Geleakte Geheimdienstpapiere belasten Verhältnis zwischen USA und Südkorea
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Südkoreanische und US‑amerikanische Fahnen wehen vor einer gemeinsamen Militärübung von Südkorea und den USA. (Archivbild)
© Quelle: Lee Jin-Man/AP/dpa
Seoul. Die Veröffentlichung geheimer US‑Informationen bringt Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol vor seinem für Ende April geplanten Staatsbesuch in Washington in eine unangenehme Lage.
Wie die Nachrichtenagentur AP erfuhr, umfassen die ins Internet lancierten Dokumente angebliche Privatgespräche von ranghohen südkoreanischen Regierungsvertretern über die Ukraine. Das erweckte bei Beobachtern und Beobachterinnen den Eindruck, dass die USA womöglich einen wichtigen Verbündeten in Asien beschatten.
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Beschattung durch die USA? Südkorea versucht, die Wogen zu glätten
Die Regierung von Yoon betonte, sie habe mit den Vereinigten Staaten über die durchgestochenen Dokumente gesprochen. Dabei sei man übereingekommen, dass „eine erhebliche Zahl“ der Papiere gefälscht sei. Um welche Dokumente es sich handelte, wurde jedoch nicht erläutert. „Es gibt keinen Hinweis, dass die USA, unser Verbündeter, in bösartiger Absicht einen (Lauschangriff) auf uns ausgeführt haben“, erklärte erst am Dienstag der stellvertretende nationale Sicherheitsberater der südkoreanischen Regierung, Kim Tae Hyo, in der Nähe von Washington zum Auftakt eines Besuchs, bei dem der für 26. April geplante Gipfel von Yoon und US‑Präsident Joe Biden vorbereitet werden sollte.
Pentagon nennt Leak von Geheimdokumenten „sehr ernst“
Die Veröffentlichung geheimer US-Dokumente hat in Washington große Besorgnis ausgelöst.
© Quelle: dpa
Die US‑Regierung spielte mögliche Auswirkungen des Datenlecks auf Yoons bevorstehende Visite herunter. Das amerikanische Bekenntnis zur Republik Korea sei so ehern wie eh und je, teilte der Nationale Sicherheitsrat des Weißen Hauses mit. Biden freue sich auf Yoon.
Südkorea will keine Waffen an Kriegsparteien liefern – auch nicht an die Ukraine
Die fraglichen US‑Dokumente, die die AP einsehen konnte, legen nahe, dass sich der südkoreanische nationale Sicherheitsrat Anfang März an der Bitte Washingtons an Seoul gestoßen habe, der Ukraine für ihren Abwehrkampf gegen Russlands Truppen Artilleriemunition zu schicken. Der damalige Direktor des Sicherheitsrats, Kim Sung Han, habe die Option vorgeschlagen, 330.000 Schuss Munition vom Kaliber 155 Millimeter an Polen zu verkaufen, zumal die schnelle Lieferung von Munition an die Ukraine doch letztlich das US‑Ziel sei.
Südkorea verfolgt die Linie, keine Waffen an Staaten zu schicken, die sich im Krieg befinden. An den Waffenlieferungen an die Ukraine hat sich Südkorea nicht direkt beteiligt, jedoch humanitäre Hilfe geleistet und sich in die von den USA geführten Wirtschaftssanktionen gegen Russland eingeklinkt.
Das Datenleck brachte die Regierung von Yoon auch innenpolitisch unter Druck. Die Opposition rief die Führung auf, bei den USA starken Protest einzulegen. Zudem argwöhnten Yoons Rivalen, dass die hastige Verlegung seines Präsidialbüros in ein Gebäude des Verteidigungsministeriums zu einer größeren Anfälligkeit für Abhöraktionen geführt haben könnte.
RND/AP