Pistorius-Forderung nach mehr Geld: Unterstützung aus SPD-Bundestagsfraktion
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Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) am Dienstag bei einem Besuch der Marine.
© Quelle: IMAGO/Chris Emil Janßen
Berlin. Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Wolfgang Hellmich, unterstützt die Forderung von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) nach einer Erhöhung des regulären Wehretats von jetzt 50 auf 60 Milliarden Euro.
„Er braucht mehr Geld“, sagte Hellmich dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Zwar gebe es das Sondervermögen für die Bundeswehr von 100 Milliarden Euro, aus dem neue Waffensysteme beschafft würden, „aus dem laufenden Verteidigungsetat müssen aber die Waffensysteme ersetzt werden, die wir in die Ukraine abgeben. Dazu kommen steigende Personalkosten, Ausgaben für Munition, die Instandsetzung von Liegenschaften und die Verteidigungsplanung der Nato, verbunden mit dem 2‑Prozent-Ziel. Da müssen wir verlässlich sein.“ Hellmich betonte: „Damit nähern wir uns 60 Milliarden Euro. Vermutlich wird der Betrag sogar noch etwas darüber liegen. Sonst werden wir unsere Zusagen an die Nato nicht halten können.“
Kritik an Beschaffung
Der Haushaltsexperte der Grünen-Bundestagsfraktion, Sven-Christian Kindler, sagte dem RND hingegen: „Der Verteidigungsetat ist von 33 Milliarden Euro im Jahr 2015 auf heute 50 Milliarden Euro rasant angewachsen, ohne dass es zu spürbaren Verbesserungen der Leistungsfähigkeit der Bundeswehr gekommen ist.“ Es bestünden vielmehr weiter große Strukturprobleme besonders im Beschaffungswesen, die nicht durch mehr Geld zu lösen seien. Auch seien aus dem Sondervermögen bisher erst 13 Milliarden Euro verplant. Kindler erinnerte überdies an die Übereinkunft im Koalitionsvertrag, wonach Steigerungen im Wehretat durch Steigerungen der Ausgaben für humanitäre Hilfe, Entwicklungszusammenarbeit und internationalen Klimaschutz ausgeglichen werden müssten. Das sei „von zentraler Bedeutung“.
Der Vorsitzende des Europaausschusses im Bundestag, Anton Hofreiter (Grüne), sagte wiederum, man werde sich der Forderung von Pistorius „nicht verweigern können. Aber es besteht die Gefahr, dass das Geld nicht sinnvoll oder auch gar nicht ausgegeben wird. Die ersten Panzerhaubitzen 2000 sind noch vor der Sommerpause an die Ukraine geliefert worden, aber noch immer ist nichts nachbestellt.“
Konkurrenz der Ziele
Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken hatte der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ gesagt: „10 Milliarden Euro sind eine Menge Geld.“ Sie verwies auf weitere Vorhaben der Ampelkoalition wie den sozialökologischen Umbau, den Ausbau der digitalen Netze, die Überwindung der Kinderarmut und die Herstellung gleicher Bildungschancen – sowie das Dringen der FDP auf Haushaltskonsolidierung. Da müsse man Prioritäten setzen. Grünen-Chef Omid Nouripour hatte einer Erhöhung des Verteidigungsetats am Montag eine Absage erteilt, dies aber am Dienstag relativiert.
Die Vorsitzende des Bundestagsgremiums „Sondervermögen Bundeswehr“, Wiebke Esdar (SPD), erklärte, es sei Teil der Aufgabe von Pistorius, mehr Mittel für die Bundeswehr zu fordern. Finanzieller Spielraum entstehe aber nur, „wenn sich bei den Einnahmen etwas tut“. Dann lasse sich über zusätzliche Mittel für Bildung, Gesundheit, Infrastruktur und Verteidigung sprechen.