommenden Jahren steigern. So solle bis 2027 ein Frauenanteil von mindestens 30 Prozent auch in der zweiten und dritten Führungsebene erreicht werden, kündigte Birkholz anlässlich des Welt-Frauentages an diesem Mittwoch (8. März) an.
Studie: Mehrheit der Jüngeren hält Frauen-Benachteiligung für Problem
Die Hälfte der Deutschen hält die Benachteiligung von Frauen in der Gesellschaft laut einer Umfrage für ein großes Problem. Fast genauso viele sehen das nicht so. Wie eine repräsentative Befragung für die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung ergab, zeigen sich je nach Alter der Teilnehmerinnen und Teilnehmer deutliche Unterschiede. Die Studie soll anlässlich des Internationalen Frauentags an diesem Mittwoch veröffentlicht werden und lag der Deutschen Presse-Agentur vorab vor. Thematisiert wird darin unter anderem die mögliche Benachteiligung im Beruf in den Bereichen Beförderung oder Gehalt.
Demnach äußerten 50 Prozent die Einschätzung, dass die Benachteiligung von Frauen ein „sehr großes“ oder „großes“ Problem in der deutschen Gesellschaft sei. 47 Prozent sagten, es handele sich um „ein kleines“ oder „gar kein Problem“, 3 Prozent antworteten mit „weiß nicht“. Jüngere Menschen zwischen 18 und 35 sehen mehrheitlich ein Diskriminierungsproblem (59 Prozent), 37 Prozent der Jüngeren sind anderer Meinung. Bei den Älteren ab 65 ist das Verhältnis umgekehrt, hier sind diejenigen, die ein Diskriminierungsproblem sehen, in der Minderheit (39 zu 59 Prozent).
Für politische Maßnahmen zur Förderung von Geschlechtergerechtigkeit gibt es in der Bevölkerung der Umfrage zufolge eine knappe Mehrheit. So würden es 51 Prozent befürworten, wenn in großen Unternehmen Aufsichtsratsposten zur Hälfte mit Männern und Frauen besetzt werden müssten. Ein Viertel sei dagegen, etwa genauso viele unentschieden.
Die Befragung zeigt, dass in bestimmten Bereichen alte Rollenbilder kaum noch bestehen, in anderen Bereichen schon. So halten fast 90 Prozent Frauen und Männer gleich gut geeignet für den Chefposten einer Firma oder einer Regierung. Beim Thema Kinderbetreuung sind es im Vergleich dazu nur 76 Prozent. 24 Prozent sprechen hier Frauen eine bessere Eignung zu. Dagegen werden hohe militärische Positionen eher Männern zugetraut: 37 Prozent sind der Ansicht für einen Generalsposten in der Armee eignet sich ein Mann eher, 59 Prozent finden, Frauen und Männer seien dafür gleich gut geeignet.
RND/epd/dpa