Verkehrsunternehmen schränken Fahrpläne ein: „Krankenstände von tageweise über 20 Prozent“
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Ein Bus der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) mit dem Hinweis „Nicht einsteigen“ steht an der Haltestelle Neumarkt.
© Quelle: Thomas Banneyer/dpa
Wegen der anhaltenden Infektionswelle in Deutschland müssen zahlreiche Verkehrsunternehmen in Deutschland inzwischen Konsequenzen ziehen. Unternehmen in Stadt und Land überlegen derzeit oder seien bereits gezwungen, den Fahrplan teilweise einzuschränken, erklärt Harald Kraus, Vorsitzender des Personalausschusses beim Verband Deutscher Verkehrsunternehmen, der mehr als 640 Unternehmen des öffentlichen Personen- und des Eisenbahnverkehres vertritt. „Das betrifft zum Beispiel als erstes Verstärkerfahrten, eher touristische Angebote oder solche in der Tagesrandzeit“, sagte Kraus dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Die Verkehrsbetriebe disponieren intern um, die Kolleginnen und Kollegen helfen sich gegenseitig und springen füreinander ein, so Kraus. „Zu der Jahreszeit sind Erkältungswellen nicht ungewöhnlich und doch sind Krankenstände von tageweise über 20 Prozent ein Novum in den letzten Jahrzehnten.“
Hoffnung macht die neue Analyse des Robert-Koch-Instituts (RKI). Demnach ist seit den Weihnachtsfeiertagen ein erster Rückgang der akuten Atemwegserkrankungen zu beobachten. Die Werte liegen allerdings trotzdem noch über denen der Vorjahre, heißt es. Die Experten gehen davon aus, dass es in der vergangenen Woche ca. 6,4 Millionen akute Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung gab. Den Hauptteil machten Grippeviren aus.
Krankheitswelle im ÖPNV: ausgedünnte Fahrpläne und Zugausfälle
In vielen Großstädten, aber auch im ländlichen Raum, gibt es nach Angaben der ansässigen Verkehrsunternehmen Einschränkungen aufgrund der Krankheitswelle. In der Region München gibt es schon länger Notfallfahrpläne mit stark ausgedünnten Takten, in Bremen will man ab kommenden Montag (9. Januar) den Fahrplan auch zu Stoßzeiten ausdünnen. „Wir haben intern alle personellen Reserven und Maßnahmen ausgeschöpft“, heißt es vom örtlichen Verkehrsunternehmen. In mehreren Bundesländern, darunter in Nordrhein-Westfahlen und Baden-Württemberg, fallen auch Züge auf Regionallinien aus.
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© Quelle: dpa
Die Kölner Verkehrsbetriebe kürzen ab dem 6. Februar Verstärkerfahrten und dünnen ab dem 1. März den Takt mehrerer Linien nochmals aus. Ein außergewöhnlich hoher Krankenstand beim Fahrpersonal habe in den vergangenen Wochen für zahlreiche Fahrtausfälle und Beschwerden der Fahrgäste gesorgt, räumte man ein und rechnet mit einem zweiten Höhepunkt der Krankheitswelle beim Personal für die Zeit nach Weihnachten. „Wir versuchen nun eine Gratwanderung zwischen dem, was wir den Fahrgästen, und dem, was wir unserem Fahrpersonal zumuten können.“
Personalmangel verschärft Lage beim ÖPNV zusätzlich
Die krankheitsbedingten Engpässe der Verkehrsunternehmen werden durch den allgemeinen Personalmangel in der Branche noch verschärft. In allen Bereichen sei der Personalbedarf groß und steige weiter, warnt Kraus: „Bis 2030 geht die Hälfte der Fahrerinnen und Fahrer in den Ruhestand.“ Jedes Jahr verliere man altersbedingt mindestens 5500 Fahrerinnen und Fahrer bei Bussen und Bahnen.