Aktienrente war gestern – Wie Lindners Generationenkapital funktionieren soll
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/7PCNWY2JZJC55JZ76FNWUN4PVE.jpeg)
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) stellte am Freitag erste Details zum geplanten Generationenkapital vor.
© Quelle: Jörg Carstensen/dpa
Berlin. Aktienrente hieß der Arbeitstitel bisher – doch nun gibt es einen neuen Namen: Generationenkapital. Gemeint ist der Plan von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), die durch Beiträge finanzierte gesetzliche Rentenversicherung durch eine langfristige Kapitalanlage zu ergänzen. Am Freitag stellte der FDP-Chef erste Details des Vorhabens vor. Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu:
Worum geht es grundsätzlich?
Durch die demografische Entwicklung wird das Verhältnis zwischen Beschäftigten und Rentnern immer ungünstiger. Deshalb steigen die Beiträge und die Renten sinken. Gleichzeitig muss der Staat immer mehr Geld in die Rentenversicherung pumpen. 2022 betrug der Zuschuss bereits über 100 Milliarden Euro. Der Plan sieht vor, einen aus öffentlichen Mitteln finanzierten Kapitalstock aufzubauen, der ab Mitte der 2030er-Jahre die Rentenfinanzen stabilisiert.
Wieviel Geld soll angelegt werden?
Lindner will erreichen, dass in den nächsten 15 Jahren jährlich 10 Milliarden Euro zuzüglich der Erträge angespart werden. Künftige Regierungen kann er dazu aber nicht verpflichten. Im Haushalt 2023 hat Lindner bereits 10 Milliarden Euro als erste Rate reserviert – allerdings kommt das Geld nicht aus den laufenden Steuereinnahmen, sondern soll über Schulden finanziert werden.
Wer soll den Kapitalstock managen?
Geplant ist ein Staatsfonds in Form einer öffentlich-rechtlichen Stiftung, die unabhängig von politischem Einfluss agieren soll. Das Konstrukt ist angelehnt an den Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung (Kenfo). Dieser Fonds verfügt über 24 Milliarden Euro, die am Kapitalmarkt angelegt werden und so die Entsorgung von Atommüll finanzieren. Die neue „Stiftung Generationenkapital“ soll von den Finanzmarktexperten des Kenfo gemanagt werden. Vorgesehen ist eine „global diversifizierte und langfristige“ Anlage zum Beispiel in Aktien. Dabei sollen Kriterien aus den Bereichen Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung beachtet werden.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/EZHJQQG67RD4LOGG3ATC7MQUTQ.jpg)
Hauptstadt-Radar
Der Newsletter mit persönlichen Eindrücken und Hintergründen aus dem Regierungsviertel. Immer dienstags, donnerstags und samstags.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.
Kann mit dem Geld tatsächlich eine nennenswerte Entlastung erreicht werden?
Eher nicht. Dazu wären höhere Einzahlungen nötig. Eine Beispielrechnung soll die Dimensionen deutlich machen. Bei einer angenommenen Rendite von 4 Prozent hätte der Fonds 2038 eine Größenordnung von rund 210 Milliarden Euro. Die dann möglichen jährlichen Erträge von rund 8 Milliarden Euro (bei weiterhin 4 Prozent Rendite) würden gerade einmal reichen, um in der Rente einen halben Beitragssatzpunkt zu finanzieren. Das ist nicht viel: Nach der aktuellen Prognose der Bundesregierung wird der Beitragssatz in der Rente bis 2036 von derzeit 18,6 Prozent um 2,7 Punkte auf dann 21,3 Prozent steigen. Beachtet werden muss auch: Bleibt es dabei, dass die Zuführungen dauerhaft über Schulden finanziert werden, fällt die Rendite aufgrund der Kreditkosten deutlich geringer aus, wodurch am Ende noch weniger Geld zur Verfügung steht.
Was passiert, wenn der Fonds die erwarteten Erträge nicht erwirtschaftet?
Lindner versicherte am Freitag, dass in diesem Fall weder die Versicherten noch die gesetzliche Rentenversicherung belastet würden. Das Risiko trage allein der Bund, der dann die fehlenden Mittel ersetzen werde, betonte der Finanzminister.