Linken-Chefin Wissler fordert Bildungsoffensive für 100.000 neue Lehrkräfte
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Fordert mehr Geld für Bildung: Janine Wissler, Parteivorsitzende der Linken.
© Quelle: Britta Pedersen/dpa/Archivbild
Berlin. Angesichts des bundesweiten Lehrermangels an Schulen hat die Parteivorsitzende der Linken, Janine Wissler, eine gemeinsame Kraftanstrengung von Bund und Ländern in Form einer Bildungsoffensive gefordert, um die Situation zu verbessern. „Eine Bildungsoffensive muss zum Ziel haben, dass 100.000 neue Lehrkräfte und 200.000 Erzieherinnen und Erzieher zusätzlich eingestellt werden können“, sagte Wissler dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Die Parteichefin kritisierte, Lehrkräfte würden dort am meisten fehlen, wo sie am nötigsten sind, in den benachteiligten Stadtvierteln. „Der Zugang zu Bildung ist weiterhin in Deutschland stark von der sozialen Herkunft abhängig“, betonte Wissler.
Schulsozialarbeit sei ein wichtiger Brückenkopf, der an jeder Schule, egal wo und in welchem Gebiet der Republik, fest integriert werden müsse, sagte Wissler. „Auf 150 Schülerinnen und Schüler muss es mindestens eine Person für die Sozialarbeit geben, damit diese Aufgabe dem Anspruch gerecht geleistet werden kann“, forderte die Parteichefin der Linken.
Wissler nannte die aktuellen Zahlen zum Lehrermangel „erschreckend“ und einen „Weckruf“. Seit Jahren habe es Warnungen gegeben, dass sich der Lehrkräftemangel massiv verschärfen werde, und jahrelang habe man mit der vermeintlichen „demografischen Rendite“ begründet, dass man nicht genug Lehrkräfte ausbildet und einstellt.
Verbesserung der Arbeitsbedingungen
„Das rächt sich jetzt“, sagte Wissler und fügte hinzu: „Wir brauchen eine gemeinsame Anstrengung von Bund und Ländern, um mehr Studienplätze für das Lehramt und gute Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte zu schaffen.“ Dazu gehörten auch kleinere Klassen, unbefristete Verträge und der Ausbau der Schulsozialarbeit. „Hier darf sich die Ampel nicht aus der Verantwortung stehlen und auf die Zuständigkeit der Länder verweisen“, betonte Wissler.
Es sei Aufgabe der Bundesregierung, mit einer vernünftigen Steuerpolitik dafür zu sorgen, dass die Länder ihren Aufgaben überhaupt nachkommen könnten. Die Wiedererhebung der Vermögenssteuer, die vollständig an die Länder ginge, könnte die Bildungsfinanzierung auf neue Füße stellen.
Laut Deutschem Schulbarometer, für das bundesweit Schulleitungen befragt wurden, halten derzeit zwei Drittel (67 Prozent) den Personalmangel für die größte Herausforderung an ihrer Schule. Mit 80 Prozent wird er demnach besonders häufig an Schulen in sozial schwieriger Lage genannt, wie aus der repräsentativen Befragung im Auftrag der Robert-Bosch-Stiftung hervorgeht, die am Mittwoch in Stuttgart veröffentlicht wurde.